Liebe Frau Fuchs, mit Genuss las ich Ihre Glosse zu Kutteln. Sofort kam mir in den Sinn: Ich an Ihrer Stelle hätte den Kalten Markt in Ellwangen nicht verlassen, ohne einen Teller des leckeren Gerichts zu essen. Und als ich beim Empfang der Narrenzunft Oberkochen sehr leckere, nein hervorragende Saure Kutteln aufgetischt bekam, musste ich auf Ihren Beitrag antworten. Hübsch sind sie nicht gerade, das muss man zugeben. Sehen eher aus wie ein zerschnittenes Frottee-Handtuch, ihre schwabbelige Konsistenz macht einen auch nicht gerade an, und ihr säuerlicher Geruch schreckt wohl den letzten Skeptiker ab. Aber: Wer das beim Essen ausblenden kann, erfreut sich möglichst zusammen mit frischem Brot oder krossen Bratkartoffeln eines köstlichen Gaumenschmauses.
Was mich an Ihren Zeilen aber noch mehr begeisterte, war Ihre Auffassung gegenüber der einstigen Nutzung eines geschlachteten Tieres. Fürwahr, es wurde alles, wirklich alles verwertet, was man irgendwie für essbar hielt. In meiner Kindheit verarbeitete man sogar die Lunge des Schweins in der Leberwurst. Ganz ehrlich: Davon ist wirklich abzuraten, denn der Geschmack des Ergebnisses leidet erheblich darunter. Hingegen erhält man einen äußerst leckeren weißen Presssack, wenn man hierfür das komplette Kopffleisch verwendet.
Vor wenigen Wochen schlachteten wir (mein Filialteam eines regionalen Geldinstituts und ich) gemeinsam zwei Schweine. Selbstverständlich mit und bei jemandem, der diesen Beruf gelernt hat. Nicht gerade typisch für einen solchen Personenkreis, aber neben einem äußerst erfolgreichen Teambuilding-Event hat jetzt jeder von uns eine volle Gefriertruhe. Meine Kolleginnen und Kollegen samt ihren teilnehmenden Kindern waren fasziniert, was man aus so einem Schwein alles machen kann. Das Bewusstsein für regionale bzw. sogar selbst erzeugte Nahrungsmittel wurde dabei geschärft. Die Ehrfurcht vor der Schöpfung sah man aus einem ganz neuen Blickwinkel.
Klaus Randler, Dischingen