"Spannend, reduziert, ohne Schnörkel"

Das sagt Ulrich Proschka über seine „Giovanna d’Arco“

Am Donnerstag hat "Giovanna d'Arco" Premiere bei den Heidenheimer Opernfestspielen. Der Regisseur Ulrich Proschka liest Giuseppe Verdis siebten Streich als "intelligentes Psychodrama".

Das sagt Ulrich Proschka über seine „Giovanna d’Arco“

In Heidenheim kennt er sich aus. Zum vierten Mal bereits inszeniert Ulrich Proschka bei den Opernfestspielen. Und wer es trotzdem hier noch nicht mit ihm zu tun gehabt haben sollte, der war halt wahrscheinlich noch nie in der Kinderoper.

Deren Opernzelt nämlich war bislang die ausschließliche Wirkungsstätte von Ulrich Proschka. 2016 war er als Regisseur für „Rocke und die Zaubertrompete“ verantwortlich, 2019 für „Gold“. Und 2022 inszenierte er das rundherum herausragendste Stück in der langen Geschichte der Jungen Oper in Heidenheim: „Wurst“.

Kein Show-Stopper

Nun aber gilt’s dem jungen Verdi. Ulrich Proschka ist der Mann für „Giovanna d’Arco“, die am Donnerstag im Festspielhaus Premiere haben wird. Es ist Verdis siebte Oper. Aber für Ulrich Proschka tatsächlich der erste Verdi als Regisseur, nachdem er als Regieassistent schon an einer ganzen Reihe von Verdis beteiligt gewesen ist.

Ulrich Proschka gefällt, was er bei „Giovanna d’Arco“ an Material für sein Verdi-Debüt vorgefunden hat. „Ich finde die Oper spannend, sie führt reduziert, clever, stringent, ohne Schnörkel und ohne jeden Show-Stopper durch die Geschichte. Wir haben es bei Verdi mit einem intelligenten Psychodrama zu tun.“

600 Jahre später

Man merkt schon. Die Betonung liegt auf Verdi. Und in der Tat unterscheidet sich bei dem die Geschichte der Jungfrau von Orleans deutlich von der Version im Drama von Friedrich Schiller. So wie dessen Johanna keine waschechte Biographie über die echte Jeanne ist. Und Giuseppe Verdis und Ulrich Proschkas Psychodrama wird in Heidenheim, ohne dass damit zu viel verraten wäre, nicht im Hundertjährigen Krieg und zwischen englischen und französischen Heerhaufen spielen. Auch nicht im Jahr 1429. Sondern fast 600 Jahre später.

Zur echten Jeanne d‘Arc an dieser Stelle wenigstens vielleicht so viel in aller Kürze. Sie wurde im Jahr 1412 im auch heute keine hundert Einwohner zählenden Domrémy, einem Dorf an der Maas, in Lothringen geboren. Der Familienname war Tarc oder so ähnlich. Zu d’Arc wurde er erst im 16. Jahrhundert, weil Frankreichs Nationalheilige eigentlich schon adlig daherkommen sollte.

Die echte Jeanne

Berühmt wurde das Mädchen, weil es den Dauphin und späteren König Karl VII. nicht nur – und wie auch immer – davon überzeugte, mit Gottes Hilfe Frankreich zum Sieg und Karl zur Krone zu führen, sondern tatsächlich auch für militärische Erfolge sorgte. Am Ende wurde sie den Engländern in die Hände gespielt und, 19-jährig, von der Kirche zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt. Von derselben Kirche, die sie nur 24 Jahre später nach einem Revisionsprozess zur Märtyrerin und 1920 schließlich zur Heiligen erklärte. Selbst die Church of England gedenkt ihrer inzwischen.

Ulrich Proschka wiederum, ein Oberfranke, hat in Bayreuth Theaterwissenschaft, neuere deutsche Literatur und Italianistik studiert. Nach Ausflügen in Schauspiel, Kulturkritik und Dramaturgie arbeitete er als Regieassistent und Hausspielleiter am Staatstheater Nürnberg. Inzwischen ist Ulrich Proschka als freier Regisseur mit Schwerpunkt Musiktehater unterwegs und wird, wie er lachend erzählt, gern für Operetten gebucht, „vermutlich, weil ich ein Faible für Komik habe“. In diese Ecke passen zum Beispiel auch eine Corona-Revue oder eine auf Musik von Mark Sullivan von ihm fürs Theater Krefeld/Mönchengladbach geschriebene Revue zum Brexit.

Von Bayreuth nach Helsinki

Inszeniert hat Ulrich Proschka unter anderem auch in Erfurt, Chemnitz oder bei den Ludwigsburger Festspielen, außerhalb von Deutschland aber auch in Tokio und Helsinki, wo er an der Sibelius-Akademie für Pietro Mascagnis „Cavalleria rusticana“ und Ruggero Leoncavallos „I Pagliacci“ verantwortlich zeichnete. Im Oktober 2018 wurde mit Ulrich Proschkas Inszenierung von Paul Linckes „Frau Luna“ die Hochschule für Musik in Nürnberg wiedereröffnet.

Und nun also: „Giovanna d’Arco“ in Heidenheim. Man darf gespannt sein.

Vorstellungen am Donnerstag und Samstag

Eintrittskarten für die Premiere und die zweite Vorstellung von Giuseppe Verdis „Giovanna d’Arco“ am Donnerstag, 20. beziehungsweise am Samstag, 22. Juli, jeweils ab 20 Uhr im Festspielhaus, sind im Vorverkauf im Ticketshop des Pressehauses in Heidenheim erhältlich.