Jazz-Gala mit Max Mutzke in Heidenheim: Ab dem ersten Takt alles im Griff
Eine der besten Big Bands der Welt in der Stadt mit dem besten Aufsteiger Deutschlands – mit diesen Superlativen begrüßte Hans-Peter Zachary, der Manager der SWR Big Band, das Publikum zur Jazz-Gala am Samstagabend im vollbesetzten Martin-Hornung-Saal des Congress-Centrums. Und das nicht ohne seine Glückwünsche zum Aufstieg in die Bundesliga zu entrichten und zu verraten, wie sehr man in Stuttgart eine Relegation zwischen VfB und FCH gefürchtet hatte. Tiefstapelnd bezeichnete er sich noch als „Fahrer der Band“, um dann die Bühne zu verlassen. Denn die nahm dann ein anderer in Beschlag: Max Mutzke. Und der hatte schon von den ersten Takten an alle im Griff: Die Big Band, fünf Mal für den Grammy nominiert und jetzt damit ausgezeichnet worden, reagierte fast schon auf jeden Wimpernschlag des Sängers und Songwriters und zeigte, dass sie nicht nur selbst eine internationale Größe ist, sondern auch hervorragend im Zusammenspiel, unterstützend, aufgreifend, erahnend gar, und eine Soundkulisse präsentierend, die in ihrer Wucht und Präzision ihresgleichen sucht.
Das Publikum fest im Griff
Im Griff hatte Max Mutzke auch das Publikum, und auch das nahezu von der ersten Sekunde an. Jedes „Oh-Oh-Oh“, in welcher Tonfolge und Höhe auch immer gefordert, lieferte das Publikum nicht nur bereitwillig, sondern auch voller Begeisterung und Leidenschaft ab, hatte das Happening auf der Bühne – und als solches fühlte es sich an, wie spontan entstanden, aus dem Augenblick geboren, und dabei so professionell – doch längst die Zuhörer erfasst und mitgerissen.
Und auch die Backgroundsänger, die „Sugardaddys“, hatte Max Mutzke fest in seinen Händen, wo sie durchaus eigenständig ihre Stimmgewalt entwickelten und dabei auf alles eingingen, was Max Mutzke vorhatte und veranstaltete. Und das war eine ganze Menge: Also, wenn man Stefan Raab für etwas dankbar sein muss, dann dafür, dass er es war, der Max Mutzke aus seinem „Bullerbü im Schwarzwald“ – Max Mutzke über seinen Heimatort Waldshut-Tiengen – ins Rampenlicht der großen Bühne gerückt hat. Ein Vollblutmusiker, fürwahr, der mühelos mit seinem Können die Bühne beherrscht.
Motto “Soul viel mehr”
Das tat er mit seinen eigenen Songs, aber auch mit Arrangements bekannter Hits. Und ganz nach dem Motto des Abends „Soul viel mehr“ war das eben das Mehr, das nur ein Live-Auftritt bieten kann. „Die Welt hinter Glas“ neben „Men in Black“ in einem höchst erstaunlichen Tempo, „Wunschlos süchtig“ neben Leon Russells „A song for you“, zigfach gecovert, immer wieder neu zu entdecken, so auch in der Version von Max Mutzke, dessen kraftvolle Stimme im Zusammenspiel mit der SWR-Big-Band eine neue frische und ungemein betörende Variante bot. In der Big Band übrigens zwei Musiker mit Heidenheim-Bezug: Pianist Klaus Wagenleiter natürlich, dem in Heidenheim ein Platz oder eine Straße gewidmet werden müsse, wenn es nach Hans-Peter Zachary geht, und der nicht nur mit seinem expressiven Solo überzeugende Posaunist Lukas Jochner, Sohn von Kulturamts-Chef Matthias Jochner.
Immer wieder plauderte Max Mutzke mit seinem Publikum, erzählte Geschichten über das Leben, über die Liebe, auch Schwabenwitze, und er verriet auch, dass er mit der SWR Big Band vor allem ein Lied immer ins Programm nehmen müsse: „Me and Mrs. Jones“ – und das Publikum war darüber hoch erfreut, diesen Klassiker mit diesen exzellenten Musikern zu hören zu bekommen. Balladen wie „Schwerelos“ wechselten sich ab mit Krachern wie „Empire state of mind“, und die freundlich erteilte Genehmigung zum Ausrasten wurde weidlich ausgenutzt. „So viel mehr“ war einer der letzten Songs des Abends, und das nahm Max Mutzke zum Anlass, noch einmal in einen feurigen musikalischen Dialog mit seinem Publikum zu treten: Die von ihm offerierten Stichworte Liebe, Gute Geschichten, Kunst und Kultur, Respekt, Demokratie, Fußball wurden wie gewünscht vom Publikum mit „Mehr! Mehr! Mehr!“ beantwortet, was sicher Einigkeit in den genannten Werten bedeutete, aber auch für eine gewisse Unersättlichkeit im Publikum genommen werden kann.
Weiteres Highlight der Opernfestspiele
Auch der schönste Abend geht einmal zu Ende, so auch dieses Highlight im Rahmen der an Highlights gewiss nicht armen Opernfestspiele 2023 – viel zu schnell. Und tatsächlich ohne das eine, das bestimmte Lied? Klaus Wagenleiter ließ sein Klavier perlen, noch keinen Hinweis gebend, was da als Zugabe kommen würde. Groß war die Begeisterung, als es sich als Hinleitung zu dem Song entpuppte, der so etwas wie die Erkennungsmelodie von Max Mutzke ist: „I can’t wait until tonight“. Mit diesem Lied belegte er 2004 den achten Platz beim Eurovision Song Contest. Und die Mitsingbereitschaft des Publikums konnte sicherlich auch dafür stehen, dass man es gar nicht erwarten könne, bis er wieder in Heidenheim auftritt.
Bereits 2015 einmal da
Max Mutze war bei seinem Auftritt bei der Jazzgala kein gänzlich Unbekannter in Heidenheim. Sein letzter Auftritt ist allerdings bereits ein Weilchen her: 2015 war das, damals ebenfalls gemeinsam mit der SWR-Big-Band.