Timau ist etwa 2000 Meter hoch gelegen, ein Ort am Nordhang des zweithöchsten Berges Afrikas, des Mount Kenya. Genau hierher reisen seit bald 15 Jahren Dozierende und Studierende der Dualen Hochschule Heidenheim, um die Einwohnerinnen und Einwohner des Ortes bei deren Projekten im Bereich Bildung, Gesundheit, Sicherheit sowie Umweltschutz und Aufforstung zu unterstützen.
„Das sind ganz unterschiedliche Sachen, die eigentlich immer von den Menschen vor Ort initiiert werden“, erläutert Sarah Schröder, Vorstandsmitglied bei Mount Kenya. So konnte im Rahmen der Kooperation im Jahr 2022 ein Klassenzimmer gebaut werden, „das war für unseren Verein schon ein sehr großes Projekt“, sagt sie. 80 Kinder können seitdem in dem Schulbau unterrichtet werden.
Ganz oft sei der entscheidende fehlende Faktor das Geld. Als vor Ort die Mittel zur Beschaffung von Wassertanks fehlten, „haben wir hier eine Spendenakquise gemacht, um Geld in den Topf mit reinschmeißen zu können“, so Schröder. Dieses Projekt stehe geradezu beispielhaft für die Arbeit des Vereins: „Die Idee kam nicht von uns, denn wir sind definitiv nicht die Experten für die Lebensrealität der Menschen dort.“ Letztendlich konnten durch die Unterstützung aus Heidenheim vor Ort 26 Haushalte mit Wasser versorgt werden.
In enger Kooperation zwischen den Menschen vor Ort und dem Verein wurden in den vergangenen Jahren zudem auch etwa 20.000 Bäume gepflanzt. „Das ist etwas, was die Menschen dort immer wieder machen, sie haben eine eigene kleine Baumschule“, ergänzt Janina Kaiser, auch sie ist, wie Sarah Schröder, nicht nur Dozentin an der DHBW, sondern engagiert sich auch im Verein Mount Kenya.
Demnächst wird das neueste Projekt, das aus der Kooperation von Verein und Menschen vor Ort heraus entstanden ist, fertiggestellt, es trägt den Namen „Kidico“. Das steht für „Kitchen, Dining und Conference Hall“ und bezeichnet ein Gebäude, das eine Mischung aus einer Großküche und einem angeschlossenen Speisesaal ist. Und das zugleich die Funktion eines Gemeindezentrums übernimmt, „das auch die Community nutzen kann, um Meetings und Weiterbildungen veranstalten zu können“, so Kaiser.
Das Kidico hat Platz für bis zu 150 Einwohnerinnen und Einwohner und bietet den ortsansässigen Gruppen einen wettergeschützten Platz. Ein Ort, wie es ihn in Timau bislang nicht gibt. Den Mittelpunkt bildet die Küche, deren Feuerstelle auf einen möglichst geringen Feuerholzbedarf und Rauchentwicklung ausgelegt ist. Bislang wird in einer Holzhütte über einer offenen Feuerstelle gekocht, in der es dunkel und eng ist und gesundheitsschädigender Rauch entsteht. In dem Speisesaal sollen nach Fertigstellung einmal täglich mehr als 40 Kinder zwischen zwei und fünf Jahren von 9 bis 15 Uhr betreut werden.
Einmal jährlich machen sich Studierende und Vereinsmitglieder auf den Weg, um vor Ort Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. In den zurückliegenden zehn Jahren sind so insgesamt 116 Studierende der DHBW nach Kenia gereist. „Das sind entweder zehn- oder zwölftägige Kurzaufenthalte vor Ort, in dem sie ein ziemlich intensives Programm durchlaufen“, erläutert Janina Kaiser. Alternativ können die Studierenden auch sogenannte Freiwilligenarbeit leisten, „an der DHBW kann man dreimonatige Fremdpraktika absolvieren“, ergänzte sie.
Finanziell gefördert vom Land
Der Verein selbst – dessen korrekter Name eigentlich „Camp for Social Development Mount Kenya“ lautet – wurde 2010 an der Dualen Hochschule in Heidenheim gegründet, „auf Initiative eines Dozierenden, der über private Kontakte erste Verbindungen nach Kenia geknüpft hatte“, erläutert Janina Kaiser. Sein Ziel ist es, die Ausbildung der Studierenden hier in Heidenheim mit der Möglichkeit von Projektarbeit in Kenia zu verbinden. Finanziell unterstützt wird er dabei vom Landtag und dem baden-württembergischen Staatsministerium über die Stiftung „Entwicklungs-Zusammenarbeit Baden-Württemberg“.