Leserbrief

Deutschland fehlt es an nachvollziehbarer Politik

Leserbrief zu den Zulassungszahlen im Automobilbereich und zu den Leserbriefen „2,08 Euro pro 100 Kilometer“ und „Fossilbranche redet neue Techniken schlecht“ (Ausgabe vom 18. Juli):

Die Leserbriefe von Wolfgang Eber und Hans-Martin-Hartmann sind nachvollziehbar. Mir war völlig unerklärlich, wie die Bundesregierung die Elektroprämie schlagartig eingestellt hat. Ein solch wechselhaftes Verhalten hilft weder der Industrie noch den Käufern von Elektrofahrzeugen. Andere Länder zeigen hier deutlich mehr Verlässlichkeit. Schaut man auf die Investitionstätigkeit aller deutschen Pkw-Produzenten, wird die Zukunftsrichtung überdeutlich.

Wo werden noch neue Werke für Verbrennerfahrzeuge gebaut? Wie viel neue Produktionsstätten kommen für Elektrofahrzeuge hinzu? Warum wird der Macan, eines der am häufigsten verkauften Porsche-Fahrzeuge, nur noch mit Elektromotoren produziert? Warum ist Tesla zum weltweit wertvollsten Pkw-Produzenten aufgestiegen? In Maranello entsteht gerade ein neues Werk für den ersten reinen Elektrosportwagen von Ferrari. Die Jahresproduktionsstückzahl ist auf 20.000 Elektrosportwagen ausgelegt. Die Industrie hat die Richtung klar erkannt und setzt sie um.

Leider fehlt es an klarer, nachvollziehbarer Politik in Deutschland. Weltweit werden 90 Millionen neue Pkw pro Jahr produziert. Es ist unmöglich, eine solch große Zahl an jährlichen Neufahrzeugen schlagartig auf Elektromobilität umzustellen. Deswegen ist eine Übergangszeit von mehr als zehn Jahren sinnvoll und unerlässlich. In dieser Übergangsphase befinden wir uns heute. Nach dem Jahr 2035 werden viele der heutigen Diskussionen der Vergangenheit angehören. Packen wir es erfolgreich und zielstrebig gemeinsam an. Die deutschen Automobilproduzenten werden reine Elektrofahrzeuge bauen, sonst werden sie insolvent. Keiner sollte diesen Umstieg verschlafen.
Horst Widmayer, Heidenheim