Unter uns

Die Tücken des Toni

Heidenheim und Giengen haben Verträge über den Breitbandausbau mit BBV geschlossen. Die soll nun schnell und günstig Breitband verlegen. Dahinter verbirgt sich ein fast schon unmoralisches Angebot, das auch schiefgehen kann. Das wäre alles nicht nötig, wenn die Kommunen den Netzausbau selbst bezahlen könnten, findet Catrin Weykopf von der HZ-Redaktionsleitung.

Die Tücken des Toni

Es ist ein fast schon unmoralisches Angebot, das Städten und Gemeinden von der BBV, Produktname Toni, gemacht wurde. Es lautet ungefähr so: „Wir bauen Euch das Internet, Ihr müsst nichts bezahlen, lasst uns nur machen.“ Ja, das klingt verlockend. Und es wäre sicher zu einfach, Giengen, Heidenheim oder andere Gemeinden, die sich für „Toni“ oder auch die NetcomBW entschieden haben, pauschal einen Vorwurf zu machen, sie hätten sich hier naiv und vorschnell auf einen dubiosen Pakt eingelassen. Denn: Breitbandausbau ist teuer, zwischenzeitlich waren die Fördertöpfe leer, Unternehmen, die das mal eben übernehmen, stehen nicht Schlange und dass mit der Telekom auch nicht alles Gold ist – diese Erfahrung haben auch genug Kommunen gemacht.

In dieser Woche durften wir viel über die Hintergründe des Unternehmens BBV erfahren. Wie es sich finanziert, welche Gegenleistungen die Gemeinden bringen müssen und dass es in manchen Städten, in denen Toni bereits verlegt wird, nicht gerade rund läuft.

Ich sehe mich da einmal mehr darin bestätigt, was ich schon lange denke: Dass Infrastruktur, noch dazu kritische wie die Telekommunikation, nicht in die Hand gewinnorientierter Privatunternehmen gehört, sondern in die öffentliche Hand. Das Problem beginnt dabei schon da, dass Kommunen überhaupt in die Zwangslage geraten, sich für Angebote wie Toni entscheiden zu müssen, weil sie sonst den Ausbau finanziell nicht gestemmt bekommen. Stellen Sie sich mal vor, das stünde zur Debatte bei der Versorgung von Haushalten und öffentlichen Gebäuden mit Strom oder Wasser? Ja, und Sie erinnern sich? Da war doch schon mal was. Was mit Cross-Border-Leasing in der Stadt Heidenheim. Das ging auch nicht gut aus.

Ich will hier nicht schwarzmalen, es kann ja auch alles klappen mit Toni. Aber es kann eben auch schiefgehen. Und was ist dann? Wer sitzt dann an der langen Leitung? Und was, wenn Konzerne wie die BBV, die NetcomBW oder andere mal verkauft werden? Oder pleite gehen?

Breitband ist kein nettes Zusatzangebot oder Upgrade, sondern muss Grundversorgung sein, genau wie Strom und Wasser. Deswegen sollten die Kommunen, und damit ihre Bürger, diese Netze nicht aus der Hand geben müssen, nur weil es anders nicht bezahlbar ist.

Schönes Wochenende