So ein unerwarteter Geldsegen bringt doch sehr viel Schönes: Die Ehefrau wird immer blauer, die Lage immer verzwickter, und ein Polizist kommt selten allein. Das wäre mal im Groben das, was Protagonist Henry in der Farce „Funny Money“ von Komödienaltmeister Ray Cooney widerfährt. Was das Grobe noch an Feinheiten nach sich zieht, das konnte das Publikum am Montagabend im Konzerthaus in der Inszenierung der Theatergruppe „Komödie am Altstadtmarkt“ aus Braunschweig verfolgen.
Und auch die brachte sehr viel Schönes: Verwicklungen um Henry und seine den Alkohol entdeckende Ehefrau Gene und das befreundete Pärchen Betty und Vic, die bald auch in die Rollen von Adelaide und Percy, Archie, Albert und Geneviève schlüpfen müssen, ein Taxifahrer, der die Flucht nach Barcelona oder auch die Rückreise der erfundenen Browns nach Australien oder auch einfach nur nach Clapham, eine Leiche und größere und kleinere Gangster, ein Koffer voller Geld und ein Koffer mit Schinkenbrot, und irgendwo kocht immer jemand Tee. Wenn nicht gerade Brandy getrunken wird.
Schwager oder Leiche
Diese alles in allem sehr feine englische Art serviert das hervorragend aufspielende Ensemble in einem atemberaubenden Tempo, sodass nicht nur die Figuren auf der Bühne schwer auf Zack sein müssen, wer und in welchem Teil der echten oder erfundenen Handlung sie und auch ihr Gegenüber gerade sind. Auch der Zuschauer ist ganz schön gefordert, all die Wendungen, Personen und Koffer im Blick und gleichzeitig auf dem Schirm zu haben, ob die Figuren denn gerade sie selbst oder der Schwager, wenn ja, welcher, oder doch die Leiche sind.
Da mag die eine oder andere Verwicklung vorhersehbar sein, und auch manche Obszönität ein bisschen plump ausfallen, aber das Vergnügen an diesem Geld-Stück riss zu keinem Zeitpunkt ab. Im Gegenteil: Immer mehr kam Fahrt in die Farce, bei der auch eifrig gerätselt werden durfte, wie, in welcher Paarung und mit welcher finanziellen Situation das Ganze enden würde. Klar war nur: All das Durcheinander, in dem auch immer wieder Türenschlagen und Telefonklingeln aufschreckten, musste ja in einer Spitzenpointe enden.
Aberwitzig und absurd
Und die bekamen die Zuschauer auch. Und sie – wie die zahllosen anderen Pointen auch – funktionierte nicht nur, weil Ray Cooney sie so aberwitzig ersonnen und platziert hat, sondern weil das siebenköpfige Ensemble sie genau in diesem Sinne umsetzt. Ein gutes Textbuch ist die halbe Miete, aber eben nur die halbe. Den Rest muss schon die Inszenierung leisten. Und die „Komödie am Altstadtmarkt“ hat geliefert – und wie.
Ob die Absurditäten Pausen oder Schnelligkeit, große oder kleine Gesten verlangen, genau das kriegen sie vom furios aufspielenden Ensemble serviert, und der Riesenspaß, den die Spieler ganz offensichtlich auf der Bühne haben, übertrug sich mühelos aufs Publikum. Lacher gab es zuhauf, und der Beifall am Ende war langanhaltend und begeistert. Die „Komödie am Altstadtmarkt“ hat ein wunderbares Beispiel dafür gegeben, wie eine Komödie umzusetzen ist, damit Pointen zünden, Skurrilitäten überraschen, Spannung erzeugt und so viel Schönes genossen werden kann. Die feine und sehr schräge englische Komödien-Art eben.
Als nächstes „Jugend ohne Gott“
Die nächste Veranstaltung im Theaterring findet am Mittwoch, 12. Februar, in der Waldorfschule statt. Das Theater "Poetenpack“ aus Potsdam zeigt dann „Jugend ohne Gott“, eine Bühnenfassung des gleichnamigen Romans von Ödön von Horváth. 1937 erschienen, wurde er 1938 von den Nationalsozialisten in die „Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums“ aufgenommen. Ödön von Horváth thematisiert in seinem Roman Moral, Widerstand und Manipulation der Jugend im Nationalsozialismus.