Nein, es geht nicht darum, langweilige und verstaubte Artefakte aus längst vergangenen Zeiten zu bewundern, auch nicht darum, still staunend vor den Werken berühmter Künstler zu stehen und deren Sinn zu hinterfragen oder gar um den Diskurs über schwer zugängliche moderne Werke. All das hat mit der Museumsnacht, die am Samstag in Heidenheim wieder hunderte Menschen auf die Straßen und die geöffneten Museen und Ausstellungen lockte, sehr wenig zu tun. Die traditionsreiche Veranstaltung, die nun zum zwölften Mal stattfand, soll die Besucherinnen und Besucher dazu anregen, sich mit anderen zu treffen, sich an dem, was gezeigt wird, zu erfreuen, zu diskutieren, Neues zu entdecken und sich einfach treiben zu lassen.
Auch wenn die nächtlichen Temperaturen wenig zum Bummeln einluden, der Shuttleverkehr in Gestalt von historischen Omnibussen hatte eine ganze Menge zu tun, um die Besucher von Ort zu Ort zu kutschieren. Hielt sich der Andrang bei der offiziellen Eröffnung im Museum Schloss Hellenstein kurz vor 18 Uhr noch in Grenzen, so zeigte sich schon wenig später in der Stadt, dass die Veranstaltung nicht nur Kunstbeflissene, sondern auch Menschen jeden Alters auf die Straßen zu verlocken vermag. Vielleicht auch, um Orte zu besuchen, die im normalen Alltag eher links liegengelassen werden. Jung und Alt, aber auch viele Familien nutzten die Nacht, um die kulturellen Einrichtungen einmal auf ganz andere Art und Weise zu erleben. Und genau dazu hatte Bürgermeisterin Simone Maiwald bei der Eröffnung aufgefordert: "Museen bieten uns notwendige Räume für einen friedlichen Dialog und schaffen Verständnis für komplexe Zusammenhänge, für andere Kulturen und für die eigene Vergangenheit." Deshalb seien sie unverzichtbar für eine aufgeklärte Gesellschaft. Bei der Museumsnacht stehe die Freude im Vordergrund, sich gemeinsam über künstlerische Ausdrucks- und Erlebnisformen auszutauschen.
Großes Begleitprogramm
Vielerorts gab es Dinge zum Anfassen, zum Mitmachen, gab es natürlich Führungen, aber auch jede Menge Beschäftigung für Kinder sowie Aufführungen und musikalische Darbietungen. Die ganze kulturelle und künstlerische Vielfalt Heidenheims ließ sich auf diese Weise komprimiert sehen, fühlen und erleben.
Im Kunstmuseum beispielsweise erklangen die unterschiedlichsten Töne, weil von der Ausstellung "Klangkörper" reichlich Gebrauch gemacht wurde und die Besucher die Aufforderung "Gebt Kunst Euren Sound" wörtlich nahmen. Zudem standen Kurzführungen und ein Künstlerworkshop auf dem Programm. In wenigen Schritten fußläufig erreichbar hatte auch das Museum "Welt der Sinne" seine Türen geöffnet und hier ließ sich bei der Ausstellung "Braincap" staunend erforschen, wie das Gehirn dem Menschen Illusionen vorgaukelt. Ebenfalls in diesem innerstädtischen Quartier ermöglichte das Museum im Römerbad eine Zeitreise in die Zeit des römischen Heidenheims, konnte man Kunsthandwerk von damals und heute entdecken und sich vom "Bolz & Knecht" musikalisch unterhalten lassen. Der Kunstverein bot im "Türmle" mit der Ausstellung "Kunst und Technik" Werke namhafter Künstler, die sich mit Technik und Kunst der klassischen Moderne auseinandersetzten. Bei der Kulturbühne "Halbe Treppe" gab es viel tierisches in der Ausstellung "Die Kuh und ich", während in der Galerie "Kleine Wanze" Werke australischer Künstler zu sehen waren. Ein musikalischer Beitrag wurde nebenan in der Michaelskirche mit Orgelmusik gegeben. Oben auf Schloss Hellenstein hatte das Museum für Kutschen, Chaisen und Karren geöffnet, im Museum Schloss Hellenstein konnten die Besucher unter anderem alte Sammlungen neu entdecken.
Alles in allem zieht der Leiter des Kunstmuseums, Marco Hompes, eine positive Bilanz der Museumsnacht: Die Besucher hätten das Angebot sehr gut angenommen, aus allen beteiligten Einrichtungen habe es gute Resonanz gegeben. "Wir sind sehr zufrieden und freuen uns, dass mehr als 700 Interessierte unterwegs gewesen sind."