Benefizkonzert mit „Forte Ukrainzi“

Heidenheim für Ukraine: „Die Situation ist um ein Vielfaches dramatischer als 1945“

Mit einem Chor-Konzert erinnerte der Verein „Heidenheim für Ukraine“ an den Jahrestag des russischen Überfalls auf die Ukraine und fordert weitere Solidarität mit dem Land. Die Situation sei um ein Vielfaches schlimmer als zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs.

„Mit so viel Andrang haben wir nicht gerechnet, sonst wären wir in eine größere Lokalität gegangen“: Jasmin Glänzel-Seibold, Vorsitzende des Vereins „Heidenheim für Ukraine“, ist auch am Tag danach immer noch überwältigt von der schieren Zahl der Zuhörerinnen und Zuhörer, die am Montagabend in den Margarete-Hannsmann-Saal der Heidenheimer Stadtbibliothek gekommen waren. Der Saal mit der großen Tribüne war bis auf den allerletzten Platz gefüllt, es waren so viele Menschen gekommen, dass viele von ihnen auf der Treppe oder auf dem Fußboden sitzen mussten.

Was mich aber positiv überrascht hat: Dass auch sehr viele Deutsche kamen, dass so viele weiterhin ihre Solidarität mit der Ukraine zeigen

Jasmin Glänzel-Seibold, Vorsitzende

„Es waren sehr viele Menschen aus der Ukraine da. Was mich aber positiv überrascht hat: Das auch sehr viele Deutsche kamen, dass so viele weiterhin ihre Solidarität mit der Ukraine zeigen“, so Glänzel-Seibold . Anlass war eine Gedenkveranstaltung in Form eines Konzertabends und der Auslöser war der dritte Jahrestag des Überfalls Russlands auf die gesamte Ukraine. Vertreter der Stadt Heidenheim und die Mitglieder des Heidenheimer Gemeinderates waren eingeladen, Andreas Antoniuk, Gemeinderat für Bündnis 90/Grüne, hatte diese Einladung auch angenommen.

Der Veranstalter des Abends, der Verein Heidenheim für Ukraine, war zugleich auch Hauptprotagonist des Programms. Genauer gesagt: Einer der drei Standbeine des Vereins, der Chor „Forte Ukrainzi“, der 2022 gegründet wurde und in dem auch Frauen und Männer singen, die aufgrund des Krieges aus ihrer Heimat flüchten mussten. Der Chor trug - unterstützt von den Solistinnen und Solisten Yana Barkhartova, Maddalena Ernst und Stanislav Lushch - unter dem Titel „Die Klänge der unzerstörbaren Ukraine“ viele Lieder aus seinem Repertoire vor.

Blick nach Westen, nach Europa gerichtet

Der musikalische Teil des Programms wurde um Filmbeiträge auf der Videowand ergänzt. „Es wurde zuerst die Kultur der Ukrainerinnen und Ukrainer vor dem Krieg vorgestellt, danach die während des Krieges“, erläutert Jasmin Glänzel-Seibold. Nach einer Pause lag der thematische Schwerpunkt dann auf einem Ausblick auf die Ukraine nach dem Krieg. Auch hier wieder mit einem spezifischen Schwerpunkt auf die Kultur.

Die Vision einer modernen Ukraine wurde dabei als die eines eigenständigen Landes gezeichnet, dessen kulturelle Traditionen auf gar keinen Fall verloren gehen werden dürften. Bereichert um die Vorstellung, „dass sie sich deutlich absetzt von der russischen Kultur, das ist wichtig“, so die Glänzel-Seibold. Der Blick richte sich dabei nach Westen, nach Europa, betonte sie.

Jasmin Glänzel-Seibold, Vorständin des Vereins Heidenheim-für-Ukraine.de e.V. Foto: René Rosin

Die Situation ist um ein Vielfaches dramatischer als 1945, als Roosevelt und Churchill von Stalin über den Tisch gezogen worden waren.

Jasmin Glänzel-Seibold, Vorsitzende

In ihrer kurzen Rede wies Glänzel-Seibold auf die momentan äußerst prekäre weltpolitische Lage hin. „Die Situation ist um ein Vielfaches dramatischer als 1945, als Roosevelt und Churchill von Stalin über den Tisch gezogen worden waren, denn diesmal gibt der Aggressor Russland über den Kopf des Angegriffenen hinweg vor, wie die Bedingungen für einen Waffenstillstand sein sollen“. Deswegen sollte niemandem der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine gleichgültig sein. Sie forderte Solidarität mit den Soldaten und Zivilisten in der Ukraine.

Auch monetär hat sich der emotionale Abend in der Stadtbibliothek gelohnt: Da die Veranstaltung auch als Benefizkonzert deklariert war, sind zudem 1.000 Euro an Spendengeldern zusammengekommen. Geld, das der Verein gut gebrauchen kann, um seine Ukrainehilfe fortführen zu können. Die nächsten Auftritte des Chors „Forte Ukrainzi“ sind im Rahmen des Ostergottesdienstes in der Heidenheimer Pauluskirche am 20. April, ab 16 Uhr, und am Nachmittag des Vielfaltstages in Bächingen am 11. Mai zu erleben. Am 20. Mai, ab 14.30 Uhr, gibt der Chor ein Konzert im Kloster Oberschönenfeld bei Augsburg.

Hunderte Tonnen von Hilfsgütern

Zwei Tage nach dem Konzert hat der Hilfeverein Heidenheim-für-Ukraine.de e.V. übrigens seinen nächsten Sattelschlepper mit Sachspenden in die Ukraine entsandt, die 165. Fahrt in den letzten drei Jahren. Dabei wurden bislang insgesamt 422 Tonnen Hilfsgüter transportiert. Zusätzlich hat der Verein 29 Fahrzeuge, darunter zig Feuerwehrautos, Rettungswagen, Krankenwagen, Transporter sowie Pkw und eine Vielzahl von Generatoren zur Unterstützung der Zivilbevölkerung verschicken können.