Untersuchungsergebnis liegt vor

Doppelter Verlust bei der Heidenheimer Storchenfamilie

Die Todesursache des Ende Juli verunglückten Jungstorches auf dem Kamin der ehemaligen Malzfabrik in Heidenheim konnten Experten nicht abschließend klären. Welche Vermutungen es dazu gibt.

Doppelter Verlust bei der Heidenheimer Storchenfamilie

Neben dem Heidenheimer Kunstmuseum hatte sich auf dem Kamin der ehemaligen Malzfabrik Anfang Juni ein Storchenpaar niedergelassen und ein Nest gebaut. Durch zweifachen Nachwuchs wurde dieses weiter belebt, doch das Familienglück wurde schon bald getrübt: Einer der Jungstörche hing tot aus dem Nest. Mit Hilfe der Heidenheimer Bergwacht konnte das Tier am 27. Juli geborgen werden.

Um die Todesursache zu klären, wurde der Vogel an das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart geschickt. Das Untersuchungsergebnis liegt nun dem Landratsamt Heidenheim vor. Laut Lisa Wykydal, Pressesprecherin des Landkreises, sei davon auszugehen, dass das Storchenjunge sich im Nestbaumaterial verfangen hat und dadurch verunglückt ist. Geflügelpest konnte nicht festgestellt werden, so Wykydal.

Das sind die Vermutungen der Nabu-Fachleute

Bernd Engelhart von der Nabu-Gruppe Heidenheim vermutet, dass sich der Jungvogel bei einem Flugversuch in dem Nestbaumaterial verheddert habe und sich nicht mehr befreien konnte, weshalb er dann verendet sei. Dies kommt laut Engelhart häufiger vor. Ein Faktor könne dabei sein, dass nicht nur natürliche Materialien, sondern auch künstliche Schnüre verbaut wurden. Da das zweite Storchenjunge ebenfalls nicht mehr in dem Nest beheimatet ist, hat Engelhart eine weitere Mutmaßung. Es könne ein dort ansässiger Uhu die Störche nachts angegriffen habe. Dies könne dazu geführt haben, dass der Nachwuchs aus dem Nest gekippt ist und sich dabei in den Nestmaterialien verheddert hat. Das zweite Storchenjunge könne Opfer dieses Beutegreifers geworden sein.

Hin und wieder werden Jungvögel von ihren Eltern aktiv aus dem Nest geworfen. Dies schließt das Nabu-Mitglied in diesem Fall jedoch aus. Solch ein Vorgehen tritt dann ein, wenn sich die Nahrungssituation verändert und dadurch die ausreichende Versorgung des Nachwuchses nicht mehr bewerkstelligt werden könne, so Engelhart. Bedingt durch beispielsweise einen Wetterumschwung kann eine Nahrungsverknappung eintreten, weshalb es dazu kommen kann, dass der jüngste Vogel geopfert und aus dem Nest geworfen wird. „Sowas kommt bei Störchen aber nicht regelmäßig vor, sondern nur in Extremsituationen“, sagt Engelhart.

Aktuell sei eine Problematik bei der Nahrungsbeschaffung die Verwechslung von Müll mit Regenwürmern. Die Würmer stellen das Hauptnahrungsmittel des Storchennachwuchses dar, doch werden die beispielsweise mit Gummiringen vertauscht, woran die jungen Störche verenden können.

Storcheneltern bei Aufhausen gesichtet

Vom Nabu wurden aktuell im oberen Brenztal in den Brünneleswiesen nahezu jeden Tag zwei Altstörche gesichtet. Diese suchen dort nach Nahrung. Mit relativer Sicherheit geht der Nabu davon aus, dass es sich um die beiden Störche aus Heidenheim handelt. „Ein Jungstorch, der eine überlebende vielleicht, ist da definitiv nicht dabei“, erklärt Engelhart. Somit sei davon auszugehen, dass dieser ebenfalls ums Leben gekommen ist. Dennoch geht der Nabu davon aus, dass es in den kommenden Jahren zu weiteren Brutversuchen von Störchen hier in der Region kommen wird. Seit vielen Jahren nimmt generell die Population dieser Vogelart in Deutschland wieder zu.

Erstes Storchenpaar seit 1969

Die Storchenfamilie ist die erste im oberen Brenztal seit 1969. Im unteren Brenztal brüten Störche schon seit mehreren Jahren. Die Heidenheimer Störche sind nicht beringt, da der Zugang zum Nest auf dem Kamin der Malzfabrik schwierig war. Vorige Woche wurde abermals ein Storch gesichtet, der auf dem Kamin gelandet war.