„Der Zauberer von Oz“: Komponistin Lucy Landymore trommelt für Hans Zimmer
Es macht weder Ding-Dong, noch ist die Hexe tot. Auf das Irgendwo jenseits des Regenbogens muss man ebenfalls verzichten. „Somewhere Over the Rainbow“ und „Ding-Dong! The Witch Is Dead“, die wohl bekanntesten Filmsongs aus der Musical-Verfilmung von „Der Zauberer von Oz“, wird es in Heidenheim nicht zu hören geben. Die Junge-Opern-Version des Filmklassikers setzt gänzlich auf Eigenkompositionen. Dafür hat Lucy Landymore gesorgt. Sie ist die Komponistin der diesjährigen Kinderoper – und sie ist bei einem der ganz Großen in die Lehre gegangen: Hans Zimmer.
Geboren wurde Lucy Landymore in Großbritannien, inzwischen lebt sie in Wien. Daheim ist die Perkussionskünstlerinnen jedoch auf der Bühne, vor allem in Europa, wo sie als Teil der Konzerttournee „The World of Hans Zimmer“ einige der berühmtesten Werke des Filmkomponisten live performt. Von Zimmer hat sie viel gelernt, vor allem über das Komponieren, Landymores zweiter Leidenschaft neben dem Schlagwerk. Oper ist für die junge Britin hingegen Neuland.
Eigentlich, erzählt Landymore, sei sie im Jazz zuhause. Wie passend: „Unser Librettist Stephan Knies und ich wollten ganz bewusst etwas Anderes machen“, berichtet sie. „Das Werk soll ein breites Publikum ansprechen und gleichzeitig die Möglichkeiten von dem ausreizen, was Oper sein kann.“ Im Mittelpunkt steht selbstverständlich Dorothy, die Heldin der Geschichte. Magisch, mutig, majestätisch, aber auch ein wenig verspielt – so habe Landymore versucht, den Charakter Dorothys musikalisch einzufangen.
Insgesamt drei Sängerinnen und Sänger sowie zwei Instrumente hat Lucy Landymore rekrutiert, um diesen Sound ins Heidenheimer Opernzelt zu bringen. Neben dem Klavier kommt insbesondere Landymores Steckenpferd, dem Schlagzeug, eine besondere Rolle zu: Gespielt wird das Schlagzeug von der Figur des Blechmanns auf der Bühne – es ist also gleichermaßen eine Sprech- und eine Spielrolle, fusioniert zu einer ambitionierten Aufgabe.
Lucy Landymore: Livemusik synchron zum WM-Achtelfinale
Mit Fusionen kennt Lucy Landymore sich bestens aus. Zusammen mit Hans Zimmer vereint sie Filmszenen und orchestrale Live-Auftritte. 2018 fand die Premiere ihrer außergewöhnlichen Ensemblemusik „Fußball im Konzert“ statt, bei der die Schlagzeugerin mit einem siebenköpfigen Ensemble Livemusik synchron zum Livestream eines WM-Achtelfinales spielte. Simpel? Kann die Britin nicht. Selbst wenn sie wollte. „Wenn ich komponiere, verschmilzt alles, was ich jemals gehört habe, zusammen. Ich finde es herausfordernd, aber auch faszinierend, all diese Puzzleteile zusammenzusetzen“, erzählt Landymore.
„Der Zauberer von Oz“ verspricht, ein Spektakel zu werden. Eines, zu dem ein junges Publikum trotzdem Zugang findet? Absolut, ist sich Lucy Landymore sicher. Trotz nicht selten komplexer Jazz-Einflüsse glaubt die Komponistin, dass die diesjährige Produktion der Jungen Oper gut zugänglich für Kinder sein wird. Um sich der Aufmerksamkeit des jungen Publikums auch ganz sicher zu sein, halte das Stück zudem ein paar Überraschungen parat. „Stephan Knies hat sich etwas wirklich Cleveres ausgedacht. Es gibt beispielsweise eine Stelle, in der das Publikum mitmachen muss“, verrät Lucy Landymore. Wie clever und magisch „Der Zauberer von Oz“ wirklich ist, davon muss man sich letztlich selbst überzeugen. Ganz ohne Regenbögen und toter Hexen.