Podcast "Unterm Dach" (39)

Ein Messer, ein Neonazi, drei Todesopfer: die Bluttat vor dem Heidenheimer Club K2

Vor 20 Jahren tötete ein damals 17-Jähriger drei Jugendliche mit Messerstichen vor dem Heidenheimer Club K2. Erwin Bachmann und Silja Kummer sprechen im neuen HZ-Podcast in der Reihe "Unterm Dach" über die Tat, ihre Folgen und die Einordnung des Geschehens.

Ein Messer, ein Neonazi, drei Todesopfer: die Bluttat vor dem Heidenheimer Club K2

Ein neuer HZ-Podcast in der Reihe „Unterm Dach“ beschäftigt sich mit den Morden vor dem Heidenheimer Club K2, bei denen vor 20 Jahren drei Jugendliche getötet wurden. Erwin Bachmann, früherer stellvertretender Redaktionsleiter der HZ, und Silja Kummer, heute Mitglied der Redaktionsleitung, waren in Ulm und sprachen mit Roland Müller, Nachrichtenchef der Südwest Presse. Der Podcast ist eine Kooperation mit dem SWP-Podcast „Akte Südwest“.

Die Nachricht, dass am 19. Dezember 2003 um 23.30 Uhr vor dem alternativen Club K2 in der Heidenheimer Stadtmitte drei junge Menschen – 15, 16 und 17 Jahre alt – gestorben sind, erschütterte Heidenheim bis ins Mark. Die Opfer Viktor, Waldemar und Alexander waren russlanddeutscher Herkunft, der 17-jährige Täter ein Gymnasiast aus Berlin, der erst wenige Monate zuvor von seinen Eltern zum Onkel nach Heidenheim geschickt worden war. Leonard S. war in Berlin schon in rechtsextremen Kreisen unterwegs und fand auch in Heidenheim offenbar Anschluss an diese Szene.

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Redakteurin Silja Kummer hatte am Tag nach dem schrecklichen Verbrechen Dienst in der Redaktion und recherchierte als Erste zu dem Geschehen vor der Diskothek. „Es war sehr überraschend und eine erschütternde Tat“, erinnert sie sich. Der Täter war zunächst noch auf der Flucht. Die Polizei informierte in einer schnell einberufenen Pressekonferenz über die Suche nach dem Minderjährigen, der mit einem Messer so zielgerichtet zugestochen hatte, dass zwei seiner Opfer am Tatort verstarben und der dritte Jugendliche im Klinikum seinen Verletzungen erlag.

Leonard S. stellte sich schließlich der Polizei. Schnell wurde bekannt, dass bereits ein Ermittlungsverfahren gegen ihn wegen gefährlicher Körperverletzung lief, es resultierte aus einer Auseinandersetzung zwischen Punks und Neo-Nazis. Zwischen den Gruppen hatte es im Vorfeld schon mehrfach Streit gegeben.

Plakate an der Fassade des Heidenheimer Rathauses erinnerten ein Jahr nach der Tat an die drei Opfer. Jens Eber

Erwin Bachmann übernahm für die HZ die weitere Berichterstattung über den Fall. Der Täter wurde ein halbes Jahr später vom Landgericht Ellwangen zu einer Jugendstrafe von neun Jahren verurteilt. „So etwas gab es in Heidenheim vorher nicht in dieser Dimension, die Stadt galt als beschaulich, übersichtlich und sicher“, sagt Erwin Bachmann.  

Im Podcast berichten die beiden Journalisten auch, welche Auswirkungen die Tat in der Stadt hatte und wie man in Heidenheim der drei getöteten jungen Männer gedachte. Es geht aber auch um die politische Dimension der Tat, wie diese im Nachhinein eingeordnet wurde und wie sich die Stadtverwaltung positioniert hat. Der Täter wurde nach acht Jahren aus der Haft entlassen und setzte seinem Leben im Sommer 2012 selbst ein Ende.