Unter uns

Das Gesundheitssystem braucht unsere Aufmerksamkeit – auch im Landkreis Heidenheim

Ein Klinikum in Finanznot, immer mehr geschlossene Hausarztpraxen: Mit der medizinischen Versorgung im Landkreis Heidenheim wird es in Zukunft schwieriger. Grund genug, dem Thema mehr Aufmerksamkeit zu widmen, meint Silja Kummer von der HZ-Redaktionsleitung.

Die Zukunft der medizinischen Versorgung im Landkreis Heidenheim sieht gerade nicht rosig aus: Das Klinikum kämpft mit einem riesigen Defizit, das aber nichts mit der Arbeit vor Ort, sondern mit den Strukturen im Gesundheitswesen zu tun hat. Parallel dazu sinkt die Zahl der Hausärztinnen und Hausärzte sukzessive, weil wesentlich mehr Mediziner in Rente gehen als junge Kolleginnen und Kollegen nachkommen. Bei den Fachärzten deutet sich ein ähnlicher Trend an – schon heute ist es schwer, beispielsweise einen Kinderarzt zu finden. Das ist ein riesiges Problem, aber auch ein kompliziertes, weshalb man politische Populisten eigentlich nie darüber reden hört, denn wem sollte man auch die Schuld zuschieben? Als Sündenbock dient vielleicht gerade noch Gesundheitsminister Karl Lauterbach, der mit seiner Krankenhausreform offenbar keine Wunderlösung präsentieren kann.

Parallel zu diesen Nachrichten rauscht eine erste herbstliche Krankheitswelle durch den Landkreis, der viele Betriebe – auch die HZ-Redaktion – in dieser Woche heftig getroffen hat. Nicht wenige der Erkrankten wurden von einer Corona-Infektion erwischt, die aber mittlerweile zum Glück denselben Status wie andere Atemwegsinfekte hat.

Während man mit der Rotznase in der Regel noch alleine klarkommt, braucht man den Hausarzt oder die Notfallambulanz in anderen Fällen ganz dringend. Und medizinische Probleme können jeden und jede betreffen, auch wenn man sich momentan noch gesund fühlt. Deshalb sollten eigentlich auch alle Bürgerinnen und Bürger auf die Barrikaden gehen, wenn es ums Gesundheitssystem geht. Die großen Proteste bleiben aber leider aus – vielleicht auch deshalb, weil die, die gesund sind, sich nicht mit dem Thema beschäftigen, und die, die krank sind, ganz andere Probleme haben.

Auch wenn ich sonst eher ein gelassener Mensch bin, rege ich in diesem Fall dazu an, sich aufzuregen. Größere Aufmerksamkeit und mehr öffentlicher Druck werden die Probleme in einem sehr komplexen System auch nicht im Handumdrehen lösen. Aber bei diesem Thema wäre es für jeden Einzelnen von uns wichtig, dass er ihm Priorität einräumt. Denn wie sagt man so schön: „Hauptsache gesund“ – und Hauptsache nicht alleingelassen, wenn es nicht mehr so ist.

Ein schönes Wochenende!