Zu Besuch in Lima

Ein Becher Milch, ein Brötchen und Schulbildung: Wie das Heidenheimer Kinderwerk Lima in Peru hilft

Das in Heidenheim ansässige Kinderwerk Lima hilft Kindern in Peru, die sonst wenig Chancen hätten. Bei einem Besuch in dem südamerikanischen Land mit den großen sozialen Gegensätzen machten sich Birgit und Amon Maier aus Heidenheim ein Bild vor Ort.

Der Heidenheimer Amon Maier hat seine Mutter Birgit Maier, die beim Kinderwerk Lima für Patenschaften zuständig ist, auf einer Reise nach Peru begleitet. Dort unterhält die christliche Hilfsorganisation mit Sitz in Heidenheim Schulen und ein Kinderspeisungsprogramm. Für die Leserinnen und Leser der Heidenheimer Zeitung hat er seine Eindrücke festgehalten:

Es gibt kaum ein Land auf der Welt, in dem die Gegensätze zwischen Arm und Reich so deutlich werden wie in Peru. Am eindrucksvollsten verkörpert die Hauptstadt Lima diese Kontraste und das Wesen des Landes. Ein Großteil der peruanischen Bevölkerung lebt in Lima, um genau zu sein, elf Millionen Menschen, das ist fast ein Drittel der Gesamtbevölkerung. Sehr vieles ist in Peru fokussiert auf die Hauptstadt. Wer andere Städte wie Cusco oder Arequipa erreichen will, muss zwingend in Lima zwischenlanden.

Der Flug nach Lima gehört mit Sicherheit nicht zu den angenehmsten Reisen. Denn nicht nur der Atlantik, sondern auch der Kontinent Südamerika muss überquert werden. Daraus resultiert eine Flugzeit von ungefähr 16 Stunden, dazu kommt eine Zeitverschiebung von sechs Stunden. Über einen Platz mit etwas Beinfreiheit im Flugzeug freut man sich dabei sehr.

Erste Eindrücke: Abenteuerliche Ankunft und chaotischer Verkehr

Sobald man in Peru angekommen ist, lässt sich ein gewisser Kaltstart nicht vermeiden. Denn die Taxifahrt vom Flughafen zum Hotel entpuppt sich, zumindest gemessen an deutschen Verhältnissen, als abenteuerlich. Zunächst sticht einem die Hafenstadt El Callao ins Auge, welche den Flughafen beheimatet und mit Lima zusammengebaut ist. Die Armut hier wird in erster Linie an den rudimentär gebauten Häusern der Einwohner deutlich. Wobei das Wort Haus in diesem Zusammenhang eher irreführend ist, denn nach Häusern oder Wohnungen im europäischen Stil sucht man hier vergeblich. Wellbleche oder gar Strohdächer sind hier üblicher als Ziegelsteine.

Amon Maier im reichen Stadtteil Miraflores. Foto: Birgit Maier

Neben diesen emotionalen ersten Eindrücken stellt auch der Verkehr in Südamerikas zweitgrößter Stadt eine völlig neue Welt dar. Die Straßen sind schon um 6 Uhr morgens komplett überfüllt und Verkehrsregeln scheint es offensichtlich nur auf dem Papier zu geben. Vereinzelt sieht man zwar vertraute Dinge wie Zebrastreifen, diese werden jedoch völlig ignoriert. Zudem begleitet ein nie endendes Hupkonzert stets das Treiben in der Metropole. Die Funktionsfähigkeit der Hupe ist in Lima also äußerst relevant, um sich im Straßenverkehr durchzusetzen und von A nach B zu kommen.

Das Stadtbild: Zwischen Hektik und Herzlichkeit

Das hektische Treiben auf den Straßen macht sich auch in der Luft bemerkbar, denn erfrischend ist auf jeden Fall kein passendes Wort, um den Geruch zu beschreiben, den man vor Ort wahrnimmt.

Die Angewohnheit nahezu aller Taxifahrer, immer das Fenster offen zu lassen, wirkt sich in diesem Kontext nicht positiv aus. Dafür tut dies die schon von Beginn an spürbare Herzlichkeit der Einheimischen. Diese war in den ärmeren Vierteln ebenso spürbar wie in den bei Touristen beliebten Stadtteilen Miraflores und Barranco. Sowohl Miraflores als auch Barranco verkörpern einen anderen, deutlich westlicheren Lebensstandard als es die meisten Einwohner Limas gewohnt sind. Denn hier gibt es nicht nur komfortable Häuser, sondern nahezu alles an Freizeitbeschäftigung, was man aus Deutschland gewohnt ist.

Jedoch lebt ein Großteil der Bevölkerung in Armut. Knapp ein Drittel befindet sich gar unterhalb des Existenzminimums. Viele können sich weder eine angemessene gesundheitliche Versorgung noch eine gute Schulbildung leisten.

Das Kinderwerk Lima: Hoffnung für die Zukunft

Genau an diesem Punkt kommt die Heidenheimer Organisation ins Spiel: Das Kinderwerk Lima entstand aus einem Kreis engagierter Christen, welche in den 1960er-Jahren auf die prekäre Situation in Lima aufmerksam wurden und dort aktiv helfen wollten. Begonnen hat alles mit dem Bau eines Kindergartens im Elendsviertel El Agustino, einem der ärmsten Gebiete der Stadt. Später kam eine Schule dazu, denn schnell war klar, dass ein Anschlussangebot hermusste.

Finanziert wird das Kinderwerk damals wie heute fast ausschließlich durch Spenden. Neben der Schule in El Agustino hat die Organisation mittlerweile ihre Aktivitäten auf mehrere Standpunkte ausgeweitet (siehe Infokasten).

Die Hilfe ist dabei sehr vielseitig und beschränkt sich nicht nur auf das reine Schulangebot. Deshalb werden regelmäßige Schulungen für die Eltern in den Armenvierteln angeboten, in denen Themen wie die Gesundheit der Familie, der Umgang mit Geld sowie die Beziehung zu Gott zur Sprache kommen. Außerdem werden einzelne Familien, in denen Probleme auftreten, intensiv durch Sozialarbeiter betreut.

Bildung und Unterstützung: Ein umfassendes Programm

Einmal pro Woche bietet das Kinderwerk zusammen mit einem Anwalt zudem eine Rechtsberatung für schwangere Mütter an. Von Montag bis Freitag erhalten allein in Lima rund 2500 Kinder morgens einen Becher Milch und ein Vollkornbrötchen. Die Dankbarkeit gegenüber den Helfenden ist den Kindern anzusehen.

Milch und ein Vollkornbrötchen ermöglichen den Kindern einen guten Start in den Tag. Foto: Birgit Maier

So gehen auch die Ärmsten zumindest nicht hungrig in die Schule oder den Kindergarten. Die Schule, welche unter dem Namen Johannes Gutenberg bekannt ist, stellt eine wahre Oase inmitten der Elendsviertel dar. Das Schulgebäude ist sehr gut abgesichert und bietet nahezu alles an Freizeitangeboten, was man sich im Kindesalter erträumen kann. Von Fußball bis Basketball über Schach oder Tischtennis steht den Kindern alles offen.

Bemerkenswert ist angesichts des wüstenähnlichen Klimas in Lima auch, wie grün das Schulgelände ist. Die Kinder scheinen glücklich zu sein, die Schule besuchen zu dürfen, was in Anbetracht des in diesen Vierteln manchmal tristen Alltags verständlich ist. Auch die Personen, welche vor Ort helfen, freuen sich zu sehen, wie ihre Arbeit Früchte trägt.

Es gibt wohl kaum etwas Erfüllenderes, als dazu beizutragen, das Leben eines Kindes in Not zu verbessern und ihm den Weg in eine hoffnungsvollere Zukunft zu ebnen.

Das Kinderwerk Lima:   

Die Organisation handelt aus dem christlichen Glauben heraus und möchte finanziell benachteiligten Kindern aus Nächstenliebe die Chancen fürs Leben eröffnen. Diese Vision setzen die Beteiligten nicht nur in der beschriebenen Schule in Limas Stadtviertel El Agustino, sondern auch im etwa eine Stunde entfernten, ebenfalls sehr armen Gebiet Comas sowie in Huanta um. Dies ist eine kleine Stadt auf 2600 Metern Höhe in den Anden Perus. Außerdem gibt es sowohl in Paraguay als auch im afrikanischen Land Burundi ebenfalls spendenfinanzierte Schulen.

Das als Verein organisierte Kinderwerk Lima ist Mitglied der „Arbeitsgemeinschaft evangelikaler Missionen“ sowie im Arbeitskreis für Weltmission der Evangelischen Landeskirche von Württemberg. Im Missionshaus in Heidenheim arbeiten sieben Mitarbeitende hauptberuflich.

Es besteht die Möglichkeit, das Kinderhilfswerk, beispielsweise in Form einer Patenschaft, zu unterstützen. Mit einer Spende in Höhe von monatlich 50 Euro kann einem armen Kind die Schulbildung ermöglicht werden.  Auch kleinere Einmalspenden liefern einen wertvollen Beitrag, um die Hilfsbedürftigen zu unterstützen.

Weitere Informationen zum Kinderwerk Lima findet man unter: https://kinderwerk-lima.de/