Von Beruf Bruder? Den Vergleich mit seiner Schwester Carolin Kebekus muss sich der Comedian David Kebekus praktisch seit Beginn seiner Karriere anhören. Dabei ist er auf gutem Weg, sich selbst einen Namen in der deutschen Comedyszene zu machen. Am 22. Februar tritt David Kebekus im Heidenheimer Lokschuppen auf. Im Interview verrät er, was für ihn einen guten Witz ausmacht, warum man manchmal auf die Schnauze fallen muss und wie es ist, im langen Schatten seiner Schwester zu leben.
Herr Kebekus, Ihr Programm trägt den Titel „Überragend“. Was finden Sie eigentlich selbst überragend?
David Kebekus: Als Comedian freut man sich immer, wenn jemand Witze über Dinge macht, über die man nicht schon eine Million Witze gehört hat. Am liebsten mag ich Themen, die zunächst unterragend sind, bei denen man etwas buddeln muss oder eine bestimmte Perspektive braucht. Das finde ich überragend.
Was zum Beispiel?
Man sagt ja, jede Komik basiert auf einer gewissen Tragik. Etwas, das für mich zum Beispiel als Kind tragisch war, ist heute etwas, worüber ich lachen kann, weil die Perspektive eine andere ist.
Ihr Humor ist ja auch manchmal heikel, sagen Sie selbst. Ich denke da etwa an Jesus-Witze. Ihnen selbst wurde dieser Name ja sogar auch schon hinterhergerufen. Zumindest den optischen Vergleich mit Jesus mussten Sie sich des Öfteren gefallen lassen …
Mit Anfang 30, also gerade, als ich das typische Jesus-Alter hatte, ist mir das absurderweise ziemlich häufig passiert. Als die Leute noch nicht wussten, wer ich bin, hat mir auf der Bühne fast jedes Mal jemand „Jesus“ zugerufen.
Wenn man nur provoziert, um zu provozieren, fehlt halt meistens der Witz.
David Kebekus über heiklen Humor
Wo verläuft für Sie die Grenze zwischen heiklem und provokantem Humor?
Wenn man nur provoziert, um zu provozieren, fehlt halt meistens der Witz. Das finde ich dann langweilig. Etwas Provokantes zu sagen und dabei den Witz zu finden, gefällt mir hingegen. Ich gehe aber nicht nur auf die Bühne, um zu schockieren.
Sind Sie dabei trotzdem schon einmal auf die Schnauze gefallen? Mussten Sie sich vielleicht sogar schon einmal für einen Witz entschuldigen?
Entschuldigt habe ich mich noch nie für einen Witz. Auf die Schnauze fällt man eher in kleinerem Rahmen, wenn man neues Material testet. Das ist immer ein Drahtseilakt. Wenn ein Witz nicht gut ankommt, ändert man ihn so lange, bis er stimmig ist und geht erst dann damit auf Tour. Am Ende meiner Show probiere ich bei der Zugabe immer neues Material aus. Manchmal habe ich einen wilden Gedanken, den ich auf der Bühne erzählen will. Und manchmal entwickelt sich der im Moment zu einem Witz. Manchmal hat man aber einfach nur ein Thema ohne Pointe angerissen.
Apropos Pointen: Comedy haben Sie unter anderem bei einem Workshop in New York zusammen mit Autoren von „Saturday Night Live“ gelernt. Was haben Sie aus dieser Zeit mitgenommen?
Die größte Erkenntnis war, dass die Leute, die in den USA auf der Bühne stehen, ihr Material auch selber schreiben. Ich komme aus einer Fernsehwelt, in der Moderatoren ihren Text im Prinzip nur vom Teleprompter ablesen und danach nach Hause fahren. Comedians in Amerika sind in erster Linie Schreiber. Wer kein eigenes Material hat, kommt dort auf der Bühne nicht weit. Zu dem Zeitpunkt, das war 2007, stand ich selber noch nicht auf der Bühne. Schon damals habe ich mir gedacht, dass nur Autor zu sein, einen viel zu sehr einschränkt. Selbst wenn man den besten Text der Welt schreibt, braucht man immer noch jemanden, der ihn umsetzt. Ich bin letztlich mit dem Gefühl nach Hause gegangen, dass ich unbedingt selber auf die Bühne muss. Es hat aber noch mal drei Jahre gedauert, bis ich es auch wirklich getan habe.
Was hat Ihnen letztlich den Schubs gegeben?
Die Angst, es nie zu tun. Dann muss man sich immer fragen, warum man es nie angegangen ist. Diese Vorstellung fand ich schrecklich. Trotzdem hat es viel Überwindung gebraucht. Damals habe ich schon für Comedy-Shows geschrieben, war aber kein Autor, der in der Szene aufgefallen ist. Die Bühne hat mir neue Welten eröffnet. Man muss sich selber inszenieren, Regie führen, schreiben, schauspielern. Das Gesamtpaket ist total reizvoll.
Sie haben sich nicht nur auf die Bühne, sondern auch vor die Kamera getraut. Vergangenes Jahr traten Sie gemeinsam mit Ihrer Schwester in der Sendung „Wir gegen die! Die Kebekus Geschwister Show“ auf. Ist Fernsehen schwieriger?
Diese Show war das einfachste, was ich in meinem ganzen Leben gemacht habe. Man muss ja nur reagieren. Ich brauchte null Vorbereitung und war überhaupt nicht nervös, weil im Prinzip ja nichts passieren konnte. Das war wohl der entspannteste Job der Welt.
Und trotzdem zieht es Sie zurück auf die Bühne. Klingt fast schon masochistisch.
Im Fernsehen entscheidet letztlich der Sender, ob und wie es weitergeht. Auf der Bühne kann mir keiner reinreden. Wenn ich Lust habe, noch mal auf Tour zu gehen, gehe ich noch mal auf Tour. Die Bühne ist sozusagen das täglich Brot, wenn man Glück hat, kommen noch ein paar coole Projekte wie die Fernsehshow dazu.
Die Menschen auf der Ostalb haben den Ruf, in Sachen Humor etwas speziell zu sein. Wie gehen Sie damit um, wenn Ihre Witze so gar nicht landen wollen?
Zunächst muss man sagen, dass alle Deutschen sagen, ihre Region sei speziell. Das sind zum Beispiel die Norddeutschen, die Ostwestfalen lachen gar nicht und in Bayern ist es sowieso schwierig. Ich habe eher das Gefühl, dass jedes Publikum an denselben Stellen lacht. In manchen Städten vielleicht etwas mehr, wenn mich die Leute dort etwas besser kennen. Dass Witze überhaupt nicht zünden, passiert eher, wenn man beispielsweise in einer Kneipe auftritt, wo ständig Leute aufstehen, der Kellner zwischen den Tischen herumläuft und die Menschen von ihrem Essen abgelenkt sind. In einem richtigen Theater, wo das Publikum wegen einem selbst da ist, passiert das eigentlich nicht. Das ist mehr Party als Leichenhaus.
So richtig floppen kann man also nicht?
Höchstens, wenn man neues Material ausprobiert. Und eigentlich auch nicht, wenn man seit fast 15 Jahren Comedian ist.
Die Tatsache, dass Carolin meine Schwester ist, ist das Beste und Schönste, was mir passieren konnte.
David Kebekus über seine Schwester Carolin Kebekus
Lassen Sie mich abschließend eine Frage stellen, die Sie vielleicht nicht mehr hören können: Wie ist es, quasi permanent mit der eigenen Schwester in ein und demselben Atemzug genannt zu werden?
Die Tatsache, dass Carolin meine Schwester ist, ist das Beste und Schönste, was mir passieren konnte. Sie ist sozusagen der Ratgeber für meine Karriere, da sie diese Branche kennt und mehr oder weniger schon alles erlebt hat. Kein anderer Comedian in Deutschland hat so ein Familienmitglied, das er einfach anrufen kann.
Sicher hat die Situation auch Schattenseiten.
Es ist natürlich schade, dass der Name Kebekus schon besetzt ist und man es schwerer hat, für etwas Eigenes zu stehen. Aber wenn man richtig gut wird, legt sich das. Dann sind wir einfach nur zwei Leute mit demselben Namen in dieser Szene. Am Ende entscheidet der Inhalt. Wenn der schlecht ist, ist der Name auch egal. Ich könnte auch Mozart mit Nachnamen heißen, wenn mein Material nichts taugt, kommen die Leute irgendwann auch nicht mehr zu meinen Shows. Am Ende muss ich mir mein Publikum selber verdienen, egal wie ich heiße.
Das Geschwisterpaar David und Carolin Kebekus
David Kebekus (39) wurde in Bergisch Gladbach geboren. Seit 2005 arbeitet er als Autor für Produktionen wie „Switch reloaded“, „Ladykracher“, „Joko gegen Klaas – Das Duell um die Welt“ und „Pussy Terror TV“. Seit 2013 ist er unter anderem als Regisseur für die „Heute-Show“ tätig. Kebekus’ erstes Soloprogramm trug den Titel „Aha? Egal.“ Mit seinem zweiten Programm „Überragend“ ist er derzeit auf Tour.
Die ältere Schwester des Comedians ist Carolin Kebekus, eines der bekanntesten Gesichter der deutschen Comedyszene. Carolin Kebekus wurde mit dem Deutschen Kleinkunstpreis sowie mehrfach mit dem Deutschen Comedypreis ausgezeichnet.
Im Rahmen der Kulturschiene tritt David Kebekus am Donnerstag, 22. Februar, im Heidenheimer Lokschuppen auf. Beginn ist um 20 Uhr. Karten gibt es unter anderem im Pressehaus in Heidenheim sowie unter laendleevents.de.
Jetzt neu: Die Heidenheimer Zeitung ist auch auf WhatsApp - hier kostenlos den HZ-Channel abonnieren und per WhatsApp auf dem Laufenden bleiben.