Leichter ein- und aussteigen

Bis wann in Heidenheim die meisten Bushaltestellen barrierefrei sein sollen

Auch in diesem Jahr lässt die Stadt Heidenheim einige Bushaltestellen barrierefrei umbauen. Das Land übernimmt einen Großteil der Kosten. Schon bald könnten zwei Drittel aller Haltestellen umgerüstet sein. Wann es so weit sein soll:

Bis wann in Heidenheim die meisten Bushaltestellen barrierefrei sein sollen

Papier ist geduldig. Digitale Datenträger auch. Von rechtlichen Bestimmungen ganz zu schweigen. Kaum verwunderlich also, dass die in Paragraph 8 des Personenbeförderungsgesetzes formulierte Direktive bislang vermutlich nirgendwo in ganz Deutschland umgesetzt wurde: Eigentlich sollte bereits seit dem 1. Januar 2022 die Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs vollständig barrierefrei möglich sein.

Eine wichtige Rolle spielen dabei die Haltestellen. Allerdings zeigt sich in diesem Punkt der größte Nachholbedarf. Das beweisen Ausreißer nach unten wie beispielsweise Wuppertal. Dort soll bislang nicht einmal jede fünfte Bus- und Bahnhaltestelle der genannten Vorgabe genügen.

Alle Haltestellen in Heidenheim sollen umgebaut werden

Auch die Stadt Heidenheim kann noch nicht zur Gänze Vollzug melden. Allerdings soll im Stadtgebiet Ende 2023 an etwa zwei Dritteln der Halte vor allem für Personen, die mit Rollstühlen, Rollatoren, Kinderwagen und Koffern unterwegs sind, ein einfacheres Ein- und Aussteigen möglich sein. „Am Ende ist das überall der Fall“, versichert Gerhard Oberlader, im Rathaus Leiter des Fachbereichs Bauen, „aber bis dahin dauert es noch.“

Oftmals gehören zu einer Haltestelle zwei – oder wie im Fall der Zentralen Omnibushaltestelle mehrere – Bussteige. 2021 und 2022 ließ die Stadt bereits 30 davon barrierefrei umgestalten, heuer kommen sieben weitere hinzu (Ravensburger Straße, Tübinger Platz, Alte Bleiche, Hermann-Hesse-Weg, Normannenweg), 2024 sollen es acht sein. Bei der Auswahl der jeweiligen Standorte spielt neben der Nähe zu öffentlichen Einrichtungen auch die Abdeckung eines möglichst großen Einzugsgebiets eine wesentliche Rolle.

Randstein in der Haltebucht aus Granit

Dass es nicht damit getan ist, den Höhenunterschied zwischen Fahrbahn und Gehweg um ein paar Zentimeter zu verändern, lässt sich derzeit an der Ravensburger Straße auf den Reutenen erkennen. Sobald der Asphalt etwa einen Meter breit entfernt ist, wird die Haltebucht mit einem sogenannten Kasseler Sonderbord versehen. „Wir verwenden die Variante aus Granit, weil sie im Unterschied zu Beton stabiler ist, und es nicht so schnell Macken und Abplatzungen gibt“, erläutert Oberbürgermeister Michael Salomo.

Obenauf werden taktile, also tastbare Elemente geklebt, die es Blinden und Sehbehinderten erleichtern sollen, sich vor Ort sicher zu bewegen. Die bislang getrennt hinter dem Wartehäuschen verlaufenden Geh- und Radwege werden aufgrund schadhafter Stellen erneuert und zusammengelegt. Ebenfalls Teil der jeweiligen Maßnahme: Im Zuge des Ausbaus sollen soweit möglich sämtliche Haltestellen im Bereich der Ein- und Ausstiege mit zwei Meter breiten Gehwegen ausgestattet werden.

Das Land übernimmt 75 Prozent der Kosten

Die in diesem Jahr laufenden Umbauten kosten insgesamt 300.000 Euro. Davon deckt eine Förderung durch das Landesgemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz 75 Prozent, also 225.000 Euro ab.

Woher das Kasseler Sonderbord seinen Namen hat

Bislang variieren die Bordsteinhöhen an den meisten Bushaltestellen in Heidenheim zwischen drei und 16 Zentimetern. Das verhindert vielerorts ein stufenloses Ein- und Aussteigen. Der Einbau des Kasseler Sonderbords mit einer einheitlichen Höhe von 18 Zentimetern schafft Abhilfe und ist abgestimmt auf die mit Neigetechnik ausgestatteten Linienbusse. Das Sonderbord ist nach der Stadt Kassel in Hessen benannt. Dort nämlich liefen schon in den 1990er-Jahren Versuche mit Niederflurbussen. Dabei stellte sich heraus, dass der Kontakt mit herkömmlichen Bordsteinen zu einem erhöhten Verschleiß der Reifen führte. Außerdem sackten die Bordsteine nach und nach ab, wenn sie häufig überfahren wurden. Entwickelt wurde deshalb eine Sonderbauform des Bordsteinprofils, kurz: Sonderbord. Der Stein ist zur Fahrbahn hin abgerundet und kann in diesem Bereich befahren werden, ohne dass es zu Beschädigungen kommt.

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