Zwischen Klinikum und Stadion

Baustart auf dem Heidenheimer Schlossberg für 95 Wohnungen und einen Kindergarten

Mit einem symbolischen Baggerbiss startete am Mittwochnachmittag der Bau eines neuen Wohnviertels auf dem Schlossberg in Heidenheim. Entstehen sollen Eigentums- und Mietwohnungen sowie ein Kindergarten.

Naturnahe Materialien statt 1970er Jahre Beton: So soll das neue Wohnquartier aussehen, das die Essinger Wohnbau auf dem Schlossberg neben dem Klinikum nach einem vierjährigen Anlauf baut. Entstehen werden fünf Gebäude, deren Fertigstellung umso schneller vorangehen soll. 2026 werden laut Plan die ersten der insgesamt 95 Wohnungen in fünf mehrstöckigen Gebäuden bezugsfertig sein.

Der symbolische Baggerbiss galt dem Schwesternwohnheim, das als letztes der acht alten Gebäude noch steht und bis September abgerissen wird, um Platz zu schaffen für das sogenannte neue Quartier, das den Namen „Schlosspark“ trägt. Nach Park sieht es momentan zwar noch nicht aus, doch das Grün soll in Form von neuer Baumbepflanzung und heller, begrünter Innenhöfe noch kommen, beschrieb Horst Ensslin, Geschäftsführer des Essinger Wohnbau, die künftige Umgebung.

Die Vorgeschichte: Warum die Planungen auf dem Heidenheimer Schlossberg so lange dauerten

Zum offiziellen Baustart hatten sich auf dem Schlossberg zwei Dutzend maßgeblich Beteiligte eingefunden: Vertreter der Landkreis- und Stadtverwaltung, Kreistag und Gemeinderat, der Kliniken Heidenheim, der Kreissparkasse Heidenheim und regionale Baupartner. Sie alle hatten an Stellschrauben gedreht, um den Weg für dieses nicht ganz unkomplizierte Vorhaben zu ebnen. Nicht nur Ausschreibung, Grundstücksverschiebungen, Baumfällungen und ein Bebauungsplan waren zu bewerkstelligen, sondern es musste 150 Mieterinnen und Mietern in den alten Gebäuden gekündigt werden. Ensslin und auch Landrat Peter Polta äußerten sich froh darüber, dass dies ohne Streitverfahren gelöst werden konnte. Damit das gelang, wurde zuvor schon entlang der Zufahrt zum Klinikum die neue Dialyse sowie 45 Mikroappartements für Mitarbeitende des Klinikums gebaut und eröffnet.

Heidenheims Landrat Peter Polta sprach von einem „Mammutprojekt“. Rudi Penk

Seit 2008 sei die Essinger Wohnbau in Heidenheim am Markt und habe mittlerweile 500 Wohnungen gebaut, sagte der Geschäftsführer der Essinger Wohnbau. Eines der größten Bauvorhaben war bislang die Wohnbebauung auf dem Ploucquet-Areal. Nun also der Sprung von der Stadtmitte unten hinauf auf den Schlossberg. „Bei der Entwicklung eines neuen Wohnquartiers wollten wir unbedingt dabei sein“, sagte Horst Ensslin. Es ist gelungen: Das Unternehmen gewann mit seinem Entwurf die europaweite Ausschreibung. „Dieser Ort ist der Auftakt und der Startschuss für die gesamte Quartiersbebauung“, so der Geschäftsführer.

Fünf Gebäude samt Kindergarten: Das ist in Heidenheim geplant

Die fünf neuen Wohngebäude werden die Adresse „Am Eichert“ haben. Ein zentrales Element des Projekts ist der Bau eines fünfgruppigen Kindergartens und 26 geförderter mietverbilligter Wohnungen. Erwerben wird diese die städtische Grundstücks- und Wohnungsbau Gesellschaft Heidenheim. „Die Stadt braucht Wohnungen“, sagte Oberbürgermeister Michael Salomo. Deshalb habe er keine Sorge, dass die Wohnungen leer bleiben könnten.

Heidenheims Oberbürgermeister Michael Salomo. Rudi Penk

Zwei weitere Gebäude wurden für die Kreissparkasse Heidenheim gebaut, die die Häuser schlüsselfertig erwerben und die Wohnungen vermieten werde, sagte Geschäftsführer Ensslin. Die Kreissparkasse Heidenheim hat bei dem Vorhaben eine zweite Rolle. Sie sei gemeinsam mit der Kreissparkasse Ostalb federführend bei der Finanzierung, die laut Ensslin zwischenzeitlich unter Dach und Fach ist. „In heutigen Zeiten ein solches Projekt zu finanzieren, dazu braucht es starke Partner.“

Insgesamt 36 Eigentumswohnungen in zwei weiteren Häusern wird die Essinger Wohnbau zum Verkauf anbieten und damit ab September in die Vermarktung gehen. Die Werbetrommel rührte Ensslin für die Finanzierungskonditionen: Die Essinger seien die ersten in der Region, die einen klimafreundlichen Neubau mit dem neuen KfW 40 Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude (QNG) erstellten. Dadurch hätten günstige KfW-Mittel reserviert werden können.  Zudem könnten Vermieter die neuen Wohnungen im Zuge des Wachstumschancengesetzes doppelt abschreiben.

Visualisierung der Gebäude Am Eichert 8 und 10 mit Eigentumswohnungen. Essinger Wohnbau

 „Laut dem Ifo-Institut werden 2026 nur 175.000 Wohnungseinheiten statt der von der Regierung vorgegebenen 400.000 Einheiten in Deutschland entstehen. Wir leisten hier mit Fertigstellungen ab 2026 einen wichtigen Beitrag gegen die Wohnungsknappheit, besonders in unserer Region Heidenheim und Ostwürttemberg“, sagte der Geschäftsführer abschließend.

Wie werden die neuen Häuser aussehen? Die Architektur unterscheidet sich laut Beschreibung wesentlich von der auf dem Ploucquet-Areal. Während im innerstädtischen Quartier die Gebäudeformen gleich sind, haben die Gebäude auf dem Schlossberg verschiedene Grundrisse. Architekt und Geschäftsführer Lars Fischer sprach von einem „bunten Mix aus verschiedener Architektur“. Gemeinsam haben die Gebäude naturnahe Farben und Materialien sowie Erschließungswege, die dem natürlichen Verlauf des Geländes folgten. Der Kindergarten bekommt eine Glasfront über zwei Stockwerke. Geplant sind unterschiedliche Wohnungsgrößen bis hin zu Penthousewohnungen. Trotz Höhenunterschied hob Fischer die Nähe zum Rathaus mit 800 Metern Entfernung hervor. Parkraum soll in Tiefgaragen entstehen.

FCH-Sportinternat und weitere Wohnformen

Die fünf Gebäude mit den 95 Wohnungen sind der erste Bauabschnitt auf dem insgesamt 37.000 Quadratmeter großen Gelände auf dem Schlossberg zwischen Klinikum und Schlosshau-Siedlung. Auf dem Papier entworfen sind bereits weitere Häuser, die Essinger Wohnbau spricht von Stadtvillen und Townhouses beziehungsweise Reihenhäusern für Familien mit Kindern. 173 Wohnungen befanden sich hier vor dem Abriss, im Endausbau sollen es 350 sein, so der Hinweis von Landrat Polta.

Doch bevor dieser Bau startet, wird die Essinger Wohnbau in direkter Nachbarschaft aktiv werden. Architekt Lars Fischer verwies auf die Pläne für ein Sportinternat, das die Essinger Wohnbau mit dem FCH erstellt habe. Baubeginn könnte in der Zeit um den Jahreswechsel sein.

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