Tierische Seelsorger

Besuch auf vier Pfoten: Wie Therapiehunde des DRK Patienten im Klinikum Heidenheim helfen

Wenn Icaro sein Halstuch angezogen bekommt, weiß er, dass es jetzt zur Arbeit geht. Zusammen mit seinem Besitzer Winfried Bendig besucht er Patienten im Klinikum Heidenheim und spendet ihnen Trost.

Immer freitags kommt ganz besonderes medizinisches Personal auf die Palliativstation C8 im Klinikum Heidenheim: Therapiehunde sorgen dort für Abwechslung und emotionale Entlastung der Patienten. Einer von ihnen ist Icaro, ein portugiesischer Wasserhund mit wuscheligem, schwarzem Fell und einem roten Halstuch. Begleitet wird er von seinem Besitzer Winfried Bendig, der sich ehrenamtlich in der tiergestützten Therapie engagiert. Gemeinsam bilden sie eines von vier sogenannten Besuchshunde-Tandems, die vom Kreisverband Heidenheim des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) koordiniert werden. Die kurzen Begegnungen mit den Hunden zaubern den Patienten oft ein Lächeln ins Gesicht und schaffen Momente der Leichtigkeit.

Er ist der Chef. Wenn er sein Halstuch trägt, weiß er, dass er arbeitet.

Winfried Bendig, Besitzer von Icaro

Ein Team mit Herz und Erfahrung

Winfried Bendig, der aus dem sonderpädagogischen Bereich kommt, sieht die Hundetherapie als eine wertvolle Ergänzung zur medizinischen Versorgung: „Die Hunde spenden Freude und sorgen für ein Stück Normalität.“ Betreut wird das Therapiehunde-Team von Angela Zell, die Koordinatorin für soziale Projekte beim DRK ist. Ist sie verhindert, springt auch mal der Kreisgeschäftsführer des DRK in Heidenheim, Mathias Brodbeck, ein. Ebenfalls mit im Boot ist Christiane Bücheler, die als verantwortliche Pflegefachkraft auf der Palliativstation die Hundetherapie mit organisiert hat. Sie und ihr Team haben sich bewusst für diese Therapieform starkgemacht und in Zusammenarbeit mit dem Chefarzt ein passendes Hygienekonzept entwickelt.

Therapiehund Icaro mit seinem Besitzer Winfried Bendig und Palliativ-Patientin Martina Grupp.
Therapiehund Icaro mit seinem Besitzer Winfried Bendig und Palliativ-Patientin Martina Grupp. Foto: Rudi Penk

Nicht jeder Hund eignet sich für die verantwortungsvolle Aufgabe. Die Ausbildung beginnt frühestens mit zwei Jahren und umfasst verschiedene Tests: Ein Eignungstest prüft das Verhalten des Hundes in unerwarteten Situationen, ein Schrecktest zeigt, wie gelassen das Tier auf plötzliche Berührungen reagiert. Die Besitzer absolvieren parallel dazu eine theoretische Schulung, in der sie unter anderem lernen, Stresssignale ihres Hundes zu erkennen und mit den besonderen Anforderungen einer Therapiesituation umzugehen. Erst nach bestandener Ausbildung dürfen die Teams offiziell tätig werden.

Begegnungen, die berühren

Jede Sitzung dauert etwa eine Stunde, wobei zwei bis drei Patienten besucht werden. Wie lange eine Therapieeinheit letztendlich geht, entscheidet Icaro jedoch selbst. „Er ist der Chef. Wenn er sein Halstuch trägt, weiß er, dass er arbeitet.“, so Bendig. Die Gestaltung ist flexibel und richtet sich nach den individuellen Bedürfnissen der Patienten. Manche möchten einfach nur den Hund streicheln, andere lassen sich gerne aktiv auf ein Spiel mit ihm ein. Icaro bringt verschiedene Gegenstände mit: einen Ball, ein Mäppchen mit Leckerlis zum Suchen oder einen Löffel für Patienten, die sich nicht trauen, ihn direkt aus der Hand zu füttern.

Manchmal legen sie sich einfach nur ruhig neben sie. Sie merken, wenn jemand Trost braucht.

Winfried Bendig, Besitzer von Icaro

Martina Grupp, eine Patientin auf der Palliativstation, freut sich jedes Mal auf Icaros Besuch. „Ich hatte als Jugendliche einen Hund, aber später nie wieder die Möglichkeit. Diese Begegnungen sind für mich eine wunderbare Abwechslung“, erzählt sie. Bendig beschreibt, dass die Hunde oft intuitiv spüren, was die Patienten brauchen. „Manchmal legen sie sich einfach nur ruhig neben sie. Sie merken, wenn jemand Trost braucht.“

Therapiehunde als wertvolle Unterstützung

Pflegefachkraft Christiane Bücheler bestätigt, dass das Angebot durchaus positiv angenommen wird. „Wir sehen, wie gut es den Patienten tut. Deshalb war es uns wichtig, diese Therapieform hier zu ermöglichen.“ Auch Mathias Brodbeck betont die Bedeutung der Therapiehunde: „Sie sind nicht nur eine emotionale Stütze, sondern können auch Ängste abbauen und für Entspannung sorgen. Es ist faszinierend, welche Fähigkeiten Hunde haben.“ Er finde es toll, dass Mensch und Hund dafür eingesetzt werden können, um anderen zu helfen.

Sie sind nicht nur eine emotionale Stütze, sondern können auch Ängste abbauen und für Entspannung sorgen. Es ist faszinierend, welche Fähigkeiten Hunde haben.

Mathias Brodbeck, Kreisgeschäftsführer des DRK Heidenheim

Momentan sind die Kapazitäten der DRK-Hundetherapie-Teams in Heidenheim ausgeschöpft. Einrichtungen, die Interesse an einem Besuch haben, können sich jedoch auf eine Warteliste setzen lassen. Da alle Hundeführer ehrenamtlich tätig sind, hängt das Therapieangebot maßgeblich von Spenden und Engagement ab. Dennoch sind sich alle Beteiligten einig: Die Therapiehunde sind eine Bereicherung und werden, wo immer möglich, weiter zum Einsatz kommen.

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