Kommunaler Wärmeplan

Wie Heidenheim es schaffen will, künftig CO₂-neutral zu heizen

In einem Großteil der Wohngebäude in Heidenheim wird aktuell mit Erdgas geheizt. Auf dem Weg zum CO₂-neutralen Heizen muss sich das ändern. Auch Sanierungen sind wichtig – doch das reicht noch nicht. Der kommunale Wärmeplan lässt noch viele Fragen offen – doch einiges steht auch jetzt schon fest:

Das Angebot wäre ja auch zu schön: Einfach Wohnadresse und Gebäudeart in eine Suchmaske eintippen, und der Computer liefert auf Knopfdruck eine verlässliche Aussage, welche Art des Heizens zum gewünschten Zeitpunkt am umweltfreundlichsten, günstigsten und innovativsten ist. Zukunftsmusik ist ein solcher Service auch für viele Heidenheimer, die in absehbarer Zeit vor dem Austausch ihrer Heizung stehen. Zumindest liegt jetzt aber ein kommunaler Wärmeplan auf dem Tisch, der als Leitlinie der künftigen Entwicklung dienen soll.

Nahezu die Hälfte der Energie wird in Deutschland zur Wärmeerzeugung eingesetzt. Daraus ergibt sich die große Bedeutung dieses Sektors für die angestrebte Energiewende und die Vorgabe, bis zum Jahr 2040 eine vollständig CO₂-neutrale Wärmeversorgung zu erreichen. Was das für Heidenheim bedeutet, erläuterte Armin Kraft vom Fachbüro EEB Enerko Energiewirtschaftliche Beratung GmbH aus Aldenhoven in Nordrhein-Westfalen den Mitgliedern des Gemeinderats in deren letzter Sitzung vor der Kommunalwahl. Online zugeschaltet, glich seine Präsentation einem Ritt in Rekordzeit durch gut 150 Seiten geballte Information von der Bestandsanalyse über Potenziale bis zu konkreten Handlungsfeldern.

Erdgas spielt noch die größte Rolle beim Heizen

So viel war am Ende klar: Die Zielvorgabe ist eindeutig, aber der Weg dorthin aus heutiger Sicht eine Gleichung mit vielen Unbekannten. Die Darstellung bezog sich auf rund 14.000 beheizte Gebäude in Heidenheim. Lässt man die Industrie außer Acht, so werden heute 75 Prozent des Wärmebedarfs über Erdgas gedeckt (zum Vergleich: Bundesweit sind es 47 Prozent). 14 Prozent entfallen auf Fernwärme, 0,4 Prozent auf Wärmepumpen.

Ein Schwerpunkt der Bemühungen muss Kraft zufolge auf der Gebäudesanierung liegen. Allerdings prognostizierte er, das alleine reiche bei Weitem nicht aus: „Eine Einsparung von 25 Prozent ist gut, aber eben nur ein Viertel des Weges.“ Der Fahrplan sieht deshalb vor, bis 2030 neben Sanierungen auch auf den Wechsel zu Wärmepumpen zu setzen. Markiert sind dafür 81 Quartiere im Stadtgebiet, in denen das vor allem möglich ist.

Suche nach neuen Gebieten für Fernwärme

Zwischen 2030 und 2040 soll das Augenmerk dann verstärkt auch der Fernwärme gelten. Aus heutiger Sicht kommt sie für deutlich weniger Gebiete infrage. Konkret nannte Kraft als möglicherweise neu zu erschließende Bereiche die Oststadt, den Galgenberg, den Hochberg und Schnaitheim.

Dem Experten zufolge dürfte die CO₂-Einsparung bis 2030 moderat ausfallen, nach dieser Anlaufphase dann stärker. Aufgrund der die Zementindustrie prägenden Prozess sei ein Rückgang auf null schwierig. Auch sei davon auszugehen, „dass die Wärmeversorgung nicht mehr so günstig sein wird wie vor 2022“. Und wie hoch werden in Heidenheim die Investitionen in die Wärmewende sein? Kraft bezifferte den zu erwartenden Betrag auf eine Milliarde Euro in den kommenden 20 Jahren. Das mache es erforderlich, Prioritäten zu treffen und schrittweise vorzugehen.

Umfangreiches Vorhabenpaket für die kommenden fünf Jahre

Sämtliche Stadträtinnen und Stadträte stimmten dem Wärmeplan zu und damit auch einer Reihe von Maßnahmen, die innerhalb des nächsten halben Jahrzehnts umgesetzt werden sollen. Dazu gehören: eine Kampagne der energetischen Sanierung für das gesamte Stadtgebiet samt einem kommunalen Förderprogramm, Konzepte bzw. Studien für den Ausbau der Wärmenetze der Stadtwerke sowie die Nutzung der Wärme des Brenzwassers und des Abwassers der Kläranlagen, der Aufbau neuer Wärmedienstleistungen, eine Kampagne hinsichtlich Wärmepumpen sowie vorbildhafte Projekte der Stadt zur klimaneutralen Wärmeversorgung. Kraft gab zu bedenken, aus all den genannten Punkten ließen sich keine Garantien wie etwa für den Anschluss an ein Fernwärmenetz ableiten.

Ursprüngliche Frist überschritten

Eigentlich waren die Stadtkreise und Großen Kreisstädte Baden-Württembergs dem Klimaschutzgesetz zufolge verpflichtet, bis zum 31. Dezember 2023 kommunale Wärmepläne zu erstellen. Im Unterschied zu anderen Kommunen hatte Heidenheim diesen Termin nicht eingehalten. Begründung: Die Frist sei aufgrund einer Gesetzesnovelle zu Art und Form der Bürgerbeteiligung zu kurz bemessen gewesen. Eine offizielle Verlängerung musste allerdings nicht beantragt werden, da der Gesetzestext hierfür keine Konsequenzen vorsieht.

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