Gemeinsam mit 74 Besuchern im ausverkauften Theatercafé des Naturtheaters feierten Marita Kasischke und Cornelia Härtner mit ihren Clowns Premiere im Rahmen der beliebten Reihe „Kultur im Café“. Bei „Die Lesung mit den Clowns“ stand eine wesentliche Frage im Vordergrund: Wie bitteschön harmoniert eine Lesung und eine Horde Clowns auf einer gemeinsamen Bühne? Eigentlich, möchte man denken, überhaupt nicht. Das Gegenteil war der Fall: Die Darsteller schenkten ihrem Publikum einen kunterbunten und gleichermaßen ungewöhnlichen Abend in vergnüglicher Runde.
Dem Streber sein Sex
Stilvoll sollte der Abend beginnen: zum Vangelis-Klassiker „Conquest Of Paradise“ liefen die Clowns durchs Publikum in Richtung Bühne ein – der ein oder andere Zuschauer durfte sich an Henry Maske erinnert haben, der den Evergreen ebenfalls bei seinen Boxkämpfen zur Einstimmung verwendete. Verprügelt wurde Gott sei Dank niemand. Dann legte Marita Kasischke los: Bei „Unsocial Timewasting“ von Markus Barth skizzierte sie das Internet Start-up der Zukunft und zeigte auf, dass Twitter (jetzt „X“), Facebook, LinkedIn oder Xing längst zum alten Eisen zählen. Anschließend wusste sie zu berichten, dass der Genitiv dem Streber sein Sex ist. Auch diese Erkenntnisse stammen im Übrigen von Markus Barth (nicht zu verwechseln mit dem Komiker Mario Barth).
Die Clowns wanderten durchs Publikum und trieben dabei allerhand Schabernack. Auch Gesangseinlagen wie „Zwei kleine Italiener“, im Original intoniert von Conny Froboess und „Für mich soll’s rote Rosen regnen“ von Hildegard Knef wurden vom Publikum wohlwollend aufgenommen – auch wenn das Mikrofon weitestgehend durch eine Klobürste ersetzt wurde. Als eines der Highlights entpuppte sich Horst Evers „Das Geheimnis des Tanztheaters“. Während sich andere wohl ziemlich frühzeitig die Zunge beim Vortragen brechen dürften, lief Marita Kasischke in Sachen Wortakrobatik da erst richtig warm. Cocktails, Currywurst und Mayonnaise sind einige der Hauptzutaten dieses irrwitzigen Spaßes. Auch das nicht immer ganz jugendfreie Gedicht von Christian Maintz über das Wildschwein Horst sorgte für Szenenapplaus. Die Clowns übten sich derweil im synchronen Zeitung lesen und animierten das Publikum zum Mitsingen und Mitklatschen. Auch bei den Yogaübungen auf der Trainingsmatte zeigte man sich durchaus treffsicher. Wie herausfordernd es ist, eine Punk-Band zu gründen und dann auch noch den richtigen Bandnamen zu kreieren, wurde beim Mädelsabend ausgiebig diskutiert. Nachdem die Clowns noch höchstpersönliche Grüße an und ins Publikum gerichtet hatten, erzählte Marita Kasischke Dieter Wischmeyers Geschichte von der Bimsi-Box und sorgte für einen geglückten Abschluss.
Der Traum eines jeden Deutschlehrers
Marita Kasischke ist so etwas wie der Traum eines jeden Deutschlehrers: Mit ihrem Schreibstil begeistert sie regelmäßig die Leser der Heidenheimer Zeitung und bringt die Themen gekonnt auf den Punkt. Mit ihrem Lesestil umgarnt sie ihr Publikum in charmanter Art und Weise und überzeugt mit ausdrucksvoller Mimik und Gestik. Cornelia Härtner und ihre sieben Clowns brachten einen bunten Blumenstrauß an Ideen ein und konnten damit zahlreiche Farbtupfer setzen. Sympathisch zu beobachten, wie jeder Clown seine individuellen Charaktereigenschaften ausleben durfte. So verging ein Abend der Gegensätze, die tatsächlich eine reizvolle und gelungene Symbiose bildeten und beim Publikum einige Lachanfälle provozierten.
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