Die neuen Beton-Barrieren am Eugen-Jaekle-Platz in Heidenheim sind unübersehbar, brachial hässlich und das Gesprächsthema schlechthin in der Stadt. Man fragt sich: Warum jetzt? Und bringt das überhaupt etwas?
Ja, es gab zuletzt mehrere Anschläge, bei denen Menschen mit Autos in Menschenmengen gefahren sind. Und ja, in anderen Ländern sind Städte seit Jahren schon gegen Amokfahrten (besser und schöner) geschützt als bei uns. Der Anlass dafür war fast überall die Terrorfahrt von Nizza 2016. Das Ereignis, das in Deutschland hätte zu mehr Absicherung führen können, war spätestens die Tat vom Breitscheidplatz in Berlin. Auch das war 2016. Magdeburg und München sind auch schon Monate her. Man muss also fragen, warum tut man in Heidenheim erst jetzt etwas?
Andererseits: Warum nicht jetzt? Immerhin jetzt? Besser spät als nie? Ja, auch das stimmt. Aber es ist eben auch nicht mehr als das. Denn selbst wenn man jetzt den verkaufsoffenen Sonntag mit diesen Betonwänden und mobilen Würfeln umstellt, die nach Aussage der Stadtverwaltung nicht einmal vollen Schutz bieten können, was ist am Montag? Und am Dienstag? Dann sind große Teile der Innenstadt nämlich wieder per Auto erreichbar, zum Beispiel von der Grabenstraße aus. Und wie schon beim Faschingssturm, bei dem es ähnliche Sicherheitsbedenken gab, werden auch beim verkaufsoffenen Sonntag Trauben an Menschen die Olga- und Clichystraße queren. Vollkommen ungeschützt. Eine Zumutung ist die neue Situation zudem für Radfahrer am Jaekle-Platz und die Optik steht ohnehin außer Frage. Warum also dieser Schnellschuss?
Eine Entscheidung, die keine ist
Gegenfrage: Würden Sie Nein sagen, wenn man Sie das entscheiden ließe? Möchten Sie derjenige sein, der, falls dann doch etwas passiert, gegen das (wenn auch schlechte) Provisorium war und stattdessen nichts gemacht hat? Genau solch eine Situation ist hier entstanden. In dem Moment, als die Entscheidung gefordert wurde, gab es sozusagen nur diesen Weg aus ihr heraus.
Der Auftrag an die Verantwortlichen muss daher lauten: Weg mit dem scheußlichen Provisorium und schnellstmöglich her mit einer Lösung, die optisch taugt und die ihren Zweck erfüllt. Es ist überhaupt keine Option, dass es mehrere Jahre dauert, bis das final geregelt und gebaut ist und es im Herzen der Stadt so lange aussieht wie jetzt. Die Mauer muss weg! Schönes Wochenende!