Das folgt in Heidenheim auf die mobilen Pflanzbeete
Regelmäßig wird in der Öffentlichkeit der Vorwurf laut, die von der Verwaltung gewählten Mittel, die Attraktivität der Innenstadt zu erhöhen, seien untauglich. Zu teuer, zu unstrukturiert, zu phantasielos – die ablehnenden Stimmen ähneln sich. Ganz anders sieht das mit Blick auf die Grün-Beete aus, die Ende Juni auf fünf verschiedene Standorte verteilt wurden.
Zwei befinden sich an der Grabenstraße, jeweils eines an der Hauptstraße, am Kleinen Schlossplatz in der Hinteren Gasse und auf dem Marienplatz am östlichen Eingang der Schloss-Arkaden. Bemerkenswert: Die Grüninseln mit einer Gesamtfläche von 158 Quadratmetern ernteten bislang fast nur lobende Urteile. Kritisiert wurde einzig die Tatsache, dass die temporäre Bepflanzung bereits Ende September wieder verschwunden sein soll.
Wobei zumindest leise Hoffnung angebracht scheint, dass diese zeitliche Vorgabe nicht in Stein gemeißelt ist: „Wir sind angesichts der positiven Resonanz ins Grübeln geraten, ob vielleicht eine Verlängerung möglich ist und wir die Beete noch stehen lassen können“, sagt Ruven Becker, Beauftragter des Oberbürgermeisters für die Innenstadt, auf Anfrage.
Die Vereinbarung mit der Firma „Grünwerke Garten- und Landschaftsbau“ aus Königsbronn, die bei der Ausschreibung zum Zuge gekommen war, sieht vor, die Beete mit ihren 1132 Pflanzen, mit Sitzgelegenheiten und Steinelementen in eineinhalb Monaten wieder abzubauen. Andernfalls wäre mit Blick auf die Wintermonate eine veränderte Bepflanzung nötig, erläutert Becker. Zudem haben etliche der Gewächse bereits spontane Käufer gefunden.
Noch ist offen, welche Lösung am Ende herauskommt. Fest steht jedoch: Das gesamte Vorhaben ist auf Nachhaltigkeit angelegt, weshalb das verwendete, alles in allem 61 Tonnen auf die Waage bringende Substrat aufgearbeitet wird, die Steine wieder auf dem Hof des Herstellers landen, Bäume und sonstige Pflanzen anschließend im Rahmen anderer Projekte Verwendung finden.
Allen Befürchtungen aufgrund früherer Vorkommnisse in der Heidenheimer Innenstadt zum Trotz sind die Grün-Beete bislang nicht zur Zielscheibe mutwilliger Zerstörungen geworden. „Was wertig gemacht ist, wird möglicherweise wertgeschätzt“, sucht Becker nach einer Erklärung. Dass es auch anders gehen könne, zeige das momentan laufende Sandskulpturenfestival: „Dafür ist vorsorglich eine nächtliche Bewachung engagiert worden, was natürlich viel Geld kostet.“
Finanziert werden die Grün-Beete aus einem Topf, in dem sich 1,2 Millionen Euro für Maßnahmen zur Verbesserung der Strukturen in der Innenstadt befinden. 900.000 Euro davon stammen aus einem Förderprogramm des Bundes mit dem Titel „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ (ZIZ), 300.000 Euro gibt die Stadt dazu. Dieser Teilbetrag beinhaltet auch den städtischen Eigenanteil für die Grün-Beete in Höhe von 14.300 Euro.
Unterdessen ist ein weiteres Vorhaben auf den Weg gebracht, das Grün in die City bringen soll: Der Initiativkreis Innenstadt, dem Vertreter von Wirtschaft, Heidenheimer Dienstleistungs- und Handelsverein (HDH), Dehoga, Stadtseniorenrat, Studenten, Sportkreis, Kunst sowie Volksbank und Sparkasse angehören, hat grünes Licht für das Aufstellen von acht bis zehn Hochbeeten im Bereich der südlichen Hauptstraße gegeben. Beantragt war ein Budget von 4000 Euro, mit dem Sarah Kley vom Mehrgenerationenhaus unter dem Titel „Vom Beet auf den Teller in die Salbe“ Patenschaften mit den Praxen des Integrativen Hauses der Gesundheit organisieren will.
Der Initiativkreis Innenstadt zeigte sich seinerseits so angetan von der Idee, dass er 6000 Euro bewilligte, um sie in größerem Rahmen umsetzen zu können. „Die Hoffnung ist groß, die Bürgerschaft zu gewinnen und privates Engagement zu wecken, nach dem Motto: Das könnte Ihr Beet sein“, so Becker.
Der Startschuss für die Urban-Gardening-Kampagne fällt voraussichtlich im kommenden Frühjahr. Angelegt ist sie zunächst einmal ohne zeitliche Begrenzung. Das Projekt ist das erste, das unter fachlicher Begleitung der Cima Beratung und Management GmbH aus dem Verfügungsfonds finanziert wird.
Ideen Privater können umgesetzt werden
Der Verfügungsfonds umfasst 120.000 Euro und ist Teil des 1,2-Millionen-Topfs für die Aufwertung der Innenstadt. Allerdings gilt ein geringerer Fördersatz bei gleichzeitig höherem Eigenanteil und der Beteiligung Dritter, da die Vorschläge Privater zum Zuge kommen sollen. Bund und Stadt steuern pro Jahr jeweils 15.000 Euro bei, hinzu kommen 10.000 Euro seitens des Heidenheimer Dienstleistungs- und Handelsvereins. Macht für den Zeitraum 2023 bis 2025 unterm Strich besagte 120.000 Euro. Der Initiativkreis Innenstadt entscheidet, welche der eingereichten Ideen aus dem Verfügungsfonds finanziell unterstützt werden. Geht es um die Förderung aus dem Bundesprogramm ZIZ, hat hingegen der Gemeinderat zusammen mit dem Fördermittelgeber das letzte Wort.