Bilanz

Wie erfolgreich waren die Sommerstücke 2023 im Heidenheimer Naturtheater?

Am Heidenheimer Naturtheater bilanziert man eine gelungene Sommerspielzeit mit 37.000 Besuchern. Nächstes Jahr feiert der dann 105 Jahre alte Verein das 100-jährige Bestehen seiner Freilichtbühne.

Wie erfolgreich waren die Sommerstücke 2023 im Heidenheimer Naturtheater?

„Wir sind sehr zufrieden“, sagt Stefan Benz. „Es war ein gelungener Sommer.“ Der Vorsitzende hat gesprochen. Und damit dürfte eindeutig beschrieben sein, wie man sich im Heidenheimer Naturtheater nach einer wieder einmal langen Saison fühlt.
Erst zum zweiten Mal zieht Stefan Benz Bilanz, und das, obwohl er seit drei Jahren als Vereinschef im Amt ist. Gewählt worden war er im September 2020 in einem, wenn man so will, Jahr ohne Sommer. Denn wegen Corona war im Naturtheater nicht gespielt worden. 2021 hatte sich diese Art von Horror gleich noch einmal wiederholt. Und so erlebte Stefan Benz tatsächlich erst im Sommer 2022 seine erste Premiere als Vereinsvorsitzender – und zieht heuer, wie erwähnt, erst zum zweiten Mal eine Saisonbilanz. Warum wir an so etwas erinnern? Weil man so schnell vergisst und mitunter schon denkt, dass das alles gar nicht wahr war.

Die Zahlen stimmen

Das weiß, nicht zuletzt eben wegen jener Begleitumstände am Beginn seiner Amtszeit, auch Stefan Benz. Weshalb ihm, noch vor den Zahlen, auf die vor allem eine Bilanz sich immer zu stützen pflegt, noch ein eher gefühlsmäßig messbarer Zustand wichtig ist. „Der Verein lebt“, sagt der Vorsitzende. Das klingt inzwischen zwar wieder absolut selbstverständlich. Dass das so bleiben würde, war während der zweijährigen Corona-Zwangspause allerdings auch nicht alle Tage als unumstößlich sicher empfunden worden.

Umso schöner, dass man sich im Naturtheater mittlerweile höchstens vor dem Wetterbericht fürchtet, ansonsten aber Erfolge feiert. Denn die blieben in der am vergangenen Samstag zu Ende gegangenen Saison nicht aus. Und waren, nun endlich, auch anhand von konkreten Zahlen messbar. Rund 37.000 Besucher wurden in der Sommerspielzeit 2023 gezählt, davon sahen 22.500 das Kinderstück „Hui Buh“ und 14.500 das Hauptstück „Der Raub der Sabinerinnen“.

Der Skeptiker ist am Ende sprachlos

Unterm Strich findet sich die Saison zwar nicht in den Top Ten der Bestenliste, aber das war auch gar nicht erwartet worden. Denn mit dem „Raub der Sabinerinnen“ hatte man diesmal eine Komödie auf den Spielplan gesetzt, die zwar innerhalb ihres Genres verdientermaßen Geschichte geschrieben hat, die allerdings heutzutage kaum noch jemand kennt. Was im Naturtheater glücklicherweise kein Ausschlusskriterium darstellt. „Es war, ist und bleibt Vereinspolitik, auch weniger bekannte Stücke ins Rampenlicht zu holen, durchaus sogar mal das eine oder andere Wagnis einzugehen“, sagt Stefan Benz. „So etwas darf, ja muss auf dem Theater schon auch seinen Platz haben, finde ich, selbst wenn wir selbstverständlich den Wirtschaftsfaktor immer im Hinterkopf behalten müssen.“

Der Mut, mit dem „Raub der Sabinerinnen“ den Sommer zu bestreiten, wurde nicht zuletzt mit einem großen künstlerischen Ertrag belohnt. „Ich hoffe, die Regisseure Markus Hirschberger und Brigitte Prinz sowie das gesamte Team sind ordentlich stolz auf sich selbst“, sagt Stefan Benz. „Ich finde jedenfalls, dass sie Großartiges geleistet haben.“ Was ihnen, wie Stefan Benz erzählt, im Vorfeld nicht alle zugetraut hatten. Zum Beispiel hatte sich gleich nach der Bekanntgabe des Stücks der Ehrenpräsident des baden-württembergischen Landesverbands der Amateurtheater besorgt in Heidenheim gemeldet. Wie man denn auf solch eine Idee kommen könne, wollte Rolf Wenhardt wissen. Nach einem Vorstellungsbesuch war aus dem Skeptiker freilich ein Bewunderer geworden. Nie hätte er gedacht, dass das überhaupt auf einer Freilichtbühne funktionierten könne, habe der Ehrenpräsident zugegeben. Und dann auch noch derart gut. Regelrecht sprachlos sei er.

Bei Kälte wurde Tee ausgeschenkt

Dass die Komödie, im Gegensatz zum Kinderstück, dennoch erst gegen Ende der Saison mal ausverkauft war und nicht als Publikumsrenner in die Vereinsannalen eingehen wird, liegt eben daran, dass nicht wenige potentielle Besucher bekanntlich gar nicht erst sehen wollen, was sie nicht kennen. Und das, obwohl man gerade beim Abenteuer des Sich-einlassens auf Unbekanntes eigentlich nur gewinnen kann. Denn gefiel einem nicht, was man nicht kannte, sah man doch wenigstens alle seine Vorurteile bestätigt. Im Falle des Gefallens jedoch belohnt man sich selber durch eine niemals schädliche Erweiterung des Horizonts.

Nun gut. Trotzdem sind 37.000 Besucher am Ende einer Saison gut. Ein gutes Ergebnis. Mit allseits guter Stimmung, die lediglich sporadisch von dem phasenweise schändlich wenig an einen Sommer erinnernden August beeinträchtigt wurde. „Vier Vorstellungen mussten teilweise bis zu einer halben Stunde wegen übermäßig starken Regens unterbrochen werden“, sagt Stefan Benz. „So etwas hatten wir wirklich schon lange nicht mehr.“ In der Zuschauerhalle wurde bei solchen gleich auch empfindlich kalten Gelegenheiten sogar Tee ausgeschenkt und weitere Getränke und Speisen verkauft, um die Wartezeit zu überbrücken.

Die Statistik im Naturtheater

Dass eine Saison mit am Ende 37.000 Besuchern wirklich gut ist, zeigt ein Blick in die Statistik des Naturtheaters, wobei man wissen muss, dass die Besucherstatistiken dort erst seit 33 Jahren archiviert werden. Mit 47.914 Besuchern verzeichnete die Spielzeit 2016 mit den Stücken „Die Feuerzangenbowle“ und „Die kleine Hexe“ einen neuen Zuschauerrekord. Bis dahin hatte die Bestmarke von 47.463 Zuschauern aus der Spielzeit 2001 („Sister Act“ und „Pünktchen und Anton“) resultiert.

Über 40.000 Besucher zählte man im Naturtheater in diesem Jahrtausend übrigens noch acht weitere Male: 47.375 in der Spielzeit 2012 („Das Wirtshaus im Spessart“ und „Michel aus Lönneberga“), 46.900 in der Spielzeit 2014 („Blues Brothers“ und „Pippi Langstrumpf“), 46.250 in der Spielzeit 2013 („Kohlhiesels Töchter“ und „Robin Hood“), 43.396 Besucher in der Spielzeit 2017 („My Fair Lady“ und „Der Zauberer von Oz“), 43.227 in der Spielzeit 2007 („Don Camillo“ und „Die Biene Maja“), 42.706 in der Spielzeit 2002 („Das Dschungelbuch“ und "Momo“), 41.125 in der Spielzeit 2011 („Ich denke oft an Piroschka“ und „Pinocchio“ sowie 40.301 in der Spielzeit 2003 („Der Glöckner von Notre Dame“ und „Der kleine Vampir“).

Das Jubiläum mit besonderen Aufführungen

In den 21 Jahren zuvor hatte es über 40.000 Besucher lediglich einmal gegeben, und zwar 42.227 in der Spielzeit 1999, als das Musical „Annie“ und „Der Räuber Hotzenplotz“ gegeben worden waren. Und exakt diese Kombination steht, genau 25 Jahre danach, bekanntlich im Sommer 2024 auf dem Spielplan.

Darüber hinaus wird das Jahr 2024 im Naturtheater auch ganz im Zeichen eines gewichtigen Jubiläums stehen. Nachdem der Theaterverein im Jahr 2019 seinen 100. Geburtstag beging, wird nun das 100-jährige Bestehen der Freilichtbühne gefeiert, die im Sommer 1924 mit „Wilhelm Tell“ eröffnet worden war. An den Details des Festprogramms wird derzeit noch gefeilt.

Vorverkauf und weitere Stücke

Der Kartenvorverkauf für die Sommerspielzeit 2024 im Naturtheater wird am 1. Dezember beginnen. Bereits am 6. Oktober hat das Herbststück 2023 Premiere. Auf dem Spielplan steht „Sherlock Holmes“, eine „Mord(s)komödie“. Das diesjährige Wintermärchen, ein „Katzen-Musical“, trägt den Titel „Alfonsa di Monsa“ und wird ab dem 2. Dezember erzählt.