Einen typischen Ray Cooney hat das Sasse-Theater ins Programm genommen: „Einer für alles“ ist eine Komödie mit all dem, was Cooneys Komödien zu Welterfolgen gemacht hat, nämlich Tempo, Wortwitz, Skurrilitäten und Slapstick und eine große Menge an Verwechslungen. Alles in allem also eine echte Herausforderung für ein Amateurtheater. Am Samstag war die Premiere und – so viel gleich vorab – das Publikum im voll besetzten Theaterhäuschen in Schnaitheim war restlos begeistert.
Und dazu gab es auch allen Grund, denn auf der Bühne wurden die Pointen mit Schwung und Schmiss nur so abgefeuert. Und davon stecken reichlich in der Geschichte rund um einen Geldsegen, der nicht nur den Nutznießer auf Trab bringt. In den Charakteren steckt auch mächtig viel Komik: Der edle Geldgeber Johannes Hartburg (Michael Geisel) grantelt herum, dass es nur so eine Freude ist, und versucht, Alkohol- und Zigarrenkonsum vor der gestrengen Schwester (Christiane von Ohlen) zu verstecken, die ein Auge auf den sehr steifen und sehr korrekten und sehr kurzsichtigen Anwalt (Christoph Kicherer) geworfen hat.
Marc Jahraus glänzt in doppelter Doppelrolle auf der Bühne
Künstlerin und Erbin Ines Hartburg (Jenny Jahraus) bringt Kunstkritiker Boris (Lars Sörös-Helfert) in Verlobungsabsicht ins Haus, in das auch Erika (Lara-Sophie Wöhler) auf der Suche nach ihrem Mann einfällt, wodurch der vermeintliche Anwalt (hervorragend: Markus Beuther) auffliegen könnte. Butler Josef, glänzend gespielt von Dominik Offenhäuser, hat also alle Hände voll zu tun, unter anderem auch damit, diese für kleine und größere Zusatzeinkommen aufzuhalten.
Das Personal der Geschichte böte allein schon genügend Stoff für ein 1a-Bühnenvergnügen, und dann kommt noch der mögliche Empfänger des Geldsegens ins Spiel: Willy Nußbaum. Oder Helmut Nußbaum? Oder Michael Nußbaum? Oder vielleicht der Nußbaum aus Dresden? Alle vier tauchen schrittweise auf, und alle vier werden gespielt von Marc Jahraus in der doppelten Doppelrolle. Und der springt souverän vom nicht gerade hirnbegabten Willy zum stotternden Helmut und wieder zurück und hin zum Wiener Michael mit entsprechendem Dialekt und Tracht, und schließlich switcht er auch noch zu Sächsisch. Er ist der Dreh- und Angelpunkt des Geschehens, mit dem die Geschichte steht und fällt. Und sie fällt nicht, dafür sorgt er mit seinem herausragenden Spiel, mit dem er alle anderen im Ensemble mitreißt. Und das Publikum auch, das über rund zwei Stunden bestens unterhalten wird.
Knifflige Aufgabe gelöst
Das Regieteam Marion Hessenauer, Sarah Kundinger und Uwe Weinrich hat sich hier ganz offensichtlich richtig hinein gekniet. Allein das Verschwinden und Auftauchen von Marc Jahraus in der Rolle des vierfachen Nussbaums ist schon eine ganz schön knifflige Aufgabe, die hier so gelöst wurde, dass der Zuschauer ein ums andere Mal recht ins Staunen geraten kann. Das fein ausgeklügelte Bühnenbild von Tamara Hessenauer und ihrem Team bietet neben dem gelungenen Anblick auch die nötige Anzahl an Türen und Schleichwegen, die die vier Nußbaums elegant von und auf die Bühne bringen. Hinzu kommt die für eine Komödie unerlässliche Zutat Timing, und auch die fehlt hier nicht. Vor allem Marc Jahraus ist damit gut beschäftigt, er muss schließlich in Windeseile Kostüm und Habitus wechseln. Obendrein gab es noch so wunderbare Einfälle wie „Dann geh doch zu Osram“ oder „Cash in die Täsch“, um nur zwei zu nennen, an denen Regie und Spieler auch nicht gespart haben.
Und schließlich muss die Geschichte, so komplex und verwirrend sie ist, noch erzählt werden. Auch das gelingt, ohne dass der Zuschauer den Faden verliert. Kurz gesagt: „Einer für alles“ ist eines für alle, die mal wieder richtig herzhaft und unbeschwert lachen wollen.
Die weiteren Spieltermine:
Noch dreizehn Mal wird die Komödie „Einer für alles“ im Sasse-Theater gezeigt. Die weiteren Spieltermine sind 22. und 23. Februar, 1., 2., 7., 8., 15. und 16. März, 5., 25., 26. und 27. April. Beginn ist freitags und samstags um 20 Uhr, sonntags um 18 Uhr. Außerdem gibt es eine Matinee mit dieser Aufführung am Sonntag, 6. April, um 11 Uhr.