Unter uns

Damit keiner an Feiertagen alleine bleibt

Beinahe hätte das Weihnachtsessen von Hüseyin Perktas in Heidenheim nicht stattfinden können. Gut, dass es doch geklappt hat. Es bräuchte noch viel mehr solcher Feiern, findet Silja Kummer von der HZ-Redaktionsleitung.

Die Weihnachtsfeiertage sind vorbei und glücklicherweise haben sich Menschen gefunden, die es möglich gemacht haben, dass das Weihnachtsessen von Hüseyin Perktas in Heidenheim stattfinden konnte, auch wenn der Lokschuppen in diesem Jahr nicht dafür zur Verfügung stand.

Erstaunlich, dass gerade ein Muslim erkennt, wie bedrückend der 24. Dezember im christlichen Deutschland sein kann, wenn sich überall die Familien unterm Weihnachtsbaum versammeln und man selbst niemanden hat. Erstaunlich, dass sich an diesem Tag nicht die Kirchen darum kümmern, dass keiner allein bleibt, sondern dies privater Initiative überlassen bleibt. Und auch erstaunlich, dass es nicht noch viel mehr solcher Feiern gibt, bei denen sich Menschen auch außerhalb familiärer Bindungen zusammenfinden können. Diejenigen, die alleine sind, verschweigen dies oft. Einsamkeit ist schambehaftet, deshalb wird sie manchmal gar nicht erkannt.

Ein weiterer neuralgischer Tag steht noch an Silvester bevor: Es ist zwar kein besinnlicher Festtag, aber auch der Jahreswechsel wird zelebriert. Und auch an diesem Tag kann einem soziale Isolation in besonderer Weise bewusst werden, wenn man alleine bleibt, während alle anderen feiern. Aber zum Jahreswechsel ist es wesentlich einfacher, andere einzuladen, um beim Feuerwerk um 24 Uhr nicht allein dem neuen Jahr ins Auge zu blicken. Man braucht nur den Mut, die Initiative zu ergreifen. Noch sind ein paar Tage Zeit dafür.

Ganz kurz sei an dieser Stelle der Blick auf diejenigen gelenkt, die sich keine Gedanken machen müssen, wo sie Heiligabend, Silvester, Neujahr oder die Tage dazwischen verbringen, weil sie nämlich arbeiten. Denn selbst, wenn Schulen, Büros und viele Fabrikhallen geschlossen sind: Im Klinikum arbeiten Menschen, die Polizei ist besetzt, der Müll wird auch zwischen den Jahren abgeholt, Bäckereien sind an Feiertagen geöffnet und tanken kann man rund um die Uhr. Es gibt Notdienste bei den Versorgungsunternehmen, beim Abschleppdienst und in den Apotheken. Und ja, meine Kolleginnen und Kollegen sorgen auch dafür, dass die Zeitung im Briefkasten landet, auf der HZ-Homepage etwas Neues steht und die Ausgabe aktuell ist.

Es schadet nicht, dafür auch mal Danke zu sagen – hier an dieser Stelle, aber am besten auch im richtigen Leben. Haben Sie ein schönes Wochenende!