Runter vom Gas

Die Kröten wandern im Landkreis Heidenheim - darauf sollten Autofahrer achten

Noch wandern die Amphibien im Kreis Heidenheim nicht massenhaft, aber der Nabu-Kreisverband appelliert an Autofahrer, in den kommenden Wochen Rücksicht zu nehmen. Und sucht Krötensammler.

Nur vereinzelt sind Kröte, Frosch und Co. bislang unterwegs zu ihren Laichgewässern. "Auf der Alb ist es einfach noch nicht warm genug, damit sie sich massenhaft aufmachen", erklärt Markus Schmid, Kreisvorsitzender des Naturschutzbundes (Nabu). Eine erste größere Wandernacht habe es von Sonntag auf Montag gegeben, aber die Zahlen seien noch überschaubar. Auf der Verbindungsstraße zwischen Nattheim und Fleinheim wurden in dieser Nacht etwa 60 Tiere eingesammelt. Bis zum Ende der Wandersaison Ende April oder Anfang Mai erwartet der Nabu hier insgesamt fast 1.500 Tiere – bis zu 300 Tiere in einer Nacht.

Insgesamt stagniere die Zahl der eingesammelten Amphibien im Landkreis in den vergangenen Jahren, so Schmid. "Generell werden es eher weniger und sicher nicht mehr." Im Prinzip gar nicht mehr eingesammelt werden Molche an den meisten Sammelstellen im Kreis. „Die kommen mit dem Klimawandel nicht zurecht“, so Schmid. „Die Sommer sind zu trocken, sie finden keine Nahrung mehr.“ Ähnlich sieht es bei den Grasfröschen aus. Laut Schmid gibt es im Sammelgebiet nur noch eine einzige nennenswerte Population bei Zöschingen am Rosstallweiher.

Das beste Reisewetter: acht Grad und feucht

Das beste Wanderklima für Amphibien beschreibt Schmid so: tagsüber gut zweistellige Temperaturen zwischen zwölf und 14 Grad, nachts nicht weniger als acht Grad. Und feucht muss es sein, Regen ist nicht zwingend nötig. Und vor allem in solchen Nächten sollten Autofahrerinnen und Autofahrer noch vorsichtiger als sonst unterwegs sein. Leider, so Schmid, sei das allerdings nicht immer der Fall. „Manche werden regelrecht aggressiv, zeigen null Verständnis und man muss am Straßenrand kuriose Diskussionen führen.“ Auch komme es vor, dass die Warnschilder oder Schilder, die auf Straßensperrungen hinweisen, umgestellt oder in den Straßengraben geworfen werden.

Möglichst langsam fahren

In der Nähe des Rosstallweihers östlich von Nattheim sei die Verkehrssituation unübersichtlich. „Die Verkehrsrechtsbehörde hat aber entschieden, dass Tempo 50 für Autofahrer nicht zumutbar sei“, so Schmid, der das nicht nachvollziehen kann. „Muss erst etwas passieren? Es wäre nicht der Untergang der Welt, wenn in diesem Abschnitt für sechs Wochen das Tempo reduziert werden würde.“ Schmid hofft daher auf mehr Verständnis aufseiten der Autofahrerinnen und Autofahrer. Und nicht nur, wenn Menschen mit Warnwesten und Taschenlampen nachts auf der Fahrbahn oder am Fahrbahnrand gesichtet werden. „Es geht darum, dass Frösche und Kröten sicher über die Straße kommen. Und das geht, wenn man langsam fährt und die Tiere nicht überfährt.“ Ab einer Geschwindigkeit von 30 km/h werde die Druckwelle vor den Reifen so groß, dass die inneren Organe der Amphibien platzen.

Krötenwanderstrecken erkennt man übrigens nicht nur an Warnschildern, sondern mitunter auch an kleinen grünen Zäunen aus Kunststoff am Straßenrand, die Kröte und Co. daran hindern sollen, die Straße zu überqueren. Entlang der Zäune wurden von den Krötenrettern in bestimmten Abständen Eimer eingegraben. Die Tiere wandern auf der Suche nach einem Durchschlupf am Zaun entlang und landen dabei in den Eimern. Dann können sie von den Tierschützern sicher über die Straße gebracht werden und gefahrlos weiterwandern.

Krötensammler gesucht

Um zu verhindern, dass viele Tiere überfahren werden, ist der Nabu auf seine rund 30 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern im Landkreis angewiesen. Dazu kommen private Initiativen wie das Zanger Krötentaxi. In Dischingen gibt es keine Nabu-Ortsgruppe. Laut der Gemeindeverwaltung werden die Amphibienschutzzäune vom Bauhof auf- und abgebaut und zwei Privatpersonen sammeln die Tiere ein. "Wir brauchen immer Leute, die mitanpacken", so Schmid. "In Zöschingen sind aktuell nur drei Leute beteiligt und die sind am Limit. Das ist eine echte Herausforderung, wenn man jede Nacht rausmuss.“ Weitere helfenden Hände seien also vor allem dort willkommen. Weitere Infos gibt es auf nabu-heidenheim.de oder beim Zanger Krötentaxi.

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