Premiere im Naturtheater Heidenheim

„Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel“: Wie eine Tasse heißer Kakao an einem klirrend kalten Wintertag

Das Wintermärchen „Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel“ feierte am Samstag Premiere im Naturtheater Heidenheim und zeigt: Konsumkritik und Festtagskitsch können sehr wohl Hand in Hand gehen.

Was ist das schlimmste Weihnachtsgeschenk, das man Kindern machen kann? Socken? Fast. Ein pädagogisch hochwertiges Lern- und Gesellschafts-Brettspiel? Nah dran. Die richtige Antwort ist jedoch viel grausamer: ein Spanienurlaub inmitten von Palmen und Sandstrand. Genau das droht dem jungen Ben. Wo? Im Naturtheater Heidenheim. Dort wird nämlich aktuell das von der Heidenheimer Zeitung präsentierte Wintermärchen „Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel“ gespielt. Am Samstag war Premiere.

Ben, gespielt von Maximilian Strobl, hat es in dem Stück wahrlich nicht leicht. Von seinen Mitschülern wird er gemobbt und mit weißen Weihnachten wird es wohl auch nichts, wollen seine Eltern ihn doch in den besagten Spanienurlaub schleppen. Eines Tages stürzt ein fliegender Bauwagen auf Bens Schulweg herab. In dem wohnt der allerletzte Weihnachtsmann, der den eher unweihnachtlichen Namen Niklas Julebukk (Randy Vogel) trägt. Zusammen mit dem Weihnachtsengel Matilda (Carolin Bader) und den Kobolden Fliegenbart (Thomas Schirm) und Kleckerbart (Christian Strobl) ist Julebukk auf der Flucht vor dem fiesen Waldemar Wichteltod (Ben Retetzki), der Weihnachten in das verwandeln will, was es – wenn wir ehrlich sind – schon seit geraumer Zeit ist: ein Fest des Konsums.

Ein Garant für Lacher: die Kobolde Fliegenbart (Thomas Schirm, links) und Kleckerbart (Christian Strobl). Foto: Markus Brandhuber

Konsumkritik steht im Fokus dieses modern angehauchten Theaterstücks, welches auf Cornelia Funkes Kinderbuch „Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel“ basiert. Glücklicherweise lassen sich Gesellschaftskritik und wohlig warme Weihnachtsgeschichten nicht erst seit Charles Dickens‘ gleichnamiger Erzählung wunderbar miteinander verbinden. Der Inszenierung des Regieduos Silke von Fürich und Stefan Ziegengeist mangelt es nämlich weder an dem einen noch dem anderen.

Ein ganz und gar bezauberndes Ensemble sorgt dafür, dass Konsumkritik niemals mit erhobenem Zeigefinger, Festtagskitsch dafür immer mit einem gewissen Augenzwinkern präsentiert wird. Allen voran schafft das Randy Vogel. Sein Niklas Julebokk wirkt stets ebenso liebenswürdig wie verpeilt und man möchte sich von seinem Grundoptimismus nur zu gerne anstecken lassen. Die meisten – absolut verdienten – Lacher kassieren Thomas Schirm und Christian Strobl als die beiden Weihnachtskobolde ein. Selbst wenn der Fokus in jenem Moment auf anderen Charakteren liegt, kann man die beiden feixend und Grimassen ziehend am Rande beobachten – nicht nur für die Kleinsten im Publikum ein Vergnügen.

Zombie-Nussknacker und ein Zar als Bösewicht

Die Großen finden insbesondere an den Bösewichten Gefallen. Ben Retetzki gelingt es hervorragend, die Figur des Waldemar Wichteltod zwischen bösartig-süffisant und kindgerecht-albern wandeln zu lassen. Ein weiteres Highlight: die beiden Nussknacker-Soldaten (Bernd Hummel, Dennis Kunz), die sich hölzern und stöhnend, fast schon zombieartig, bewegen und durchaus für einen gewissen Gruselfaktor sorgen.

Insbesondere bei den Schurken des Stücks lohnt sich ein intensiverer Blick auf die Kostüme. Die weißen, eisig anmutenden Kontaktlinsen der Nussknacker verleihen ihnen einen fast schon irren Blick. Und Wichteltod kommt in schwarzem Ledermantel und mit pelziger Uschanka auf dem Kopf wie ein winterlicher Zar daher. Ähnlich viel Detail steckt in dem liebevoll gestalteten Bühnenbild, welches zwar recht schlicht gehalten ist, dadurch aber nichts an optischem Reiz oder gar Effektivität einbüßt.

Will Weihnachten in ein Fest des Konsums verwandeln: Waldemar Wichteltod (Ben Retetzki). Foto: Markus Brandhuber

Doch zurück zu Weihnachten: Am Ende kommt es, wie es nicht anders hätte kommen können. Ben gelingt es, gemeinsam mit seiner neuen Freundin Charlotte (Magdalena von Fürich) und Julebokks Team, Wichteltod zu besiegen. Der letzte Weihnachtsmann auf dem Planeten kann nun endlich wieder ohne Angst vor Verfolgung seiner Arbeit nachgehen. Zurück bleibt im Naturtheater ein wohlig warmes Gefühl, nicht ungleich einer Tasse heißen Kakaos an einem klirrend kalten Wintertag. Zum Glück nicht in Spanien.

„Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel“ ist ausverkauft

Sämtliche Aufführungstermine des Wintermärchens sind bereits ausverkauft. Wer auch kurzfristig an der Tages- und Abendkasse nicht mehr an Karten kommt, kann zumindest auf den 2. Dezember blicken. An diesem Tag um 9 Uhr startet der Vorverkauf für die nächstjährige Sommerspielzeit. 2025 stehen „Alice im Wunderland“ und „Die drei Musketiere“ auf dem Spielplan.

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