Das ist beim Kulturfestival in der Heidenheimer Innenstadt geboten
Viel Zeit bleibt nicht mehr: Bereits am 15. und 16. Dezember findet an mehreren Stellen in der Heidenheimer Innenstadt ein Kulturfestival statt. Titel: Hier und jetzt. „Wir sind im ICE-Tempo unterwegs, obwohl die Gleise noch gar nicht verlegt sind“, beschreibt Ruven Becker, Beauftragter des Oberbürgermeisters für die Innenstadt, die Herausforderung, der sich die Organisatoren gerade gegenübersehen.
Gerüttelt werden soll an dem Termin freilich nicht, wären in diesem Fall doch Fördergelder verloren. Sie stammen aus dem Förderprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“. Im Rahmen dessen sagte der Bund vor einem Jahr 900.000 Euro zu. Bedingung: Die Stadt Heidenheim musste ihrerseits 300.000 Euro zuschießen. Bestimmt sind die Mittel dafür, lebendige und attraktive Ortskerne zu entwickeln oder zu erhalten. Finanziert wurden aus diesem Topf bereits fünf Pflanzbeete, die während des Sommers an mehreren Stellen temporär für Grün sorgten.
100.000 Euro für kulturelle Belange
100.000 Euro des Gesamtbetrags sind für kulturelle Belange vorgesehen, wobei das Augenmerk vor allem darauf liegt, mehr kulturelle Angebote in der Innenstadt zu etablieren, die sich gezielt an Jugendliche und junge Erwachsene richten.
Das Innenstadt-Management des Rathauses und der Fachbereich Kultur beauftragten im April 2023 die Firma „vaerk UG (haftungsbeschränkt)“ aus Heidenheim mit der Ausarbeitung eines entsprechenden Konzepts. Als Grundlage diente eine Umfrage unter 1.108 Bürgerinnen und Bürgern aus Heidenheim zum bestehenden kulturellen Angebot. Sie sollte Aufschluss über Lob, Kritik und Verbesserungsmöglichkeiten geben.
Mittelmäßige Noten fürs kulturelle Angebot in Heidenheim
Das Ergebnis – von fünf möglichen Punkten gab’s im Schnitt 2,2 – deutet für „vaerk“-Geschäftsführer Janick Oswald darauf hin, „dass es Potenzial gibt, diese Zahl nach oben zu drehen“. Unterm Strich zeigte sich, dass junge Menschen viele Kulturveranstaltungen, die sie kennen, nur bedingt nutzen. Gefordert wurden unter anderem ein Platz, an dem Jugendliche willkommen sind, eine attraktive Innenstadt mit einem kontinuierlichen gastronomischen Spektrum und regelmäßige kulturelle Angebote.
Konkrete Vorschläge für dieses weite Feld liegen bereits auf dem Tisch: Entwicklung von Treffpunkten auf dem Schlossberg, in der Innenstadt und im Brenzpark; Nutzung der Infrastruktur des Küferfests für eine Veranstaltung, die sich an eine jüngere Zielgruppe richtet („Beats, Burger and Beer“); Abkehr von der 22 Uhr-Sperrstunde für die Außenbewirtschaftung. Speziell letztgenannter Punkt erfuhr spontan einheitliche Zustimmung in der jüngsten Sitzung des Kultur-, Sozial-, Schul- und Sportausschusses.
Zapfenstreich künftig erst später?
„Seit 20 Jahren höre ich in diesem Gremium Diskussionen darüber, den Zapfenstreich zu verschieben. Lassen Sie uns das jetzt bitte wirklich angehen“, bat Sabine Bodenmüller (SPD). Es sei zu egoistisch gedacht, als Anwohner alle Vorzüge der Stadt in Anspruch zu nehmen, gleichzeitig aber ab 22 Uhr Bettruhe zu verlangen. Bürgermeisterin Simone Maiwald versicherte, dasselbe Ziel zu verfolgen: „Ich werde nicht lockerlassen, sondern zäh und verbissen an diesem Thema dranbleiben. Wir haben uns auch schon rechtlich beraten lassen.“
Nachdem die Stadt mit Blick auf die ausgeschöpften eigenen personellen Ressourcen die Umsetzung des Konzepts im Oktober an „vaerk UG“ und die Agentur „365Events GmbH“ vergeben hatte, begannen postwendend die Planungen für das Festival am 15. und 16. Dezember. Es ist die Auftaktveranstaltung für die Initiative „Hier und jetzt“, die die Arbeit junger und kreativer Kulturschaffender dauerhaft bündeln soll.
Festivalprogramm mit heißer Nadel gestrickt
Dass angesichts der kurzen Vorlaufzeit vieles mit heißer Nadel gestrickt werden muss, bedauere sie sehr, sagte Maiwald. Geschuldet sei der extreme Zeitdruck den Regularien des Förderprogramms und den damit einhergehenden Fristen. In diesem Jahr stehen 50.000 Euro zur Verfügung, in den beiden folgenden 10.000 bzw. 30.000. Ein Großteil des zweitägigen Programms ist bereits unter Dach und Fach. Gesucht werden Becker zufolge allerdings noch Teilnehmer für den Band-Contest am Samstag in der Michaelskirche.
Das Programm des Festivals
Das „Junge Kulturfestival“ beginnt am Freitag, 15. Dezember, um 17 Uhr in der Michaelskirche. Auf der Bühne unterhalten sich bei einer Diskussionsrunde unter anderem Oberbürgermeister Michael Salomo und Janick Oswald, der das Kulturkonzept erstellt hat. An gleicher Stelle schließt sich ab 19 Uhr ein Bandcontest an.
Neun Gastronomiebetriebe beteiligen sich ab 20 Uhr mit einem eigenen Kulturprogramm an der Bar-Night in der Innenstadt: Café Swing, Populär und Barracuda, Café-Bar, Friday, Kiva Lounge, Wohntraum, Jimmy Changa, Kleine heile Welt, König Wilhelm.
Am Samstag, 16. Dezember, wird das Café Sonnleitner ab 10 Uhr zu einer Pop-up-Galerie für Kunst und Kultur. Gegen 16 Uhr sollen verschiedene Vorstellungen beginnen. Zur gleichen Zeit heißt es in der Michaelskirche „Junge Kultur erleben“ mit Sporttheater, einer Lesung von „Identitas“ sowie eventuell dem Jungen Kammerchor und dem Kreisjugendorchester. Ab 20 Uhr folgt eine Kultur-Night an mehreren Treffpunkten in der Innenstadt. Nach aktuellem Stand sind dabei das Römerbad („Whild Stage“), Treff 9 („Snack Wolf“, „All Bricks“, „Antischall“), Kultursalong/Stattgarten („Timmy’s Turnup“), Café Swing („The FlapsJacks“, „The Quips“) sowie der Club Underground (DJs bieten Musik der 80er und 90er).
Auf die Frage von Stadtrat Andreas Antoniuk (Grüne), weshalb sich auf der Programmübersicht nicht der „Weihnachtsrock“ mit Siggi Schwarz finde, antwortete Ruven Becker (Stadtverwaltung): „Er war für uns nicht der erste Kontakt in Sachen Jugendkultur.“ Der Eintritt zur Kultur-Night ist mit Bändchen möglich, die es im Vorverkauf und an der Abendkasse bei den aufgeführten Veranstaltern gibt.