Es war eine Woche der betrüblichen Ereignisse, die überregional am Donnerstag mit dem Anschlag in München ihren Höhepunkt erreichte. Nun könnte man denken, die Absage des Faschingsumzugs in Heidenheim am Samstag sei eine direkte Konsequenz daraus, aber das stimmt so nicht, denn schon zuvor hatte die Stadt strenge Auflagen verkündet und den Faschingsvereinen untersagt, die beiden Bundesstraßen zwischen Schloss-Arkaden und Eugen-Jaekle-Platz im närrischen Zug zu überqueren.
Es ist nur ein ironischer Seitenaspekt des Ganzen, dass die vermutlich an die 400 Teilnehmer des Umzugs die Straßen trotzdem überquert hätten und das auch in wahrscheinlich recht kurzer Zeit, da sich an die Vorführungen in den Schloss-Arkaden ein Festzug ab dem Eugen-Jaekle-Platz angeschlossen hätte.
Aber dazu ist es nicht gekommen, weil zwölf der 14 Vereine ihre Teilnahme unter diesen neuen Bedingungen verweigert haben. Verständlich und nachvollziehbar, denn das Signal aus dem Rathaus klang sehr deutlich nach: Diese Veranstaltung ist nicht erwünscht.
Um zu verstehen, welche Erfolgsgeschichte der Faschingssturm hinter sich hat, muss man auf das Heidenheim vor dem Jahr 2016, als es die Veranstaltung zum ersten Mal gab, zurückschauen: Es war faschingstechnisch betrachtet eine Diaspora, ganz im Gegensatz zum närrischen (und katholischen) Härtsfeld. Das neue Pflänzchen, das da gewachsen ist, wurde nun ausgerissen, und ob es noch einmal austreiben wird, ist fraglich.
Besonders unverständlich ist dieses Vorgehen der Stadtverwaltung, wenn man verfolgt, was Oberbürgermeister Michael Salomo bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit proklamiert: Dass die Belebung der Innenstadt seine persönliche Mission ist und über allen anderen Vorhaben der Stadt steht. Außer dem Projekt Elmar-Doch-Haus, das aufgrund seiner (finanziellen) Dimensionen in der Stadtgesellschaft umstritten ist, tut er aber nichts dafür, im Gegenteil: Regelmäßig wird in der Innenstadt Porzellan zerschlagen und immer mit dem Verweis auf Gesetzes- oder Sicherheitslagen, denen man sich als Verwaltung beugen müsse. Die Gastronomen können davon in Bezug auf die Außengastronomie ein Lied singen.
Es bleibt schwer zu verstehen, weshalb es nicht möglich ist, mit engagierten Akteuren rechtzeitig ins Gespräch zu gehen und nach kreativen Lösungen zu suchen, anstatt mühsam gewachsene Veranstaltungen zu verhindern. Natürlich ist die Sorge um die Sicherheit nachvollziehbar. Warum diese aber plötzlich vier Tage vor einem Faschingsumzug auftaucht und nicht für davor und danach stattfindende Demonstrationen gilt, wird das Geheimnis von OB Salomo bleiben.
Auch wenn es in der Härtsfeld-Gemeinde Dischingen andere Streitigkeiten gibt, die in einer Anfechtung der Gemeinderatswahl und einem Bürgerentscheid zum geplanten Rathaus-Neubau gipfeln, steht dort zumindest der traditionelle Umzug am Faschingssonntag (noch) nicht zur Debatte.
Sorgen, Ärger und betrüblichen Ereignissen zum Trotz: ein schönes Wochenende!