13 Jahre nach der Tat in Heidenheim: Warum das Verfahren jetzt eingestellt wurde
Der Mordfall Maria Bögerl bleibt bis auf Weiteres ungeklärt. Die Staatsanwaltschaft Ellwangen und das Polizeipräsidium Ulm haben an diesem Montag mitgeteilt, dass das Ermittlungsverfahren eingestellt wurde. Die Suche nach dem Täter ist damit allerdings nicht für immer zu den Akten gelegt.
So begründen die Ermittlungsbehörden ihre Entscheidung
„Nach 13 Jahren intensivster gemeinsamer Ermittlungsarbeit von Polizei und Staatsanwaltschaft und der Auswertung von über 10.000 Spuren“ sei das Verfahren wegen Entführung und Ermordung von Maria Bögerl eingestellt worden, heißt es in einer jetzt veröffentlichten Verlautbarung. Der Täter konnte bislang nicht dingfest gemacht werden, und weitere Ermittlungsansätze liegen aktuell nicht vor.
So geht es jetzt weiter
Der Fall wird weiterhin beim Polizeipräsidium geführt und verbleibt dort in der Zuständigkeit des polizeilichen Hauptsachbearbeiters und des ehemaligen Leiters der schon vor Längerem aufgelösten Sonderkommission (Soko) Flagge. Das geschehe, „um alle notwendigen Detailkenntnisse zum Sachverhalt in erfahrener Hand zu belassen“, so der Wortlaut der Mitteilung.
So ist der offizielle Ermittlungsstand
Rund 1000 Aktenordner füllen die im Laufe der Zeit zu Papier gebrachten Einzelheiten. Als der damalige Soko-Chef, Leitender Kriminaldirektor Thomas Friedrich, der HZ-Redaktion vor gut drei Jahren den Stand der Ermittlungen erläuterte, öffnete er auch die Tür zu einem Raum unterm Dach der Ulmer Kriminalpolizei, in dem die Aktenordner Regale bis unter die Decke füllten. „Der Fall ist klärbar, und mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit stecken in den Spuren physikalische Daten drin, die uns zum Täter führen können – oder sogar sein Name“, zeigte er sich zuversichtlich.
Bis heute hat sich diese Hoffnung nicht erfüllt. Die wiederholte Vorstellung des Falls in der ZDF-Fahndundssendung „Aktenzeichen XY ungelöst“ half ebenso wenig, den Täter zu überführen, wie Gentests in Neresheim und Giengen. Die meisten der dazu aufgerufenen Personen gaben freiwillig eine Speichelprobe ab. Mehrere Dutzend Mal war ein richterlicher Zwangsbeschluss erforderlich, um die Angesprochenen zur Kooperation zu bewegen. Mehr als 8000 Abstriche kamen letztendlich zusammen. Zwar führte keiner davon zum ersehnten Treffer, allerdings haben die Ermittler diesen Trumpf nach wie vor in der Hinterhand. Sie verfügten früh über eine tatrelevante DNA-Spur, die Kriminaltechniker Uwe Bolz zufolge in unterschiedlich starker Ausprägung an verschiedenen Stellen zu finden war: in der Wohnung und im Auto des Opfers, am Auffindeort der Leiche und an Gegenständen, die der Täter mitgebracht hatte.
Die gesicherten Spuren und das zusammen mit Beamten der Operativen Fallanalyse beim Landeskriminalamt in Stuttgart sowie aus Bayern erstellte Profil zeichnen folgendes Bild von dem Gesuchten: zur Tatzeit 18 bis 65 Jahre alt, vermutlich Einzeltäter. Allerdings, so eine weitere Erkenntnis, waren Teile der Tat einfacher mit Hilfe einer weiteren Person zu verüben.
Nach und nach wurden mehrere Durchsuchungen von Häusern bekannt, die im Zusammenhang mit den Ermittlungen erfolgten. Ebenfalls im Sande verlief eine nach Königsbronn führende Spur: Nachdem ein dort wohnender, damals 47-Jähriger in offenbar alkoholisiertem Zustand in Hagen zwei Passanten gegenüber geäußert hatte, Maria Bögerl getötet zu haben, nahm ihn die 2017 Polizei fest. Schnell war er jedoch wieder auf freiem Fuß, entpuppte sich die vermeintliche Sensation als Luftnummer. Das DNA-Profil passte nicht zu dem Mann, der gegen ihn gerichtete Verdacht ließ sich folglich nicht erhärten.
So spielte sich die Tat 2010 ab
Maria Bögerl wurde am 12. Mai 2010 aus ihrem Wohnhaus in Schnaitheim entführt. Ihr Mann Thomas, damals Chef der Heidenheimer Kreissparkasse, erhielt vormittags während eines Termins beim seinerzeitigen Niederstotzinger Bürgermeister Gerhard Kieninger einen Anruf, in dem der Täter 300.000 Euro forderte. Deponiert werden sollten sie an der Autobahn 7 auf Höhe der Ortschaft Nietheim. Allerdings dauerte es längere Zeit, bis das Geld in der vorgegebenen Stückelung vorlag. Erst mit Verzögerung konnte Bögerl deshalb Richtung Ablageort losfahren. Abgeholt wurde das Päckchen dort anschließend nicht.
Drei Wochen lang wurde mit großem Aufwand nach Maria Bögerl gesucht. Am 3. Juni 2010 fand ein Spaziergänger die Leiche der 54-Jährigen in einem Waldstück zwischen Nietheim und Niesitz. Thomas Bögerl nahm sich im Juli 2011 in seinem Haus das Leben. Die Polizei stellte anschließend klar, dass der 56-Jährige zu keiner Zeit unter Tatverdacht gestanden habe.
Nun also der vorläufige Schlussstrich unter die Ermittlungen. Bis auf Weiteres bleibt somit nur der Satz, den der ehemalige Soko-Leiter Thomas Friedrich vor drei Jahren formuliert hat: „Wir hoffen auf den Arbeitssieg, mit dem das Herzblut und die Energie belohnt werden, die wir in unsere Arbeit stecken.“
Weitere Ermittlungen jederzeit möglich
Mord verjährt bekanntlich nicht. Das bedeutet, dass das jetzt eingestellte Ermittlungsverfahren im Fall Maria Bögerl jederzeit von Amts wegen wiederaufgenommen werden kann, sollten neue Ansätze vorliegen. Polizei und Staatsanwaltshaft weisen darauf hin, dass es eine DNA-Spur gibt, die eindeutig dem männlichen Täter zuzuordnen ist.