Holz, Herz und Handwerk

Die kreative Adventswelt von Sandra Billstein in Kleinkuchen

In Wald und Natur findet Sandra Billstein Schätze, die nur ihr Auge sieht. Daraus schafft sie Deko-Unikate. Am Samstag, 18. November, wird der ehemalige Pferdestall neben ihrem Wohnhaus in Kleinkuchen für zwei Wochen zum vorweihnachtlichen Kunsthandwerk-Hofladen.

Die kreative Adventswelt von Sandra Billstein in Kleinkuchen

Wie das schon duftet! Beim Schritt über die Türschwelle in Sandra Billsteins Reich muss man erst einmal tief durchatmen. Es ist dieser heimelige Holzgeruch, der einem entgegenschlägt und umfängt. Im gleichen Moment taucht man ein in eine Welt voller bezaubernder Advents- und Weihnachtsdekoration, an der man sich kaum sattsehen kann: Hier ein verwachsenes Holzscheit, aus dem ein Adventgesteck geworden ist, dort ein Eichenbrett mit weihnachtlicher Inschrift und darüber ein Ast, aus dem ein Weihnachtsengel geworden ist.

Und dann der Raum selbst: Hundert Jahre alte Fachwerkbalken werden gestützt durch neue Baumstämme, die entrindet wurden und an denen noch die Astansätze zu sehen sind. In einem gusseisernen Werkstattofen lodert ein wärmendes Feuer. Mittendrin Sandra Billstein, die dieses kleine Reich mit all diesen bezaubernden Deko-Gegenständen geschaffen hat, und lächelt.

Den vom Verfall bedrohten Pferdestall haben die Billsteins ein Jahr lang renoviert und zu einem Schmuckstück auf ihrem Grundstück in Kleinkuchen gemacht. Rudi Penk

Zu schade zum Verbrennen: Wie Sandra Billstein ihr Material findet

„Glück ist, was begeistert“ ist auf einem der Holzbretter eingebrannt. Dieses Glück scheint Sandra Billstein hier gefunden zu haben. Zu fast jedem der Gegenstände kennt sie eine Geschichte. „Wir haben einen Wald und machen unser Feuerholz selbst, da findet man immer wieder Stücke, die sind so schön, die kann man einfach nicht verbrennen“, sagt sie und zeigt auf ein unförmiges Eichenstück, das gepaart mit Metall, Moos und Kerzen wie ein Kunstwerk aussieht.

Seit 2015 öffnet Billstein jeweils zum Advent und vor Ostern den reizend renovierten Pferdestall, der dann für zwei Wochen zum Kunsthandwerk-Hofladen für selbst gefertigte Deko-Artikel wird. 90 Prozent ist selbst gefertigt, Kleinigkeiten kauft sie zu. Ihre Kundschaft kennt den Laden von der Mund-zu-Mund-Propaganda. Rund 150 Interessenten kämen in der Regel vorbei, erzählt Billstein. Der Pferdestall gehört zum Haus, war nahe dem Verfall, bis die Billsteins sich dazu entschieden, ihn zu renovieren. Ein Jahr lang hätten sie daran gearbeitet.

Bevor sie den Laden einrichtet, sei sie gemeinsam mit ihrem Mann auf Weihnachtsmärkten in der Umgebung unterwegs gewesen, doch beim Ein- und Ausladen sei zu viel zu Bruch gegangen. Anfangs habe sie den Laden auch an einzelnen Samstagen geöffnet gehabt, doch in Kleinkuchen komme keine Laufkundschaft mal zufällig vorbei, das lohne sich nicht. Außer für ihre beiden Ausstellungen arbeitet Billstein ab und zu noch auf Anfrage, wenn jemand ein spezielles Geschenk zum Beispiel für eine Hochzeit haben möchte. Da hat sie schon mal ein Holzwerk mit unzähligen Herzen versehen, für jeden Gast eines.

Die Liebe zum Wald ist das Fundament aller Ideen

Angefangen hat alles mit der Liebe zum Wald, die die gesamte Familie im Herzen trägt. Schon immer habe sie selbst etwas aus den Naturmaterialien gefertigt, doch erst als die Kinder aus dem Gröbsten raus waren und weiterführende Schulen besuchten, hängte Billstein ihren sicheren Schreibtisch-Job in der Buchhaltung eines großen Heidenheimer Unternehmens an den Nagel und konzentrierte sich voll auf das kreative Schaffen. Zunächst bemalte sie Schneckenhäuser, gestaltete dann kleine Gestecke, später kam dann das Holz dazu und die Werke wurden vielfältiger und größer. Heute fertigt sie mit Hilfe ihres Mannes sogar Garderoben aus Holz an, Lampen mit Holzscheit-Fuß oder menschengroße Skulpturen aus gebürsteten und geschliffenen Ästen.

Glücksfall: von Heidenheim nach Kleinkuchen

Ein Glücksfall für die Familie war der Umzug von der Heidenheimer Stadtmitte an den Ortsrand von Großkuchen vor 20 Jahren. „Wir wollten schon immer raus aufs Land“, erzählt Billstein, die in Schnaitheim aufgewachsen ist. Das Haus in Kleinkuchen sei ihrem Mann und ihr schon immer aufgefallen. „Das wäre genau unser Haus, haben wir immer im Vorbeifahren gesagt.“ Als es dann zum Verkauf stand, mussten die beiden nicht lange überlegen. Hühner, Hund, Katze gehören nun zur Familie dazu. Gerätschaften und Fahrzeuge wie ein Traktor stehen für die Garten- und Waldarbeit bereit. Mann und Sohn, Forstwirte von Beruf, betreiben nebenberuflich im großen Garten noch ein mobiles Sägewerk.

Rechts unter all dem Advents-Artikeln ein alter Schlitten. Rudi Penk

Die Einrichtung des Ladens auf Zeit besteht ebenso aus Unikaten wie die Gestecke und Deko-Werke selbst. In der Mitte dominiert ein alter, großer Holzschlitten, der früher auf der Alb zum Transport gedient hat. Zufällig habe ihr Mann den entdeckt. Heute dient er in Billsteins Welt als Ausstellungsfläche. Die Regale bestehen meist aus Obstkisten. An der Decke hängen hölzerne Heutrocknungsgestelle, auch Huizen genannt, die aus dem Allgäu stammen. Alles passt zueinander.

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Werkstatt im alten Pferdestall in Kleinkuchen

In einer Ecke im Pferdestall befindet sich eine kleine Werkbank. Sandra Billstein greift zur Heißklebepistole. „Das ist eines meiner wichtigsten Werkzeuge, sowie der Akkuschrauber. Der liegt ebenso griffbereit wie unzählige Bänder, Holzstücke, Metallstücke, Kerzen, Moos oder sonstiges Bastelmaterial. Auf der Werkbank liegt etwas, das einem Engel schon sehr nahekommt. „Fehlen noch die Engelshaare“, sagt Billstein. Ende September startet sie mit der Arbeit für die Advents-Ausstellung. Auch im Haus unterm Dach hat sie eine kleine Werkstatt. Dort entstehen die kleineren Stücke. „Ich mache immer etwas nebenher.“ Ja näher der Eröffnungstermin rückt, desto mehr vertieft sich Billstein in ihr Schaffen. Dann kann es auch schon mal Mitternacht werden, bevor sie die Dinge ruhen lässt.

Die Kleinkuchenerin Sandra Billstein in ihrer Werkstatt beim letzten Schliff. Rudi Penk

Warum das Schönste für Sandra Billstein ganz unten steht

Die Ausstellung ist fast fertig eingerichtet. Ganz unten in eine der Obstkisten hat Billstein ein kleines Adventsgesteck gestellt. Auf das zeigt sie, wenn man sie nach einem ihrer Lieblingsstücke fragt. „Ich habe das extra nach unten gestellt, vielleicht sieht es dann niemand, denn das würde ich am liebst selbst behalten“, sagt sie lachend und zieht eine der Kerzen aus der Halterung. Was der Laie nicht sieht: Die vier Kerzenhalter auf dem weihnachtlich dekorierten Holzstück sind aus einem alten hölzernen Besenstil gefertigt. „Den wollte ich schon immer einmal verwenden.“ Nun hat sie den perfekten Platz dafür gefunden.

Kunsthandwerk-Hofladen ab 18. November

Nature Design heißt das Label, unter dem Sandra Billstein ihr Geschäft betreibt. Der Kunsthandwerk-Hofladen mit Deko, Geschenken, Adventskränzen und vielem mehr ist geöffnet von Samstag, 18. November, bis Samstag, 2. Dezember, jeweils von 13 bis 18 Uhr und befindet sich in Kleinkuchen an der Großkuchener Straße 32.