Handel im Wandel

Fusion-Küche und Asia-Markt: Das ist neu in Heidenheims Innenstadt

Essen kommt, Mode geht: Drei Neueröffnungen gibt es in der Innenstadt, während ein Modelabel sich aus der Fußgängerzone in Heidenheim verabschiedet.

Fusion-Küche und Asia-Markt: Das ist neu in Heidenheims Innenstadt

Eine interessante Geschichte steckt hinter dem neuen India-Asia-Minimarkt in der südlichen Hauptstraße, oder besser gesagt hinter dem Inhaber Sunil Wüstefeld. Aus Indien wanderte er nach Deutschland aus, fasste in Neu-Ulm Fuß, heiratete seine erste Frau und bekam ein Kind. Der Weg nach Heidenheim war einer zufälligen Begegnung mit dem Heidenheimer Speditionsunternehmer Dr. Wolfgang Kentner geschuldet. Dieser habe ihn als persönlichen Assistenten eingestellt, was er zehn Jahre lang gewesen sei. Nach Kentners Tod im Frühjahr 2022 sei er in Heidenheim geblieben, wo er heute auch mit seiner zweiten Frau und den beiden gemeinsamen Kindern lebt. Zur Familie von Kentner habe er bis heute Kontakt. Doch sei klar gewesen, dass er sich beruflich neu orientieren müsse.

Der Duft Indiens an der Heidenheimer Hauptstraße

Schließlich habe er sich dazu entschieden, im Gebäude an der Ecke südliche Hauptstraße und St.-Pöltener-Straße einen Laden mit überwiegend asiatischen und indischen gepaart mit ausgesuchten afrikanischen und spanischen Lebensmitteln zu eröffnen. Dutzende Linsensorten, Reisarten, Tees, Gewürze und Pasten finden sich in den Regalen, zudem frische Waren wie Naan-Brot oder Fisch. Überrascht sei er vom großen Anteil an deutscher Kundschaft, die etwa die Hälfte ausmache. Doch auch Südamerikaner, Inder, Pakistani, überhaupt Asiaten fänden bei ihm die typischen Lebensmittel. Das Geschäft laufe mittlerweile so gut, dass er sich überlege, Mitarbeiter für den Verkauf einzustellen, berichtet er.

Der India-Asia Mini-Markt im Eckgebäude, in dem zuvor Deko-Wohnartikel verkauft wurden. Rudi Penk

Tally Quan zieht von Schnaitheim in die Innenstadt

In Schnaitheim ist das vietnamesisch-asiatische Restaurant "Tally Quan" schon vor zwei Jahren angekommen. Nun hat die aus Berlin stammende Betreiberin Nju Trang Nguyen ein Restaurant in der Heidenheimer Innenstadt nach ähnlichem Konzept aufgebaut, nur größer. An der Ecke Wedelgraben und Grabenstraße wird vietnamesisch-asiatische Küche samt Sushi und Cocktails aufgetischt. "Fusion Küche" nennt sie das Angebot das in Berlin längst Trend ist und das laut Trang Nguyen auch den Gästen in Heidenheim gut gefällt. Gemeint ist damit die Kombination von verschiedenen Essenskulturen, in diesem Fall aus Thailand, Vietnam, Japan, Korea, China. „Und das in Verbindung mit einem kleinen Tick deutscher Esskultur, also weniger Schärfe", sagt die Inhaberin.

Das Restaurant Tally Quan an der Ecke Grabenstraße und Wedelgraben. Rudi Penk

Damit ist ein lang andauernder Leerstand in dem Gebäude beendet, in dem nach dem Ende des Bio-Ladens Schwarzwurzel zunächst indische Küche Einzug gehalten hatte, jedoch nur von begrenzter Dauer. Für das neue Restaurant wurde noch einmal umgebaut. Trang Nguyen versichert, dass sie langfristig in Heidenheim bleiben wolle und ihr Restaurant auch Treffpunkt für die jüngere Generation sein solle.

Und was passiert in Schnaitheim? Diesen Standort werde sie aufgeben, wenn auch schweren Herzens, schließlich habe sie dort begonnen und den Schritt in die Gastro-Welt geschafft, wenn auch die Zeit während Corona hart gewesen sei, auch finanziell, wie sie einräumt. Zwei Standorte gleichzeitig zu betreiben, sei zu viel für den kleinen Familienbetrieb. Der Vater ist Küchenchef und hatte bereits in Berlin ein Restaurant betrieben. Der Name "Tally Quan" hat eine besondere Bedeutung für Nguyen Trang. „Tally" ist der Name ihrer Tochter ist und „Quan" kommt aus dem vietnamesischen und bedeutet „Restaurant".

Schwäbische Kreisstadt Heidenheim statt Hauptstadt Berlin: Nguyen Trang folgte vor einigen Jahren ihren Eltern, die aus beruflichen Gründen nach Giengen gezogen waren, um ihre Kinder in der Nähe der Großeltern aufwachsen zu lassen. Nguyen Trang gab ihren Job als Vertriebsleiterin auf und traf in Heidenheim die Entscheidung, ihren Traum in der Gastronomie zu verwirklichen.

Filiale von Gerry Weber schließt

Die Heidenheimer Gerry-Weber-Filiale in der Hauptstraße gehört zu den Standorten, von denen sich der Damenmodekonzern im Rahmen des Insolvenzverfahrens trennt. Von den ursprünglich 171 Filialen sollen nur 49 weiter betrieben werden. In Heidenheim läuft schon seit Tagen der Abverkauf, noch vor Monatsende soll dann Schluss sein, im Schaufenster werden die Tage bis zur Schließung im Countdown auf Plakaten heruntergezählt. Was dort folgt, ist noch unklar.

Gerry Weber in der Heidenheimer Fußgängerzone hat nur noch bis nächste Woche geöffnet. Rudi Penk

Wandel in der Wandelbar?

Ebenso unklar ist, welche Pläne Thomas Mahlau für die Wandelbar am Ende der südlichen Hauptstraße hat. Das werde er in den „nächsten Tagen" kommunizieren, sagt er auf Nachfrage, bringt aber schon einmal die Option ins Spiel, einen Geschäftsführer einzusetzen und sich selbst wieder anderen Dingen zuzuwenden. Erst im Frühjahr hatte Mahlau das einstige Hellenstein übernommen und unter neuem Namen und neuem Konzept wiedereröffnet. Ein Stadtstrand war im Sommer eine Woche lang bewirtet, seitdem ist die Bar meist geschlossen.

Geschlossene Läden an der Wandelbar. Rudi Penk

Bio-Produkte aus der Heimat auf Zeit

Das erste bio-regionale „Pop-up Lädle“ Heidenheims eröffnet am 20. September in der Innenstadt. Der Laden an der Ecke Karl- und Olgastraße gegenüber den Schloss-Arkaden besteht allerdings nur auf Zeit. 20 regionale Bio-Erzeugende bieten dort bis zum 30. September mehr als 100 Produkte aus der Heimat an. Der Laden ist eine Initiative innerhalb der Heidenheimer Bio-Musterregion plus, gemeinsam mit weiteren Akteuren. Im Rahmenprogramm gibt es Vorträge, aber auch täglich mehrere Verkostungen. Jeweils um 11, 13 und 15 Uhr präsentieren die Bio-Erzeugerinnen und -Erzeuger ihre Produkte.

Laden auf Zeit mit regionalen Bioprodukten an der Karlstraße in Heidenheim. Rudi Penk
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