Brücken in alle Welt

Vier Mal mehr Kühe als Menschen: Die Heidenheimerin Maren Güldenberg lebt zurzeit in Uruguay

Die Heidenheimerin Maren Güldenberg absolviert ein Freiwilliges Soziales Jahr in einer einst von Schweizer Einwanderern gegründeten Stadt in Uruguay. Für "Brücken in alle Welt" erzählt sie von ihrem Leben dort:

Das berühmte Schweizerkreuz – und das mitten in Uruguay auf einem großen Schildermast. Dass sie eine für sie völlig neue Welt betreten würde, wusste Maren Güldenberg schon, als sie vor knapp drei Monaten in Deutschland in ein Flugzeug stieg, um nach mehrstündigem Flug quer über den Atlantik hinweg für ihr Freiwilliges Soziales Jahr in Uruguay zu landen. Dass sie dann vor Ort regelmäßig mit ihrer Muttersprache und vielen europäischen Sitten und Bräuchen konfrontiert werden würde, hätte sie nicht erwartet. Denn dort, in Nueva Helvecia, der „Neuen Schweiz“, wird vielerorts noch Deutsch gesprochen – den Schweizer Immigranten sei Dank, die die Kleinstadt im Jahr 1862 gegründet hatten.

Mir gefällt es, einmal raus aus meinem gewohnten Umfeld zu kommen und neue Sichtweisen zu entwickeln.

Maren Güldenberg

Im Rahmen ihres FSJ unterstützt Maren Güldenberg beim Deutschunterricht für die Klassen 1 bis 6 an der Schule „Colegio Mater Ter Admirabilis“ sowie zusätzlich die Kindergartenkinder ab drei Jahren. „Mir gefällt es, einmal raus aus meinem gewohnten Umfeld zu kommen und neue Sichtweisen zu entwickeln. Das Freiwillige Soziale Jahr ist für mich somit perfekt, weil ich mich schon immer gerne sozial engagiert habe und mir auch die Unterstützung im Deutschunterricht hier sehr viel Spaß macht“, sagt sie.

Europäische Einflüsse vor Ort

Trotz alledem war sie überrascht, wie viele europäische Einflüsse sie vor Ort wiederfinden konnte. „Die europäische Kultur ist hier Teil vieler Familientraditionen“, stellt sie fest. Andererseits lebten die Uruguayos aber auch ihre eigenen Traditionen aus, seien etwa sehr stolz auf ihre Küche: „Es wird zum Beispiel sehr viel Rindfleisch gegessen. Hier gibt es viermal mehr Kühe als Menschen“, sagt Güldenberg.

Auch fasziniere sie, wie die Einheimischen quasi unentwegt ihr Nationalgetränk „Mate“ konsumierten. „Sie trinken es immer, überall und vor allem gemeinschaftlich.“ Deshalb nehme sie auch so gerne am Leben der Uruguayos teil und trete mit den Menschen in Austausch.

Das berühmte Schweizerkreuz – und das mitten in Uruguay auf einem großen Schildermast. Maren Güldenberg

Die Eingewöhnung an die neue, zeitlich auf ein Jahr begrenzte neue Lebenswirklichkeit, fiel Maren Güldenberg nicht allzu schwer. Im Gegensatz zum Erlernen der spanischen Sprache. Als sie ankam, beherrschte sie kaum mehr, als ihren Gegenüber nach seinem Befinden fragen zu können (Hola, como estan?). Inzwischen geht das aber schon deutlich besser voran. „Die Sprache ist sicherlich die größte Herausforderung. Aber auch eine neue Alltagsroutine zu entwickeln und ein mir bisher unbekanntes soziales Umfeld zu erschließen, war vor allem am Anfang nicht ohne Schwierigkeiten möglich.“

Weihnachten bei 30 Grad am Strand

Letzten Endes freut sich Maren Güldenberg aber auch auf die vielen spannenden Momente, die sie in den kommenden Monaten noch erwarten. Dieser Tage zum Beispiel ihr erstes Weihnachten bei 30 Grad am Strand. Die vielen Reisen durch Uruguay selbst wie auch in andere Länder Südamerikas. Und nicht zuletzt die Möglichkeit, diese Auszeit nach der Schule zu nutzen, um einfach nochmal etwas von der Welt zu sehen.

Von Schweizern gegründet

Nueva Helvecia ist eine Kleinstadt im Süden Uruguays, die 1862 von Einwanderern aus der Schweiz, aber auch aus Deutschland, Österreich und Frankreich gegründet wurde. Die Hauptstadt Uruguays, Montevideo, liegt etwa 120 Kilometer entfernt. Rund 10.000 Menschen leben in Nueva Helvecia, bis heute sprechen dort einige Familien Deutsch. Das Stadtwappen ziert das Schweizerkreuz, was bekanntlich auch die Nationalflagge der mitten in Europa liegenden Eidgenossenschaft ist. Europäische Traditionen werden in Nueva Helvecia hochgehalten, so feiert man dort unter anderem jährlich unter anderem ein „Bierfest“ und ein „Schokoladenfest“.