Belesen, intelligent, weitsichtig: Weggefährten Dr. Frank Haenschkes äußern sich übereinstimmend wertschätzend, wenn sie den Mann beschreiben sollen, der die Heidenheimer von 1972 bis 1976 im Bundestag vertrat. Jetzt ist er im Alter von 87 Jahren gestorben.
Haenschke wurde in Altenburg (Thüringen) geboren. Zusammen mit seiner Mutter kam er in den Westen. Nach der Rückkehr aus russischer Kriegsgefangenschaft fand sein Vater in Rottweil eine Stelle als Finanzbeamter. Schon während der Schulzeit war Haenschke politisch engagiert. 1970 trat er in die SPD ein, und bereits zwei Jahre später kandidierte er im Wahlkreis Aalen-Heidenheim für den Bundestag – „Feuer und Flamme“ für die Ostpolitik Willy Brandts, wie er einmal im Gespräch mit der Heidenheimer Zeitung sagte.
Manfred Abelein (CDU) das Direktmandat streitig zu machen, glückte ihm nicht. Haenschke zog jedoch über die Landesliste seiner Partei ebenfalls ins Parlament ein – im Landkreis Heidenheim erhielt er sogar mehr Stimmen als Abelein – und gehörte diesem fortan als einziger Naturwissenschaftler an.
Haenschke studierte nach dem Abitur Chemie in Tübingen und Stuttgart. Er promovierte und nahm das Angebot an, die Chemieabteilung an der neuen Ingenieurschule in Aalen aufzubauen. An der Fachhochschule, die sich aus dieser Einrichtung entwickelte, dozierte er als Professor bis zu seinem Ruhestand.
Gegen Atomenergie eingesetzt
Dass er sich bundespolitisch gegen die Atomenergie stark machte, stieß bei vielen Entscheidungsträgern auf Unverständnis. Und ein von ihm mitverfasstes Umweltprogramm verlor nach und nach immer mehr von seiner ursprünglichen Fassung.
Haenschke verzichtete auf eine erneute Kandidatur, blieb den klassischen sozialdemokratischen Themen und Überzeugungen aber zeitlebens verbunden. In seinem Wohnort Dewangen war er der erste SPD-Gemeinderat, er saß im Kreistag, führte 16 Jahre lang den von ihm gegründeten SPD-Stadtverband in Aalen.
Mitglied im Schattenkabinett von Björn Engholm
1983 gehörte Haenschke vor der Landtagswahl in Schleswig-Holstein als potenzieller Energieminister zum Schattenkabinett von SPD-Spitzenkandidat Björn Engholm. Allerdings gewann die CDU die Wahl mit absoluter Mehrheit.
Am vergangenen Sonntag ist Haenschke laut seiner Schwiegertochter in einem Aalener Seniorenheim „ruhig eingeschlafen, geistig immer noch topfit“. Er hinterlässt seine Frau, drei Kinder und drei Enkel.