Konjunkturumfrage der IHK

Wirtschaft in Ostwürttemberg: Jedes dritte Unternehmen befürchtet Verschlechterung der Lage

Auch wenn sich der Arbeitsmarkt in Ostwürttemberg noch robust zeigt: Das konjunkturelle Stimmungsbild ist im Herbst 2024 nicht rosig.

In der Region Ostwürttemberg hat sich laut der aktuellen Konjunkturumfrage der IHK das Stimmungsbild im Herbst 2024 gegenüber den Vormonaten verschlechtert. Aktuell beschreibt demnach fast jedes dritte Unternehmen in Ostwürttemberg seine Geschäftslage als „gut“, die Hälfte bewerten sie mit „befriedigend“ und jedes fünfte mit „schlecht“. Anders sieht es bei den Erwartungen aus: Fast jedes fünfte Unternehmen geht zwar von einer Verbesserung der Geschäfte in den kommenden zwölf Monaten aus – im Frühsommer war es allerdings noch jedes vierte Unternehmen.

Gleichzeitig geht jedes dritte Unternehmen von einer Verschlechterung der Geschäftstätigkeit aus. Insgesamt schätzen die Unternehmen in Ostwürttemberg die wirtschaftlichen Risiken höher ein als noch im Frühsommer 2024. Hauptrisiko ist zwar weiterhin – als Folge der Kaufzurückhaltung und der unsichereren Rahmenbedingungen – die Inlandsnachfrage mit mehr als 70 Prozent. Danach folgen die Arbeitskosten.

Das Risiko Fachkräftemangel nimmt nochmals und um mehr als 10 Prozentpunkte ab. Weiter abnehmende Bedeutung ist bei Energie- und Rohstoffpreisen und Finanzierung festzustellen, während ein Drittel der Unternehmen in der Auslandsnachfrage und den geopolitischen Spannungen ein Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung sieht, die sich jedoch in absehbarer Zeit wohl nicht lösen werden. 40 Prozent der Unternehmen geben wirtschaftspolitische Risiken an – das entspricht einer Steigerung um zehn Prozentpunkte im Vergleich zum Frühsommer.

Arbeitsmarkt weiterhin robust

Trotz der konjunkturellen und strukturellen Instabilitäten bleibt der Arbeitsmarkt noch weitgehend robust, jedoch mit einer abnehmenden Einstellungsbereitschaft der Unternehmen in den kommenden zwölf Monaten: Im Herbst 2024 gehen zwar 14 Prozent der Unternehmen von steigenden Beschäftigtenzahlen aus – fast jedes dritte Unternehmen plant jedoch aufgrund der eingetrübten Konjunkturaussichten, seine Beschäftigtenzahlen voraussichtlich zu reduzieren. Auch deshalb ist das Risiko Fachkräftemangel nochmals um mehr als 10 Prozentpunkte gesunken. Dennoch, so die IHK, bleibt das Thema ein strukturelles Problem in Ostwürttemberg.

Investitionsbereitschaft hat sich wieder verschlechtert

Ein pessimistisches Bild der Lage zeigt die Investitionsbereitschaft der Unternehmen in den kommenden zwölf Monaten: Nur noch 54 Prozent sprechen von zunehmenden oder gleichbleibenden Inlandsinvestitionen, während es im Frühsommer noch 63 Prozent waren. Dabei handelt es sich vor allem um Ersatzbedarf und damit um Investitionen zum Erhalt der bestehenden Produktionskapazitäten am Standort Ostwürttemberg. Abnehmende Bedeutung haben Investitionen in Umweltschutz und Energieeffizienz.

Die anhaltend schwache Nachfrage zeigt sich bei den Auftragseingängen, die sich im Vergleich zum Frühsommer 2024 verschlechtert haben: Lediglich 14 Prozent der Unternehmen gehen von steigenden Auftragseingängen aus – im Frühsommer war es noch jedes fünfte. Nicht mehr ein Viertel, sondern mehr als 40 Prozent der Unternehmen sprechen von fallenden Auftragseingängen. Mit „gut“ bewerten 24 Prozent der Unternehmen in Ostwürttemberg ihre Ertragslage, mehr als die Hälfte sprechen von „befriedigend“.

Der Handel leidet unter Konsumzurückhaltung

In der Industrie ist es zu einer weiteren Drosselung der Produktion gekommen: Die wichtige Kenngröße Kapazitätsauslastung sinkt von 83,7 Prozent im Frühsommer auf nun 78,7 Prozent. Zudem setzt sich die optimistische Erwartungshaltung vom Frühsommer nicht weiter fort: Jedes fünfte Unternehmen spricht von einer Verschlechterung in den kommenden zwölf Monaten, von einer Verbesserung gehen nun 24 Prozent der Unternehmen aus – im Frühsommer war es noch jedes dritte.

Im Dienstleistungssektor, insbesondere im Handel, wirken sich die überdurchschnittlichen Preiserhöhungen, die hohe Sparneigung sowie die Schwächen in den anderen Sektoren bereits negativ auf Auftragsvolumen, Umsatzerwartungen sowie Beschäftigung und Investitionen aus. Doch die Wirtschaft bräuchte mehr Konsum, um wieder anzuspringen.

Transformation eine Gemeinschaftsaufgabe

IHK-Hauptgeschäftsführer Thilo Rentschler: „Beim Thema Transformation ist jeder gefordert, es ist eine Gemeinschaftsaufgabe aller. Die Politik ist in der Pflicht, die Standortbedingungen weiter zu verbessern. Sie muss klar sagen, welche Strategie sie verfolgt und wohin die Reise gehen soll. Weiterhin brauchen wir neuen Leistungswillen. Nur wenn wir konsequent die definierten Aufgaben im kooperativen Miteinander angehen, können wir die Herausforderungen meistern.“