Zweitausendsiebenhundertfünfundneunzig. So viele Fotos hat der durchschnittliche Smartphone-Nutzer auf seinem Handy gespeichert. Kein leichtes Unterfangen, da gezielt fündig zu werden, oder noch anspruchsvoller: die liebsten Motive auszusuchen. Ein ähnliches, wenn auch analogeres Dilemma, hat in den vergangenen Monaten das Naturtheater Heidenheim beschäftigt.
Der Anlass: 100 Jahre Freilichtbühne. Die Idee: 100 Bilder aus 100 Jahren zu einem Bildband zu verknüpfen. Das Problem: Es gibt weit, weit mehr als 100 Bilder, die zur Auswahl stehen. Und doch ist es gelungen. Christian Horn, Mitglied des Naturtheaters, und Manfred Allenhöfer, ehemaliger Kulturredakteur der Heidenheimer Zeitung, haben ein Jahrhundert Theatergeschichte zusammengefasst. Dabei hatte anfangs kaum jemand dieses Jubiläum auf dem Schirm gehabt.
Naturtheater Heidenheim: Schauspieler und Kritiker arbeiten zusammen
Nachdem der Verein an sich – anders als die Freilichtbühne – bereits vor fünf Jahren sein 100-Jähriges ebenfalls in Form eines Buches zelebriert hat, sei das Interesse auf dem Schlossberg an einem weiteren Druckerzeugnis zunächst nicht sonderlich groß gewesen, wie Manfred Allenhöfer erzählt. Letztlich entschied man sich allerdings doch dafür, wenn auch in anderer Form. Bildlastiger, in erster Linie.
Die Aufgabe sollten schließlich Christian Horn und Manfred Allenhöfer übernehmen. Auf der einen Seite einer, der seit 1988 fest mit dem Naturtheater verschmolzen ist, sei es als Schauspieler oder als Bühnenbildner. Und auf der anderen Seite einer, der über drei Jahrzehnte lang keine einzige Premiere des Naturtheaters ausgelassen und die meisten davon sogar in der Zeitung wahlweise gepriesen oder verrissen hat.
Ein Akteur und ein Kritiker – kann das gutgehen? Absolut, sind sich die beiden einig. „Zwei Zugänge, ein Interner und ein Externer, das hat sich ziemlich gut ergänzt“, findet Allenhöfer. „Außerdem hat Christian Horn ein bewundernswertes Gedächtnis.“ Jenes kam dem beiden durchaus zugute. Denn obwohl das Naturtheatereigene Archiv gut geordnet ist, schwank der Bildumfang je nach Stück und Jahr dann doch enorm.
„Gerade aus den 80er-Jahren haben wir kaum anständige Bilder“, erzählt Horn. In Fällen wie diesen konnte das Duo auf das Fotoarchiv der Heidenheimer Zeitung zugreifen. Als größte Herausforderung sollte sich jedoch eher der gelegentliche Überfluss an Material erweisen. „Unser Anspruch war es, aus jedem Jahr nur ein einziges Bild herauszusuchen. Wenn wir aber 1000 Bilder pro Stück hatten und 100 davon geil sind, fiel die Auswahl entsprechend schwer“, so Horn.
Bildband Naturtheater Heidenheim mit Skizzen und Plakaten
Ganz geklappt hat es am Ende dann nicht. Oder doch? Das kommt wohl darauf an, wie man den Bildband betrachtet. Tatsächlich beschränkt sich die Auswahl auf ein Bild pro Jahr – insgesamt sind es eigentlich sogar 101 Jahre, denn auch die bevorstehende Spielzeit wurde berücksichtigt. Ganz zurückhalten konnten sich Allenhöfer und Horn aber nicht, weshalb einige zusätzliche Impressionen, aber auch Plakate, Skizzen und Bühnenpläne den Band abrunden.
„Das ist dadurch bedingt, dass wir in diesem Band eine stark verknappte Sammlung zusammengestellt haben. In den vergangenen hundert Jahren gab es im Naturtheater ja weit mehr als 100 Stücke“, wie Allenhöfer unter anderem mit Blick auf die Kinder- und Herbststücke sowie Wintermärchen, die das Jahresprogramm ergänzen, erklärt. Das Pluszeichen hinter „100 Bilder“ im Buchtitel soll darauf entsprechend hinweisen. Ebenso der Untertitel „Das erste Jahrhundert kreativer Bühnenkultur“. „Wir hoffen natürlich, dass es weitergeht“, wünscht sich nicht nur Manfred Allenhöfer.
Wo der Naturtheater-Bildband erhältlich ist
Der Bildband mit dem Titel „100 Jahre – 100 Bilder“ ist zum Saisonstart exklusiv im Naturtheater erhältlich. Angedacht ist, den Band zu einem späteren Zeitpunkt zusätzlich über den Heidenheimer Buchhandel zu vertreiben.