Das Jubiläum ihrer Schule beschäftigt die rund 90 Schülerinnen und Schüler der Arthur-Hartmann-Schule schon seit längerer Zeit: Sie haben ausgiebig für ein Zirkusprogramm geprobt, das am Freitag vor Eltern und ehemaligen Schülerinnen und Schülern gezeigt wurde. Dazu wurde ein Zirkuszelt mit 300 Plätzen auf dem Schulgelände aufgebaut, das die passende Kulisse für die Feierlichkeiten zum 50-jährigen Bestehen der Schule lieferte. Die Kinder der benachbarten Rauhbuchschule waren schon am Vormittag zu Gast und konnten die Aufführung sehen.
Seit 1991 in der Heidenheimer Weststadt
Die Schule, in der Kinder mit sprachlichen Handicaps von Klasse 1 bis 6 unterrichtet werden, war anfangs in städtischer Trägerschaft in der Bergschule untergebracht. Fünf Jahre später übernahm der Landkreis die finanzielle Verantwortung für die Einrichtung, der Schulstandort wurde ins Schnaitheimer Jagdschlössle verlegt. Der Umzug ins neue Schulgebäude neben der Rauhbuchschule an der Nibelungenstraße in der Heidenheimer Weststadt erfolgte 1991. Die einstige Sprachheilschule heißt heute offiziell „sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum mit dem Förderschwerpunkt Sprache“.
Der offizielle Festakt, bei dem auch schon Kostproben aus dem Zirkusprogramm zu sehen waren, fand bereits am Donnerstag statt. Landrat Peter Polta bekannte, noch nie in einem Zirkuszelt gesprochen zu haben. Die Premiere gelang ihm jedoch mühelos. Er zeichnete die Geschichte der Schule nach und sprach von einer „sehr guten Entwicklung“. Der Herausforderung der Ganztagesschule stelle sich die Einrichtung schon seit 30 Jahren, so der Landrat. Er attestierte der Schulleiterin Heike Mack und ihrem Lehrerkollegium Herzblut und Engagement, das sich beispielsweise im neuen Schulgarten mit seinen Hochbeeten oder dem Außenklassenzimmer zeige. Die Schule übernehme eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe, indem sie das Recht auf Bildung und Zuwendung bei Schülerinnen und Schülern mit einem besonderen Förderbedarf umsetze.
Zugang zu Bildung und Gesellschaft
Heidenheims Oberbürgermeister Michael Salomo betonte, dass Sprache den Zugang zu Bildung und zur Gesellschaft ermögliche. Er selbst habe in der Realschule in Leutkirch, die er selbst besuchte, Menschen mit Einschränkungen in der angeschlossenen Sonderschule kennengelernt und bemerkt, dass diese „dafür andere Talente haben“.
Für das Göppinger Schulamt war Schulrat Andreas Kappeler zur Jubiläumsveranstaltung gekommen. Er lobte die Schule als herausragendes sonderpädagogisches Angebot. „Die Vielfalt und Individualität der Kinder, die hier täglich ein und aus gehen, ist in einer Rede nicht zu beschreiben“, sagte er. Die Einrichtung würde dabei helfen, mit sprachlichen Beeinträchtigungen umzugehen, die für Eltern anfangs auch besorgniserregend sein könnten. 30 Lehrerinnen und Lehrer kümmern sich in der Arthur-Hartmann-Schule um etwas mehr als 90 Schülerinnen und Schüler in acht Klassen, so Kappeler. Angeschlossen ist außerdem die Schule für Kranke, in der Kinder und Jugendliche bei längeren Klinikaufenthalten betreut werden.
Kappeler hob hervor, dass es sich um eine sogenannte Durchgangsschule handle: Kinder werden dort nur bis zur 6. Klasse unterrichtet, der Übergang an die Regelschule wird dadurch ermöglicht, dass nach dem Bildungsplan der Grundschule unterrichtet werde. Obwohl es mittlerweile einen Anspruch auf Inklusion gebe, würden sich immer noch sehr viele Eltern für die Arthur-Hartmann-Schule entscheiden, was für die Qualität der Schule spreche. Kappeler sprach von einem „massiv steigenden Bedarf“ an Sprachförderung.
Moses ein Arthur-Hartmann-Schüler?
Der evangelische Schuldekan Dr. Harry Jungbauer übernahm das Grußwort für die Kirchen und sicherte deren Begleitung und Unterstützung für die Arthur-Hartmann-Schule auch in Zukunft zu. Er sprach über die Aufgabe, Menschen sprach- und hörfähig zu machen, die schon im Alten Testament vorkomme. Jungbauer ging auf die Geschichte aus dem Buch Exodus ein, in der Jahwe Moses im brennenden Dornbusch erscheint und diesen anweist, die Israeliten aus Ägypten zu führen. Moses antwortet, er sei keiner, der gut reden könne, „mein Mund und meine Zunge sind nämlich schwerfällig“. Moses, so interpretierte es Jungbauer, wäre also auch ein potenzieller Schüler für die Arthur-Hartmann-Schule gewesen.
Der Namensgeber Arthur Hartmann
Benannt ist die Schule nach Prof. Arthur Wilhelm Hartmann, einem Sohn des Heidenheimer Firmengründers Paul Hartmann. Arthur Hartmann wurde am 1. Januar 1849 in Heidenheim geboren. Er studierte Medizin und wurde Hals-Nasen-Ohren-Arzt mit Praxis in Berlin. 1911 kehrte er nach Heidenheim zurück. Hier übernahm er die Leitung des Verschönerungsvereins, gründete einen Verein gegen den Missbrauch geistiger Getränke und war Mitbegründer eines alkoholfreien Speisehauses.