Am vergangenen Wochenende feierte der Kreisfeuerwehrverband Heidenheim sein 75-jähriges Bestehen. Vertreter der Feuerwehren, der Politik und anderen Hilfsorganisationen kamen zusammen, um auf die bewegte Geschichte des Verbands zurückzublicken, die Gegenwart zu würdigen und einen Blick in die Zukunft zu werfen.
Verbandswesen in der NS-Zeit zerschlagen
In seiner Eröffnungsrede schilderte Hans-Frieder Eberhardt, der Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbands, wie sich das Verbandswesen seit der Gründung des Deutschen Feuerwehrverbands 1853 entwickelt hat, jedoch in der NS-Zeit durch die Eingliederung der Feuerwehren in die Polizei zerschlagen wurde. Die Wiedergründung nach dem Zweiten Weltkrieg sei ein Zeichen für die Wiederherstellung demokratischer Strukturen gewesen. „Das muss uns heute eine Mahnung sein, allen unsere Demokratie infrage stellenden Kräften entschieden entgegenzutreten“, sagte der Vorsitzende.
In seiner Rede zeichnete Landrat Peter Polta den historischen Werdegang des Heidenheimer Kreisfeuerwehrverbands nach. Zur Gründungszeit 1949 war es notwendig, neue Strukturen zu schaffen und die Grundlage für eine moderne Feuerwehrorganisation zu legen. In den folgenden Jahrzehnten entwickelte sich der Verband kontinuierlich weiter. „Die 1970er Jahre brachten durch die Kreisgebietsreform große Herausforderungen, die jedoch durch Kompromissbereitschaft und kameradschaftliches Engagement gemeistert wurden. Auch die fortschreitende Professionalisierung und Einführung neuer Technologien in den 1970er und 19680er Jahren trugen zur heutigen Leistungsfähigkeit der Feuerwehren bei“, so Polta.
Wunsch nach einer „Feuerwehrrente“ im Verband Heidenheim
Hans-Frieder Eberhardt ging auch auf die zentralen Errungenschaften des Verbands ein, wie beispielsweise die Verhandlungen mit der Unfallkasse Baden-Württemberg zur Verbesserung der Absicherung von Feuerwehrangehörigen. Ein besonderes Anliegen des Verbands sei die „Feuerwehrrente“, ein Projekt, das noch auf Umsetzung warte. „Wir müssen dicke Bretter bohren, aber mit Beharrlichkeit und Kooperationswillen ist ein Modell denkbar, das unseren Ehrenamtlichen die verdiente Altersabsicherung bietet“, zeigte sich Eberhardt zuversichtlich.
Ab 1. Januar 2025 tritt die neue Verwaltungsvorschrift „Z-Feu“ in Kraft. Neben der finanziellen Förderung werden zukünftig Feuerwehren auch organisatorisch bei der Beschaffung der Feuerwehrfahrzeuge unterstützt. Denn das Innenministerium wird die Städte und Gemeinden bei der Ausschreibung von Feuerwehrfahrzeugen unterstützen. Damit sollen vor allem kleine Gemeinden von den immer umfangreicheren und aufwendigeren Vergabeverfahren entlastet werden. „Das Verfahren der Rahmenverträge wirkt entbürokratisierend, weil es sowohl die Verwaltungen als auch das Ehrenamt entlastet, es aber vor allem zu einer Harmonisierung und Standardisierung von Technik, Taktik und Ausbildung beiträgt", so Eberhardt.
Schleppende Entwicklung im Katastrophenschutz
Besorgt äußerte sich der Vorsitzende über die schleppende Entwicklung im Katastrophenschutz. Ereignisse wie extreme Wetterlagen, Stromausfälle oder gar kriegerische Konflikte seien heute wahrscheinlicher denn je, doch die Vorbereitungen hinkten hinterher. „Unsere Organisationen im Bevölkerungsschutz erwarten zielgerichtete Vorgaben und finanzielle Ausstattung“, mahnte er.
Auch Polta ging auf die Herausforderungen im Katastrophenschutz ein, die umfangreiche Notfallplanungen, wie die Sicherstellung von Kommunikation und Stromversorgung, erfordern. Hierbei unterstütze der Landkreis, so der Landrat: „Dazu gehören beispielsweise die Anschaffung von Satellitentelefonen, die Erstellung von Krisenplänen und die Entwicklung eines Wald- und Vegetationsbrandkonzepts in Kooperation mit der Unteren Forstbehörde.“
Unsere Organisationen im Bevölkerungsschutz erwarten zielgerichtete Vorgaben und finanzielle Ausstattung.
Hans-Frieder Eberhardt, Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbands Heidenheim
Der Kreisfeuerwehrverband sei ein bedeutendes Bindeglied zwischen den Gemeindefeuerwehren, dem Kreisbrandmeister und der Landkreisverwaltung. Besonders hob Polta die Leistungen der über 1500 aktiven Feuerwehrleute in den Freiwilligen Feuerwehren, Werkfeuerwehren, Jugendfeuerwehren und Altersabteilungen hervor, die durch den Verband in ihrer Arbeit unterstützt und organisiert werden. Der Kreisfeuerwehrverband diene als starker Partner für Kommunen und Hilfsorganisationen, fördere die Aus- und Weiterbildung sowie die Jugendarbeit und sorge für eine enge Zusammenarbeit im Brand- und Katastrophenschutz.
„Die Zusammenarbeit zwischen Landkreis und Verband ist hervorragend, nicht nur im Bereich des Brand- und Katastrophenschutzes“, sagte Polta. So ist der Kreisfeuerwehrverband seit 2017 ein Kooperationspartner des Landkreises in der Aktion „Aktiv für den Kinderschutz – kinder- und familienfreundlicher Landkreis Heidenheim“.
Ehrenamt als Vorbild jüngerer Generationen
Besondere Aufmerksamkeit widmete Polta dem freiwilligen Engagement der Feuerwehrmitglieder. Dieses sei ein unverzichtbares Element einer funktionierenden Gesellschaft. „Sie leisten Großes, indem Sie Tag und Nacht bereitstehen, um Schäden zu minimieren, Gefahren abzuwenden und Leben zu retten“, so Polta. Er betonte, dass das Ehrenamt nicht nur für die Gemeinschaft von unschätzbarem Wert sei, sondern auch als Vorbild für die jüngere Generation diene.
Ehrenkreuz des Kreisfeuerwehrverbands in Gold für Polta
Zum Abschluss des Festaktes wurde Landrat Peter Polta für seine außerordentlichen Verdienste im Bevölkerungsschutz und seine enge Zusammenarbeit mit den Feuerwehren des Landkreises mit dem Ehrenkreuz des Kreisfeuerwehrverbandes in Gold geehrt.
„Herr Landrat Polta ist ein Mann, der nicht vor schwierigen Entscheidungen zurückweicht und stets Lösungen für die drängendsten Probleme findet“, betonte Hans-Frieder Eberhardt in seiner Laudatio.
Eberhardt erinnerte an die Flüchtlingskrise 2015/2016, als Polta als Erster Landesbeamter bereits die Fäden in der Hand hielt. Während der Corona-Pandemie ließ der Landrat ein Notfallkrankenhaus im Congress Centrum Heidenheim einrichten und später ein Impfzentrum an gleicher Stelle organisieren. Im Zuge der Flüchtlingswelle aus der Ukraine wurde die Landkreishalle in Heidenheim auf seine Initiative hin zur Übergangsunterkunft für Kriegsflüchtlinge umfunktioniert.
„Sie begegnen uns immer auf Augenhöhe“, ergänzte Eberhardt. Polta unterstütze Projekte des Kreisfeuerwehrverbands nicht nur aktiv, sondern auch finanziell.