Zwischen Wunsch und Wirklichkeit

Kommentar von Jan Beigelbeck zur Nahversorgung in Burgberg

Die Burgbergerinnen und Burgberger können für ihre vergleichsweise guten Möglichkeiten zur Nahversorung dankbar sein und sollten das Angebot besser nutzen. Ein Kommentar von Jan Beigelbeck.

Kommentar von Jan Beigelbeck zur Nahversorgung in Burgberg

Hier gibt’s ja gar nichts mehr! Dieser Vorwurf ist auf dem Dorf immer wieder mal zu hören, wenn Läden geschlossen werden oder es gar kein Angebot mehr gibt. Das ist durchaus nachvollziehbar.

In Burgberg können die Menschen froh sein. Froh darüber, dass in ihrem Ort mit etwa 1700 Einwohnerinnen und Einwohnern ab Freitag zwei Lebensmittel-Läden für die Nahversorgung sorgen. Zum Vergleich: Im Giengener Teilort Sachsenhausen gibt es gerade mal einen kleinen Selbstbedienungsladen mit Automaten, in Hürben wird ein solcher aktuell gebaut.

Olaf Holzer hat mit der Eröffnung des „Oberberger Lädles“, das übrigens auch als Treffpunkt dienen sollte, im Juni 2023 Initiative gezeigt. Er wollte den Burgbergerinnen und Burgbergern damit Gutes tun. Jetzt, ein halbes Jahr später, muss er mangels Nachfrage mit dem Gedanken spielen, den Laden schon wieder dicht zu machen. Das wäre mehr als schade. Und die Frage müssen sich die Burgbergerinnen und Burgberger stellen lassen: Wie passt das mit dem Verlangen nach mehr Geschäften, Möglichkeiten und Leben auf dem Dorf zusammen?

Die möglichen Gründe sind altbekannt: Der Laden ist teurer als der nächstgelegene Discounter. Die Auswahl ist deutlich kleiner. Der Einkauf wird am liebsten auf einmal erledigt. Holzer vermutet, dass auch die Lage seines Ladens auf dem Berg ungünstig ist. Oder kommen die Menschen mit der Mischform aus klassischem Laden und Selbstbedienungsladen mit Bezahlen über eine App nicht zurecht? Die entscheidende Frage nach dem Wert eines Dorfladens für die Bewohner stellt Holzer selbst: Inwieweit bin ich bereit, meine Gewohnheiten zu ändern und gegebenenfalls Mehrkosten auf mich zu nehmen? Diese Frage haben sich offensichtlich bisher zu wenige gestellt.

Die Zukunft des „Oberberger Lädles“ scheint düster, aber noch nicht schwarz. Olaf Holzer hat noch nicht aufgegeben und sucht nach Möglichkeiten, seinen Laden beliebter zu machen. Sollte das klappen, hätten alle was davon. Reiner Walentin steht hingegen noch in den Startlöchern. Immerhin sind seine Getränke länger haltbar als Holzers Sahne oder Gemüse.

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