Die Demokratie bewahren? Es sind noch Plätze frei
Bis zum 28. März ist noch viel Zeit, scheint es. Bis dahin müssen die Listen für die Kommunalwahl 2024 eingereicht werden. Aber blickt man in die Kommunen, und das werden wir in nächster Zeit intensiver tun – Giengen bildete diese Woche den Auftakt – wird sich zeigen: So viel Zeit ist nicht mehr.
Die Parteien und Vereinigungen tun sich schwer, Leute für die Listen zu finden. Das ist nichts grundlegend Neues. Mich – und sicher viele andere – beschäftigt das aber gerade jetzt besonders, denn wir sind in einer Phase unserer Demokratie angekommen, in der größere Müdigkeit denn je herrscht, sich tiefer mit Politik und leider auch mit der Demokratie als solcher zu beschäftigen. Es wird stattdessen schnell und viel gemeckert, schwarzgemalt, schlechtgeredet. Konstruktive Ansätze? Minimaler Tiefgang? Verständnis für politische Prozesse? Fehlanzeige. Stattdessen ist für viele gerade einfach nur alles mies: das Land, die Wirtschaft und die da oben. Und überall in der Welt zudem noch Krieg. Dazwischen sehr viel Ego.
Ja, die Lage ist komplex. Statt aber dieser komplexen Lage mit komplexen Gedanken begegnen zu wollen, wird der Ruf nach vermeintlich einfachen Lösungen immer noch lauter und zeigt sich immer noch krasser in den Sonntagsfragen.
Zurück ins Lokale: Dort geht’s um die Zusammenarbeit, ums gemeinsame Gestalten am eigenen Lebensort. Was läge einem näher? Aber: Auch das erfordert Willen zum Tiefgang. Gemeinderat zu sein, das bedeutet, sich einzuarbeiten in teils schwierige Sachverhalte, zu diskutieren und auch zuzuhören. Kurzum: Das schafft man nur, wenn sich der eigene politische Horizont nicht auf Ein-Satz-Ausrufezeichen-Parolen beschränkt. In gewisser Weise ist das zwar auch ein Glück, weil eben nicht jeder, der vermeintlich weiß, wie sich alle Probleme einfach lösen lassen, dieser Aufgabe gewachsen ist. Andererseits aber ist es eben auch traurig, weil es genug Mitbürgerinnen und Mitbürger gäbe, die das sehr wohl könnten, aber bisher noch nicht wollen. Vielleicht ist aber gerade jetzt der richtige Moment, sich mal zu fragen: Was kann ich eigentlich tun, um unser demokratisches Gemeinwesen zu bewahren und zu gestalten, statt nur bequem und mit möglichst viel Freizeit darin zu wohnen? Es sind noch viele Listenplätze frei. Schönes Wochenende!