Diebstahl bei Sicherheitsunternehmen

Die Heidenheimer Volksbank wird entschädigt, 900.000 Euro bleiben verschwunden

Die Heidenheimer Volksbank erhält von einem Sicherheitsunternehmen Schadenersatz von mehr als 900.000 Euro. Warum das gestohlene Geld wahrscheinlich verschwunden bleibt.

Der Heidenheimer Volksbank ist von der 26. Zivilkammer des Landgerichts Stuttgart voller Schadenersatz für Geld zugesprochen worden, das bei einem Sicherheitsunternehmen verschwunden ist. „Die Kammer hat der Klage vollumfänglich stattgegeben und die Beklagte zur Zahlung von knapp einer Million Euro an die Klägerin verurteilt. Geklagt hatte die Volksbank. Mit der Entscheidung des Gerichts steht fest, dass dem Kreditinstitut kein Schaden entsteht. „Wir freuen uns natürlich sehr über dieses Urteil, auch wenn noch die Möglichkeit besteht, Rechtsmittel einzulegen“, so Volksbank-Sprecher Jürgen Pröbstle.

Damit ist die Angelegenheit zivilrechtlich zwar vorerst entschieden, doch die Vorgänge, die sich bei dem Sicherheitsunternehmen zugetragen haben, bleiben mehr als nebulös. Auch nach mehr als zweieinhalb Jahren ist nicht geklärt, wie es dazu kommen konnte, dass der Heidenheimer Volksbank mehr als 900.000 Euro gestohlen wurden. Geschehen ist das Ganze bei einer Sicherheitsfirma, die von der Volksbank beauftragt war, Geld zu transportieren und in eigenen Räumlichkeiten zwischenzulagern (wir berichteten). Während dieser Zwischenlagerung muss es einem oder mehreren Tätern gelungen sein, das Geld unbemerkt zu stehlen. Eine kaum nachvollziehbare Leistung, weil die Summe komplett in Form von Münzgeld verschwunden ist – was nach Angaben des Volksbank-Justiziars Axel Hauser einer Beute mit einem Gewicht von rund neun Tonnen entspricht.

Verschwunden sein muss das Geld – vermutlich über einen längeren Zeitraum hingweg – zwischen Mitte 2021 und Mitte 2022. Aller Wahrscheinlichkeit nach wurde es von Mitarbeitern der Sicherheitsfirma entwendet. Wie zu erfahren war, war im Jahr 2021 ein Mann dabei erwischt worden, wie er Münzrollen in seiner Hosentasche versteckt mit nach Hause nehmen wollte. Das Sicherheitsunternehmen zeigte 2022 zwei seiner Mitarbeiter wegen Diebstahls an, und die Staatsanwaltschaft Stuttgart übernahm die Ermittlungen. Grund dafür ist, dass das Sicherheitsunternehmen in deren Zuständigkeitsbereich seinen Sitz hat.

Zwei Täter wurden verurteilt

Wie von der Stuttgarter Staatsanwaltschaft auf Anfrage zu erfahren ist, fand auch eine Gerichtsverhandlung statt. Bei dieser wurden „ein heute 24-Jähriger und ein heute 37-Jähriger zu zehn Monaten bzw. acht Monaten auf Bewährung verurteilt, nachdem sie als Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma im Großraum Stuttgart zwischen 16.08.2021 und 08.08.2022 in jeweils zwei Fällen 2-Euro Münzen, im Gesamtwert von 850 EUR (der 24-Jährige) und im Gesamtwert von 450,00 EUR (37-Jähriger), die bei der Sicherheitsfirma verwahrt wurden, entwendet haben sollen“. Die Verurteilung ist der Staatsanwaltschaft zufolge seit 26. April 2024 rechtkräftig.

Also haben die beiden ehemaligen Mitarbeiter insgesamt 1300 Euro in Münzen gestohlen. Der Verlust, den die Heidenheimer Volksbank gegenüber dem Sicherheitsunternehmen in einem Zivilrechtsprozess geltend macht, beläuft sich jedoch auf mehr als 900.000 Euro. Das wirft Fragen auf: Wo ist das Geld geblieben? Wer hat es gestohlen? Wie ist es gelungen, so viel Münzgeld unbemerkt verschwinden zu lassen? Ist es überhaupt möglich, den oder die Täter zur Rechenschaft zu ziehen, sie zu finden?

Fragen, die sich bisher nicht beantworten lassen. Auf Nachfrage heißt es von der Presssprecherin der Stuttgarter Staatsanwaltschaft, „dass ich den Sachverhalt keinem anderen bei uns geführten Ermittlungsverfahren zuordnen kann“. Demzufolge scheint es also keine weitere Strafverfolgung oder Ermittlungen zu geben, die aufklären könnten, wie das Geld verschwinden konnte.

Die Heidenheimer Volksbank muss das nicht grämen. Sie erhält den ihr entstandenen Schaden vollständig erstattet, schon direkt nach den Vorfällen war der Vertrag mit der Sicherheitsfirma gekündigt worden. Ob die wiederum den Schaden gegenüber ihrer Versicherung geltend machen kann, ist fraglich, weil es just in dem Zeitraum, in dem das Geld verschwunden ist, einen Versicherungswechsel gab. Auf eine Anfrage unserer Zeitung hat das Sicherheitsunternehmen nicht reagiert.

Zwei weitere Verfahren

Das betroffene Sicherheitsunternehmen, mit dem die Volksbank seinerzeit zusammengearbeitet hat, und dem die mehr als 900.000 Euro abhandengekommen sind, ist aktuell noch in zwei weitere Verfahren am Stuttgarter Landgericht verwickelt.

In beiden Fällen handelt es sich um Zivilsachen, die Kläger sind Banken. Einmal geht es ebenfalls um abhanden gekommene Münzbestände im Wert von 350.000 Euro. Im anderen Fall geht es um einen Überfall auf einen Geldtransporter. Hier beläuft sich der Streitwert nach Angaben des Stuttgarter Landgerichts auf 1,7 Millionen Euro.