Bürgerdialog

Zwischen Schlaglöchern und Flächenverbrauch: Giengens OB Dieter Henle im Dialog mit Bürgern

Bei „Henle hautnah“ in der Giengener Walter-Schmid-Halle ging es um herumliegenden Müll ebenso wie um die großen Fragen der Zukunft. Oberbürgermeister Dieter Henle stellte Optionen vor, wie der Flächenverbrauch geringer gehalten werden könnte.

Fehlende Ausdauer kann man Dieter Henle sicherlich nicht vorwerfen: Drei Stunden lang erläuterte der Giengener Oberbürgermeister am vergangenen Mittwoch im blauen Saal der Walter-Schmid-Halle die laufenden Vorhaben und aktuellen Entwicklungen in der Stadt und den Teilorten und stellte sich zahlreichen Fragen. Zwischen 50 und 60 Bürgerinnen und Bürger nahmen an „Henle hautnah“ teil.

Der OB stand Rede und Antwort und notierte sich alle Anregungen, wohl auch aus der Überzeugung heraus, dass ein positives Lebensgefühl in einer Stadt nicht immer den großen Wurf braucht. Vogelschutzdeckel auf Mülleimern, damit neugierige Vögel keinen Abfall herauszupfen können, weitere Flächen für Graffiti-affine Jugendliche, ein Zebrastreifen auf dem Weg zum Kaufland – all das, versprach Henle, werde im Rathaus geprüft.

Flächenverbrauch treibt Menschen weiter um

Klar ist aber auch, dass Flächenverbrauch nach wie vor viele Menschen in Giengen umtreibt, vor allem, wenn Flächen für Logistikhallen oder Freiflächen-Photovoltaik verwendet werden sollen. In einem weitgreifenden Spagat versuchte Henle, beide Themen – Gewerbeparks und Solarstromproduktion auf der grünen Wiese – in ein anderes Licht zu stellen.

Der Giengener Industriepark A7 werde nach dem bevorstehenden Verkauf letzter Flächen dem Stadtsäckel einen zweistelligen Millionenbetrag erlöst haben, die angepeilte Marke von 1000 Arbeitsplätzen wird nach Henles Überzeugung erreicht werden. Eine offene Flanke ist freilich, dass vor allem die großen Logistikhallen auf den Dächern zwar begrünt sind, aber keine PV-Anlagen aufweisen, während eine Projektgesellschaft auf einer landwirtschaftlichen Fläche nebenan eine große Freiflächen-PV-Anlage plant.

Die riesigen Dachflächen im Giengener Industriepark an der A7 sollen zumindest zum Teil mit PV-Anlagen ausgestattet werden. Foto: Geyer-Luftbild

Wie bereits berichtet, ist die Installation solcher Anlagen auf den Hallendächern statisch möglich, erste Eigentümer haben auch Bereitschaft zur Nachrüstung signalisiert. Der Engpass, so Henle, entsteht beim Anschluss ans Stromnetz. Zwar könnte ein guter Teil des erzeugten Stroms für den Betrieb der Lagerhallen genutzt werden, um den Rest abzuleiten, fehlt es derzeit aber offenbar an Netzkapazität. Mehrmals versicherte der OB jedoch, die Freiflächenanlage neben dem GIP A7 werde frühestens dann gebaut, wenn die Dachflächen belegt sind. Derzeit verfolge man die Strategie, Halleneigentümer und PV-Projektentwickler zu vernetzen. Diese Gespräche gelte es abzuwarten.

PV-Lärmschutz an der Autobahn?

Bei „Henle hautnah“ in Hürben war die Frage nach möglichen PV-bestückten Schutzwänden gegen den Autobahnlärm aufgekommen. Wie Henle berichtete, sei die Stadt an die zuständige Autobahn GmbH mit der Frage herangetreten, ob vorrangig die Hürbetalbrücke mit solchen Schutzwänden ausgerüstet werden könnten. Die Antwort der bundeseigenen Gesellschaft fasste der OB salopp zusammen: „Könnt ihr machen, aber ihr zahlt das selber.“ Prüfen will die Stadt nun, ob die Grundstückseigentümer entlang der A7 bereit wären, Streifen ihrer Flächen für den Bau von PV-Wänden abzutreten.

Viel Raum nahm auch die die Südstadt mit der Kernstadt verbindende Brücke in Anspruch. Gleich mehrere Bürger beklagten vor allem den schlechten Zustand der Radwege auf der Brücke, der vor allem in Sachen Sicherheit bedenklich sei. Man sei im Austausch mit dem zuständigen Regierungspräsidium, betonte Henle. Die Stadt sei sogar bereit, quasi in Vorleistung zu gehen und Teile der Brücke zu sanieren und sich die Kosten dann erstatten zu lassen. Einen konkreten Zeitplan könne er aber noch nicht vorstellen, sagte der OB.

Entlang der Ulmer Straße soll hingegen noch dieses Jahr neu beschildert werden, damit der Schwerverkehr künftig über das Pelletwerk in Richtung Fernstraßen umgeleitet wird. Im Anschluss werde man prüfen, ob weitere Maßnahmen wie Nachtfahrverbote für Lkw oder ein Tempolimit nötig sind.

Breitband: Spatenstich erst im Frühjahr?

Noch vor wenigen Wochen teilte der Breitbandanbieter BBV auf Anfrage der HZ mit, dass man noch dieses Jahr in Hürben mit dem Breitbandausbau beginnen werden. Zwischenzeitlich wurde der Verkauf des Unternehmens bekannt. Wie OB Henle am Mittwochabend erklärte, gehe er davon aus, dass die Integration von BBV in ein neues Unternehmen etwas Zeit in Anspruch nehmen werde. Er nehme an, dass der erste Spatenstich erst im Frühjahr 2025 erfolgen werde.

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