Wer ein Denkmal umbaut, braucht einen langen Atem. Fast wäre Uli Grath dieser ausgegangen. Doch zum Glück hat der lange Anlauf für den Umbau nun doch auf die Zielgerade geführt. Gemeinsam mit dem Landesdenkmalamt hat er entwickelt und abgestimmt, um ein modernes Haus zu schaffen und dabei die schützenswerten Aspekte der Heidenheimer Industriegeschichte an der fast 200 Jahre alten Feilenhauerei zu erhalten.
„Wir werden so viele Maschinen dort lassen, damit der Produktionsprozess der Feilen abgebildet wird“, erzählt Grath. Die anderen Maschinen dürfe er als Leihgabe weitergeben. Ein Teil davon wird wahrscheinlich in der Feilenschleiferei in Königsbronn landen, wo der andere Part der Burrschen Feilenproduktion lief und die ein Verein als Museum betreibt.
Diese Woche startet die Renovierung am Gebäude, das etwas zurückgesetzt am Eugen-Jaekle-Platz gleich neben dem Schlossaufgang steht und viele Jahre lang dem Verfall preisgegeben war. Der Putz bröckelte, dazu kam Vandalismus, zerbrochenes Glas, was das Haus immer unansehnlicher machte. Schließlich entschied sich Uli Grath, das Gebäude zu kaufen und aus dem Dornröschenschlaf zu holen. Das war vor mehr als zwei Jahren. 1,5 Millionen Euro wird der Umbau laut Grath kosten.
Diese Pläne will Uli Grath für die Heidenheimer Feilenhauerei umsetzen
Nun ist das Gebäude eingerüstet, ein Kran steht. Als Erstes wird laut Uli Grath das Dach neu eingedeckt. Das Dach wird laut Grath ebenso wie die komplette Außenhaut nach den neuen Energiestandards wie ein Neubau gedämmt. Während oben vier Wohnungen entstehen, verfolgt Grath für das Erdgeschoss die Idee für ein Café und Co-Working-Spaces (Internet-Arbeitsplätze). „Aber ich will flexibel bleiben, das Haus soll atmen und je nach Bedarf angepasst werden.“ Besonders freut sich Grath, dass er vor dem Haus eine drei Meter breite Terrasse anlegen darf.
Mit Zeitprognosen zur Fertigstellung ist Grath vorsichtig. Sein Wunsch wäre es, wenn Wohnungen und Café bis zum Jahresende fertig wären. Im rückwärtigen Bereich soll auf der Werkstatt später noch ein Tiny-Haus aufgesetzt werden: „Ein schrilles Haus mit Spiegelfront, das Ganze lebt durch den Kontrast.“
Feilen aus dem Hause Burr
Die alte Feilenhauerei steht in enger Tradition mit der Heidenheimer Industriegeschichte. Das Baujahr des Gebäudes ist auf 1834 datiert, später wurde die Werkstatterweiterung auf der Rückseite und das Wohnhaus aufgestockt.
Die Feilen wurden in mehreren Arbeitsschritten sowohl in Heidenheim als auch in Königsbronn hergestellt. Die Oberfläche der Rohlinge wurden in Königsbronn geschliffen, in Heidenheim wurden danach die Kerben eingehauen, die die Feile überhaupt zum Arbeitswerkzeug machten.
Zuletzt wurden die Feilen bei rund 1000 Grad zum Glühen gebracht und danach im Wasserbecken abgekühlt. Dadurch wurde der Stahl so hart, dass damit anderes Metall bearbeitet werden konnte. Mitte der 1960er-Jahre wurde der Betrieb eingestellt.