Die erste Woche der Cannabis-Legalisierung liegt hinter uns und man kann feststellen: Die Welt hat sich nicht grundlegend verändert, zumindest nicht in Heidenheim. Den Eindruck, dass dies passieren könnte, hatte man möglicherweise auch durch die umfangreiche Medienberichterstattung, die es im Vorfeld dazu gab. Die hatte aber vielleicht auch damit zu tun, dass die Legalisierung in die Osterferien fiel und es nicht so viele wirklich wichtige Themen gab.
Am Donnerstag stand ich abends an einer Fußgängerampel und der junge Mann neben mir hat einen Joint geraucht. Schön für ihn, nicht weiter störend für mich. Ansonsten werden vermutlich nur die Menschen weiter kiffen, die es auch bislang getan haben. Sie müssen sich jetzt aber nicht mehr aus illegalem Handel versorgen und damit strafbar machen. Das erspart Polizei und Justiz eine Menge Arbeit. Und wer sich bislang nicht für Cannabis interessiert hat, wird es vermutlich auch jetzt nicht tun.
Zum Schutz von Familien?
Auf dem Cannstatter Wasen wird das Kiffen nicht erlaubt sein, wurde ebenfalls diese Woche vermeldet. Die Wirte in den Festzelten möchten Familien damit schützen. Ich weiß nicht, ob man darüber lachen oder weinen soll: In den Festzelten wird Alkohol ausgeschenkt und auch das Rauchen von Tabak ist erlaubt. Das findet offenbar niemand problematisch für Kinder und Jugendliche, vor Cannabis hingegen müssen sie dringend geschützt werden.
In Deutschland sterben jährlich mehr als 60.000 Menschen am Alkoholkonsum. Dabei ist nicht berücksichtigt, welche schweren Krankheiten dazu noch von Alkoholkonsum begünstigt werden. Rund 7,9 Millionen Menschen in Deutschland konsumieren Alkohol laut dem Bundesministerium für Gesundheit in gesundheitlich riskanter Form. Drogentote gibt es in Deutschland zwischen 1000 und 2000 jährlich, wobei niemand am Cannabis-Konsum stirbt.
Ich möchte niemandem den Spaß an seinem Bier oder Glas Wein am Wochenende verderben und auch illegale Drogen nicht verharmlosen, nur mal den Blick darauf lenken, in welchem Verhältnis die Gefahren zueinanderstehen. Und natürlich sollte man darüber sprechen, wann der Konsum von legalen oder illegalen Drogen gefährlich wird, welchen Zweck sie für uns erfüllen und warum wir sie brauchen. Sich aber nur auf Cannabis zu kaprizieren, ist ein bisschen kurz gedacht.
Ein Aspekt der Legalisierung, über den wenig gesprochen wird, ist übrigens der gärtnerische: Endlich kann ich die schöne und robuste Pflanze im Beet haben, ohne dass die Polizei kommt. Ich freue mich. Haben Sie ein schönes Wochenende!