Die vermehrte Nachfrage nach den sogenannten freien Rednern ist die logische Konsequenz aus der zunehmenden Entkirchlichung der Gesellschaft. Sie füllen als Dienstleister bei herausragenden Lebensstationen eine Lücke, die entsteht, wenn Menschen von der Botschaft der Kirche nicht mehr erreicht werden und deshalb diese Kirche verlassen. Mögen die Gründe für einen Kirchenaustritt vielschichtig sein, dieser Grund ist zentral.
Der religiöse Mehrwert, den die Kirche zu bieten hat, erreicht scheinbar viele nicht mehr. In diesem Sinne sind die freien Redner sehr wohl eine Konkurrenz für die Kirche. Dies sollte nicht zu Resignation führen, sondern eher ein Ansporn sein, in intellektueller Redlichkeit dem heutigen modernen Menschen die Denkmöglichkeit einer Transzendenz neu zu vermitteln. Einer Transzendenz, die über das Hier und Jetzt hinausgeht.
Die freien Redner nehmen für sich in Anspruch, nur für die Menschen da zu sein. Auch bei der Kirche sollte der Mensch im Mittelpunkt stehen. Deshalb bleibt die Herausforderung, immer wieder einen Hoffnungsimpuls zu vermitteln, der im wahrsten Sinne des Wortes nicht von dieser Welt ist. Dies wäre mehr, als die freien Redner vermutlich wollen.
Jörg Ehlers, Herbrechtingen