Reaktion auf den Klimawandel

Diese Baumarten sollen den Heidenheimer Stadtwald in Zukunft prägen

Der Klimawandel setzt den Wäldern stark zu. Im Heidenheimer Stadtwald dürfte zwei Baumarten in Zukunft besondere Bedeutung zukommen.

Die wenigen Tropfen Regen, die in den vergangenen Tagen fielen, hatten eine bemerkenswerte Wirkung – auch im Heidenheimer Stadtwald grünt es jetzt unaufhaltsam. Was der Frühling nach und nach mit Farbe überschüttet, kann aber ein grundlegendes Problem allenfalls vorübergehend übertünchen: Der Klimawandel erfordert mehr als einen frischen Anstrich. Nötig ist ein grundlegender, langwieriger und teurer Umbau des Waldes.

Heißt konkret: Manchen Bäumen ist es angesichts der steigenden Temperaturen schlichtweg zu warm. Gefragt sind Arten, die mit den sich verändernden Bedingungen klarkommen. Am Ende steht dann vermutlich ein artenreicher Mischwald, in dem Laubbäume dominieren. Die Strecke dorthin ist freilich eine lange und nicht mit Gewissheit vorhersehbare: „Wir wissen nicht genau, was kommt“, sagte in der jüngsten Gemeinderatssitzung Michael Laible, Leiter des Fachbereichs Wald und Naturschutz im Heidenheimer Landratsamt.

Waldbestände werden in Risikostufen eingeteilt

Der einmal eingeschlagene Weg lässt sich gegebenenfalls nicht auf die Schnelle korrigieren, weil Bäume aufgrund der langen Lebenszyklen nicht Schritt halten können mit dem Klimawandel. Vor diesem Hintergrund sind die neuen Waldbaurichtlinien des Landes eine wichtige Orientierungshilfe. Dazu gehört ein System aus drei Risikostufen (gering, mittel, hoch), die den Handlungsbedarf in bestimmten Waldbeständen zeigen.

Grundsätzlich sieht Laible die Ostalb im Vergleich zu anderen Regionen von der Natur begünstigt: „Forstwirtschaftlich leben wir auf einer Insel der Glückseligen.“ Wohin die Reise geht, ist für ihn aber klar: Die Fichte macht etwa 20 Prozent der Bäume im Heidenheimer Stadtwald aus. Allerdings hat sie hier keine Zukunft, weil sie sich bereits ab einer Durchschnittstemperatur von 14 Grad Celsius schwertut, im Sommer aber inzwischen ein Mittelwert von 17 bis 18 Grad erreicht wird.

Buchen und Eichen gewinnen an Bedeutung

Anders sieht es bei der Buche aus. Sie macht fast die Hälfte des Stadtwaldes aus und bekommt ein geringes bis mittleres Risiko attestiert. „Damit kann man wirtschaften“, so Laible. Buchen und Eichen, so seine Prognose, werden also an Bedeutung gewinnen. Nach und nach finde eine Umwandlung der Nadelholzbestände statt, fügte Stadtförster Christian Eder an, wobei es sie weiterhin geben werde. So wurden jetzt in größerer Zahl Douglasien-Setzlinge gepflanzt, denen der erwartete Frühlingsregen guttut. Der Forst bäumt sich also gewissermaßen gegen den Klimawandel auf, maßgeblich mit Unterstützung der Forstmitarbeiter.

Das Augenmerk der Entscheidungsträger gilt vielen unterschiedlichen Baumarten von der Kirsche über die Elsbeere und die Platane bis zur Zeder. „Man kann viel ausprobieren, aber die Ergebnisse sind erst nach einem langen Zeitraum zu sehen“, sagte Eder. Außerdem müsse das Saatgut in vielen Fällen von außerhalb bezogen werden, wohingegen sich Buchen von selbst verjüngten.

Bei allem Lob für die Arbeit der Stadtförsterei warteten die Mitglieder des Gemeinderats mit einer Reihe von kritischen Nachfragen auf. So brachte Dr. Waltraud Bretzger (CDU) die Verdichtung des Waldbodens durch den Einsatz großer Holzerntemaschinen, sogenannter Harvester, ins Gespräch. Eder entgegnete, um die Belastungen auf einen möglichst kleinen Bereich zu beschränken, bewegten sich die Maschinen nur auf den im Abstand von 40 Metern angelegten Rückegassen. Spurlos gehe diese Form der Forstarbeit gleichwohl nicht vonstatten, zumal es weniger Eis und Schnee gebe als früher.

Nicht außer Acht gelassen werden darf Eder zufolge auch der Sicherheitsaspekt: „Der Holzeinschlag ist und bleibt eine gefährliche Arbeit. Mit Maschinen ist er das ein bisschen weniger, denn Maschinen können nicht müde werden.“

Letztes positives Betriebsergebnis vor zwei Jahren

Ehrlich betrachtet, sei der Stadtwald unter finanziellen Gesichtspunkten ein Klotz am Bein, sagte Anamari Filipovic (Grüne) und wollte wissen, wann letztmals ein positives Ergebnis erzielt wurde. Dies liege zwei Jahre zurück, entgegnete Eder und nannte als einen der Gründe, dass die Einschlagsmenge von ehemals 8000 auf nurmehr 6000 Festmeter reduziert worden sei. Damit soll ein Holzvorrat aufgebaut werden, „von dem wir in den nächsten Jahrzehnten leben werden“, sagte der Stadtförster. Mit seinem Hinweis, pro Jahr wüchsen etwa 10.000 Festmeter Holz nach, beantwortete er eine Frage von Prof. Ulrich Schrade (Grüne).

War die Stadtförsterei bis 2018 ein Ausbildungsbetrieb, so ist das nach einer längeren Pause jetzt wieder der Fall. Außerdem sollen alle Stellen ab Mitte des Jahres wieder besetzt sein.

Heidenheims Stadtförster Christian Eder berichtete dem Gemeinderat jetzt von einem einträglichen Holzverkauf im vergangenen Jahr. Markus Brandhuber/Archiv

Vermutlich sprach Andreas Antoniuk (Grüne) anderen Radfahrern aus der Seele, als er darum bat, die nach dem Winter frisch geschotterten Waldwege etwas zu verdichten. Eder erläuterte, weshalb das nicht gemacht wird: „Um mechanische Kräfte aufnehmen zu können, muss sich der Splitt auf den Wegen bewegen können.“

Geringere Nachfrage nach Brennholz

In seinem Rückblick auf 2024 berichtete Stadtförster Christian Eder von einer gegenüber den Vorjahren nachlassenden Nachfrage nach Brennholz. Nichtsdestotrotz habe der Holzverkauf mit 371.000 Euro deutlich mehr eingebracht als geplant (306.000 Euro). Mit 6070 Festmetern gelang beim Einschlag eine Punktlandung. Gefällt wurde mehr Nadelholz, „aber wir sind ein eher laubholzgeprägter Betrieb“, so Eder. Das Forstwirtschaftsjahr endete mit einem Defizit von 82.500 Euro. Erwartet worden war ein Fehlbetrag in Höhe von 205.000 Euro. Für 2025 rechnet Eder mit einem Einschlag von 6250 Festmetern. Aufgrund der schwachen Baukonjunktur und dadurch geringeren Preisen für Nadelhölzer steht bislang ein Defizit von 140.000 Euro im Raum. Allerdings läuft der Verkauf gut. Für diesen Posten sind 376.000 Euro veranschlagt.

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