Rasteau Bienvenue – so heißt das Verkehrsamt hier: Willkommen in Rasteau. Und seit 2018 ist das auch unser Motto. Nach 23 Jahren als Deutschlehrer in Südengland habe ich mit meiner Frau noch einmal das Land gewechselt. Wir haben unsere Lehrerrente beantragt und in Südfrankreich in Rasteau unsere Zelte aufgeschlagen.
Ungefähr 15 Jahre lang hatten wir hier schon fast alle unsere Ferien verbracht, und als das Anwesen zum Verkauf stand, haben wir nicht gezögert – der Brexit in England hat bei der Entscheidung mitgeholfen. Jetzt sind wir im Teilruhestand, lassen alles ein bisschen ruhiger angehen und vermieten vier Ferienwohnungen hier in der Provence in der Nähe von Orange und Avignon. Wir freuen uns immer wieder, wenn wir unseren Gästen die Wunder der Provence nahebringen können.
Die provenzalische Sonne, die an über 300 Tagen scheint, hat es uns angetan und macht alles viel leichter. Wir genießen den Alltag in einem typischen französischen Weindorf mit knapp 900 Einwohnern, in dem sich fast alles um den Wein dreht und die Weinfeste von Mai bis Oktober weithin bekannt und vielbesucht sind. Der Wein in Rasteau steht auf einer Stufe mit den bekannteren Weinen aus Châteauneuf du Pape und Gigondas.
Meine Bindung an Heidenheim hat sich auch weiter verfestigt – durch den Fußball! Im Mai 1976, als ich mit meinen Freunden den HSB mit zum Aufstieg in die 1. Amateurliga angefeuert habe, hatten wir alle Träume vom Erfolg der Heidenheimer Fußballer, sodass wir auch gleich einen Fanclub gegründet, Sweatshirts produziert und Fahrten zu Auswärtsspielen dann auch später in der Oberliga organisiert haben. Aber die Träume mussten warten bis 2023, und jetzt fahre ich auch regelmäßig die 1000 Kilometer zu Heimspielen nach Heidenheim. Das hat auch geholfen, lang unterbrochene Freundschaften aufzufrischen.
Meine Frau arbeitet immer noch ein bisschen online als Englischlehrerin, aber beschäftigt sich viel mehr mit dem Problem herrenloser Katzen. Inzwischen ist das eingedämmt, alle herrenlosen Katzen sind sterilisiert und glücklich – und sie vermehren sich nicht mehr unkontrolliert.
Wir sind hier in Rasteau freundlichst aufgenommen worden (auch wenn ich immer noch an meinem Französisch arbeite) und erfreuen uns an der großartigen Küche und den tollen Weinen. Zum kleinen örtlichen Wochenmarkt kommt mittwochs neben dem Obst- und Gemüsehändler auch ein Fischhändler, und alle der Produkte sind frisch und von bester Qualität. Daneben gibt es auch noch ein Postamt, eine Bäckerei, eine Bar, ein Restaurant und einen guten Tante-Emma-Laden. Die Gegend ist auch ideal für unser Hobby Radfahren (der Mont Ventoux ist auch gleich um die Ecke) und zum Schwimmen haben wir ein 20 Meter langes Becken. Im Sommer ernten wir Aprikosen, Pflaumen, Kirschen und Feigen im eigenen Garten, im Herbst dann eigene Oliven. Da gibt’s dann neben Rasteau-Wein auch selbstgemachte Feigenmarmelade oder eigenes Olivenöl für unsere Gäste. Tja – leben, wie Gott in Frankreich, sagt man ja so schön.