Zwei Jahre vor Ende der Amtszeit

Der Heidenheimer Grünen-Abgeordnete Martin Grath gibt sein Landtagsmandat auf

Zwei Jahre vor Ende der Amtszeit zieht sich der Heidenheimer grüne Landtagsabgeordnete Martin Grath aus der Landespolitik zurück. Sein Mandat übernimmt ab September für die verbleibenden zwei Jahre Clara Resch.

Martin Grath gab seine Entscheidung am Samstagabend beim grünen Sommerfest im Heidenheimer Brenzpark bekannt. Schon bei der letzten Sitzung im Landtag vor den Sommerferien am Donnerstag wurde er verabschiedet. Als Gründe nannte der 63-Jährige, dass er viel zu tun habe. Er müsse sich um seine ehemalige Bäckerei kümmern, wo er jeden zweiten Sonntag arbeite. Er wolle sich auch mehr um seine Familie kümmern, nachdem seine Frau in Vollzeit im Kindergarten in Fleinheim arbeitet.

Sein Kreistagsmandat wird Grath weiter ausüben. Er wurde erstmals 2009 in den Kreistag gewählt, zuvor war er von 2004 bis 2016 Mitglied im Heidenheimer Gemeinderat. Als er 2016 in den Landtag gewählt wurde, schied er freiwillig aus dem Gemeinderat aus.

Martin Grath bleibt Mitglied im Heidenheimer Kreistag

Am Montag, 22. Juli, findet die konstituierende Sitzung des Heidenheimer Kreistags statt. Grath kündigte an, er werde Mitglied im Aufsichtsrat der Heidenheimer Kliniken. „Ich werde euch im Kreistag erhalten bleiben und ihr werdet mich in der grünen Politik noch intensiv miterleben“, versicherte er.

Warum diese Entscheidung zum jetzigen Zeitpunkt?

Seine Entscheidung sei langsam gereift und erst jetzt gefallen. Vor zwei Wochen habe er die Landtagspräsidentin über seine Entscheidung informiert, berichtete Grath auf Nachfrage. Sein Mandat übe er noch bis Ende August aus und absolviere auch noch das Sommerprogramm. Zu den Terminen werde ihn seine Nachfolgerin Clara Resch begleiten, die als wissenschaftliche Mitarbeiterin in seinem Grünen-Büro schon bisher bei vielen Gesprächen und Besuchen dabei gewesen sei.

Er habe in letzter Zeit bemerkt, dass es zu viel werde. Er fühle sich seiner ehemaligen Bäckerei verpflichtet, weist Grath auf den „akuten Fachkräftemangel“, mit dem auch sein Nachfolger zu kämpfen habe. Jeden zweiten Sonntag arbeite er deshalb in der Bäckerei mit und verkaufe samstags auf dem Wochenmarkt. „Ich wusste, irgendwas muss sich ändern, wenn ich nicht meine Gesundheit aufs Spiel setzen will.“ Abends Termine als Landtagsabgeordneter, frühmorgens in der Bäckerei, Schlafmangel war vorprogrammiert.

Sommerfest der Grünen im Brenzpark Markus Brandhuber

Wer ist Clara Resch?

Clara Resch ist 29 Jahre alt und stammt aus Steinheim. Sie hat ein Masterstudium in Politikwissenschaften abgeschlossen. Schon im letzten Wahlkampf war sie oft zusammen mit Grath unterwegs und vertrat ihn bei Terminüberschneidungen bei politischen Veranstaltungen. Nach dem Studium kehrte Resch wieder in den Landkreis zurück und kandidierte bei der Kommunalwahl dieses Jahr als Spitzenkandidatin auf der Grünenliste für den Kreistag, schaffte den Einzug jedoch nicht. Sie wird ab September für Martin Grath nachrücken für den Rest der Legislaturperiode. Nächste Landtagswahl in Baden-Württemberg ist im Frühjahr 2026.

Es sei für sie eine große Ehre und Verantwortung, in die Fußstapfen von Martin Grath zu treten, der bedeutende Arbeit für den Landkreis Heidenheim geleistet habe. „Es ist gerade nicht so leicht wie 2021 grün zu sein“, sagte Resch vor den mehr als 100 Gästen beim grünen Sommerfest. Gerade im letzten Kommunal und Europawahlkampf sei die Stimmung an den Wahlständen für die Grünen nicht immer wohlgesinnt gewesen. Doch gerade jetzt sei es entscheidend, weiter mutig voranzugehen. Man sehe, was passiert, wenn sich eine Gesellschaft spalten lasse, sagte Rech mit Verweis auf die USA und Italien. „Lasst und alle zusammen wachsam bleiben und unsere Gemeinschaft schützen, jetzt erst recht. Es ist jetzt wichtiger denn je, dass wir für eine liberale, demokratische und gerechte Gesellschaft kämpfen.“ Resch verwies auf eine steigende Mitgliederzahl bei den Grünen im Landkreis Heidenheim auf aktuell 150 und auch auf die engagierte grüne Jugend. „Wir waren noch nie so viele.“

Dieser Artikel wurde am 21. Juli, 9.25 Uhr aktualisiert.

Martin Grath gewann zweimal die Landtagswahl im Landkreis Heidenheim

Der Heidenheimer Bäckermeister wurde 2016 als erster Grüner im Wahlkreis Heidenheim als Direktkandidat in den Landtag gewählt. Damals galt dies als Überraschungserfolg, nachdem zuvor immer die CDU das Direktmandat gewonnen hatte. 2021 erhielt Grath abermals das Vertrauen der Wählerinnen und Wähler und die meisten Stimmen im Wahlkreis. In der Grünen-Landtagsfraktion ist der Bäckermeister und Betriebswirt handwerkspolitischer Sprecher.

Grath gilt in Heidenheim als einer der Biobäcker-Pioniere mit seiner Körnlesbeck-Bäckerei, die er von seinem Vater übernommen hatte. 2003 verkaufte er zwar den Betrieb, ist dort aber weiterhin angestellt und arbeitet mit.

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