Bei den aktuellen Haushaltsberatungen im Landkreis Heidenheim hat das Zentrum für nachhaltige Energieversorgung, Klimaschutz und Klimafolgenanpassung (Zekk), eine hundertprozentige Landkreis-Tochterfirma, für kontroverse Diskussionen gesorgt. Die Meinungen und Anträge der Fraktionen reichen von der Abschaffung bis hin zur Personalaufstockung. Abseits dieser politischen Debatte mit offenem Ausgang bleibt die Frage, welchen Nutzen das Zekk bietet. Eingerichtet wurde es, um neben Kommunen und Firmen vor allem auch Privatleuten dabei zu helfen, Energiekosten zu senken und gleichzeitig das Klima zu schützen. Derzeit betreiben noch alle Landkreise im Land eine solche Agentur. Anja Bittner, Geschäftsführerin des Zekk, weiß, was Privatleute am meisten interessiert, und wie sie am besten Energie – und damit Geld – sparen können.
Welche Services gibt es im Zekk für Privatleute in Heidenheim?
Beraten lassen können sich alle Bürgerinnen und Bürger im Landkreis, egal ob Mieter, Vermieter oder Eigentümer, die Fragen zu Energie, Wärme und Klimaschutz haben. Nachgefragt wurde laut Bittner vor allem die einstündige, kostenfreie und neutrale Energieberatung in Kooperation mit der Verbraucherzentrale. Wenn das nicht ausreicht, können die Energieberater gegen ein Entgelt von 30 Euro zu den Ratsuchenden nach Hause kommen.
Welches waren die meistgefragten Themen im Heidenheimer Zekk?
Laut Bittner waren es zwei Schwerpunkte: die Frage nach möglichen Fördermitteln von Bund und Land sowie die Suche nach Fachunternehmen, deren Auftragsbücher noch nicht voll sind. Bei der zweiten Frage kann das Zekk aus Neutralitätsgründen jedoch nicht weiterhelfen.
Welche Förderprogramme gibt es, wenn jemand auf erneuerbare Energien umsteigen möchte, zum Beispiel bei der Installation einer Photovoltaikanlage?
Für Photovoltaikanlagen gibt es aktuell keine direkte Förderung, jedoch kann sich die Anschaffung trotzdem lohnen. Bittner nennt den Nullsteuersatz bei der Umsatzsteuer sowie die Senkung der Mehrwertsteuer auf null Prozent seit 2023 als Vorteile. PV-Anlagen über 30 kWp fallen nicht unter diese Befreiung, es sei denn, sie sind auf Wohngebäuden, öffentlichen Gebäuden oder Gebäuden, die dem Gemeinwohl dienen.
Wird der Einbau von Wärmepumpen staatlich gefördert?
Hier gibt es mehrere Bausteine, die im Einzelfall besprochen werden müssen, sagt Bittner. Für eine elektrisch angetriebene Wärmepumpe gibt es beispielsweise 30 Prozent Grundfördersatz, der um bis zu 20 Prozent erhöht werden kann, wenn eine funktionstüchtige Öl-, Kohle-, Gasetagen- oder Nachtspeicherheizung oder eine mindestens 20 Jahre alte Gas- oder Biomasseheizung durch eine klimafreundliche Heizung ersetzt wird.
Wie finden Privatleute heraus, ob sie von den Förderprogrammen profitieren können?
Neben etlichen Online-Ratgebern verweist Bittner auf die Förderdatenbank der Landesenergieagentur KEA BW (kea-bw.de/foerderdatenbank), wo unter „Förderempfänger“ die Option „Private“ ausgewählt werden muss.
Welche Investitionen lohnen sich langfristig, um Geld im Eigenheim zu sparen?
Optimal wäre ein Dreiklang aus Dämmung des Gebäudes, einer Wärmepumpe sowie Strom für deren Betrieb aus der eigenen PV-Anlage. „Am Ende ist es aber immer eine Geldfrage“, räumt Bittner ein. Es gibt auch kostengünstigere Maßnahmen, wie etwa die Dämmung der Kellerdecke oder der Warmwasserrohre. „Materialien dafür gibt es im Baumarkt, und umsetzen kann man das selbst.“ Laut Bittner lohnt sich auch ein Blick auf ineffiziente Haushaltsgeräte, die große Stromfresser sein können.
Da Geld immer eine wichtige Rolle spielt: Welche einfachen, kostengünstigen Maßnahmen haben einen großen Effekt?
Mit Blick auf die kalte Jahreszeit verweist Bittner auf das Thema Heizen: „Das Absenken der Raumtemperatur um nur ein Grad kann bis zu sechs Prozent Heizenergie einsparen.“ Heizkörper sollten möglichst freigehalten werden, damit die Wärme sich besser verteilen kann. Beim Strom hätten LED-Lampen einen großen Einsparungseffekt: „Diese verbrauchen 80 Prozent weniger Strom als Glühlampen.“ Im Grunde könne man in allen Bereichen kleine Veränderungen einbauen, sei es durch regionales Einkaufen, öfter das Auto stehenzulassen oder die Biodiversität zu fördern, indem man zum Beispiel seltener den Rasen mäht.
Neben der Energieeinsparung geht es im Zekk auch um die Folgen des Klimawandels. Wie können sich Privatleute darauf vorbereiten?
In unserer Gegend seien wir überwiegend von Extremwetter wie Hitze und Starkregen betroffen. „In beiden Fällen hilft dasselbe: Entsiegeln, Grünflächen schaffen und Bäume pflanzen“, so Bittner. Bei Starkregen muss erreicht werden, dass das Wasser dort, wo es herunterkommt, gespeichert oder verwertet wird, da sonst Kanäle schnell überlaufen. Bittner verweist auf Zisternen oder Regenfässer, die wiederum Wasser für Hitzeperioden zur Bewässerung bereitstellen. Gerade bei Hitze hätten Bäume eine wichtige Rolle, sagt Bittner. Diese wirken wie eine natürliche Klimaanlage durch Verdunstung und Beschattung. Optimal sei zudem eine Dachbegrünung. Denn wo ein Gebäude steht, ist die Fläche versiegelt, während Begrünung Wasser speichert, das dann wieder verdunsten kann.
Inwiefern kann die Zusammenarbeit zwischen Privatleuten und Kommunen gestärkt werden, um auf die Folgen des Klimawandels zu reagieren?
In Bebauungsplänen gibt es bereits viele Vorgaben zum Versiegelungsanteil, zu Dachbegrünungen, zur Pflanzung von Bäumen oder dem Einbau von Zisternen. Wenn all dies umgesetzt wird, ist schon viel für das Klima getan. Allerdings, so Bittner, haben die Kommunen oft nicht die Kapazität, um die Umsetzung zu prüfen.
Das kostet das Zekk den Landkreis Heidenheim
Der Betrieb des Zekk kostete den Landkreis Heidenheim 2024 rund 100.000 Euro. Dazu kommen rund 35.000 Euro, die durch Fördermittel und Spenden finanziert werden, heißt es im Haushaltsplan des Landkreises. Auch im Jahr 2025 ist im Haushalt der Höchstbetrag von 100.000 Euro eingeplant. Um die finanzielle Nachhaltigkeit zu stärken, will das Zekk ab dem Jahr 2025 vermehrt bezahlte Dienstleistungen anbieten, beispielsweise in Form von Fördermittelberatung und der Begleitung von Kommunen auf dem Weg zur klimaneutralen Verwaltung.