Runde Geburtstage sind so eine Sache. Von Mal zu Mal wächst zwar die Summe der Erlebnisse, über die zu sprechen sich lohnt. Gleichzeitig nimmt aber zwangsläufig die Zahl der Jahre ab, die noch vor einem liegen. Wie also umgehen mit dem Spannungsfeld zwischen Rückschau, Ausblick, Hadern, Zuversicht, Verklärung und Zufriedenheit? Ihre eigene Herangehensweise hat die am 22. März 1944 in Heidenheim zur Welt gekommene Schauspielerin Jutta Kammann gefunden: Humor und Gelassenheit.
Kammann feiert jetzt also ihren 80. Geburtstag, und wie zu erwarten war im Vorfeld die Liste derer lang, die wissen wollten, wie sie mit dieser markanten Zahl umgeht. Nachfrage auch seitens der Heidenheimer Zeitung: Wie fällt das Zwischenfazit aus? „Sehr schön ausgedrückt“, entgegnet Kammann, „aber angesichts der verbleibenden Lebenserwartung sollten wir wohl besser von einer Vier-Fünftel-Bilanz sprechen.“ 80 Prozent folglich – welcher Wert könnte besser passen zum Anlass des bevorstehenden Fests?
Positiver Rückblick auf das bisherige Leben
Sie habe bisher zwar ein anstrengendes und arbeitsreiches Leben gehabt, sagt Kammann, zugleich aber ein gutes, in der ihr Erfolg und in Person des Regisseurs Wilhelm Semmelroth auch die große Liebe zuteilgeworden sei: „Ich sehe zum Glück immer das Positive, deshalb wäre es trotz einiger altersbedingter Imponderabilien undankbar, zu jammern.“
Detailliert nachzulesen ist Jutta Kammanns Geschichte in ihrer Autobiografie „Rothaarig und wild entschlossen“. Erschienen 2021, also während der Corona-Pandemie, landete sie schnell auf den Bestsellerlisten. Mittlerweile gibt es eine von Kammann gesprochene Hörbuchversion, die Blinde und Sehbehinderte kostenlos beziehen können – sie selber leidet an einer Makula-Degeneration, also einer chronischen Erkrankung, die ihr Sehvermögen beeinträchtigt.
In einer Kellerwohnung an der Ernst-Degeler-Straße gewohnt
Bei Lesungen in ganz Deutschland erzählt Kammann von sich und ihrem Leben. Von dem kleinen Mädchen, das in einer Kellerwohnung an der Heidenheimer Ernst-Degeler-Straße wohnte, in der seine Mutter und seine Schwester nach der Evakuierung aus dem vom Krieg stark getroffenen Düsseldorf Zuflucht gefunden hatten. Von der Oberschwester Ingrid Rischke, die sie von 1998 bis 2014 in der Fernsehserie „In aller Freundschaft“ spielte. Und von der reifen Frau, die seit einigen Jahren in der Seniorenresidenz Augustinum in München lebt.
Dort wird in größerem Rahmen mit einem Tortenbuffet der 80. gefeiert, ehe es sich Jutta Kammann tags darauf mit zwei Freundinnen bei einem indonesischen Essen gutgehen lässt. Und ganz nebenbei scheint ein Wunsch in Erfüllung zu gehen, den sie schon lange hegt: eine Lesung in ihrer Geburtsstadt. Für das nächstjährige Programm der Heidenheimer Stadtbibliothek, so ist von offizieller Stelle zu vernehmen, soll dieser Termin jedenfalls bereits vorgemerkt sein.
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